Geliebte Suenderin
Riesenneffen?«
Sabrina strahlte. »Sie sind so groß wie immer«, erwiderte sie und berichtete ihm von Will, John und Mrs. Taylor. Sie beantwortete ihm geduldig seine Fragen, bis sie schließlich beim Zweck ihres Besuchs angelangt waren.
»Mrs. Taylor hat Euch empfohlen. Sehen Sie, mein Bruder Richard hat Schwierigkeiten, Sachen in der Ferne zu sehen, und wir hatten gehofft, Sie könnten ihm helfen.«
Mr. Smithson musterte mit zusammengekniffenen Augen Richards blasses Gesicht. »Na denn, junger Lord Richard, dann werden wir mal sehen, was wir für Euch tun können.« Er bat Sabrina, auf einem der Stühle Platz zu nehmen, während er Richard untersuchte. Er hielt eine Reihe von Linsen hoch und bat Richard, durch sie auf die Straße hinauszuschauen. Mr.
Smithson machte sich mehrere Notizen, wobei er vor sich hin murmelte, bis er schließlich mit einem zufriedenen Seufzer die Instrumente wieder in ihre samtgepolsterte Holzkiste zurücklegte und Richard zu einem Stuhl neben Sabrina folgte. Bevor er sich selbst setzte, zog er an einem Klingelzug.
»Ich hoffe, Ihr erweist mir die Ehre und trinkt mit mir Tee?
Meine Haushälterin wird ihn gleich herunterbringen.«
»Danke, das ist mir sehr willkommen«, nahm Sabrina höflich seine Einladung an. »Lebt Ihr über Eurem Laden?«
Mr. Smithson nickte und breitete die Arme aus. »Das ist mein Zuhause, in dem ich aufgewachsen bin und in dem ich auch sterben werde. Heutzutage verläßt der moderne Geschäftsmann seinen Laden und wohnt in einer Villa auf dem Land. Es schickt sich nicht mehr, über seinem Laden zu wohnen. Aber ich . .« Er hielt inne, als seine Haushälterin mit einem schweren Tablett hereinkam, das sie neben Sabrina abstellte. »Wäret Ihr so freundlich einzugießen?« fragte er. Sabrina folgte seiner Bitte, und er fuhr nachdenklich fort: »Aber ich, ich bin altmodisch und zu festgefahren, um mich auf meine alten Tage noch zu verändern.«
Er dankte Sabrina für seinen Tee und nippte gedankenverloren daran.
»Ich bin recht zufrieden mit dem Ergebnis der Untersuchung des jungen Lord Richard«, sagte er nach einiger Zeit. »Wenn Ihr in einer Woche wiederkommt, glaube ich versprechen zu können, daß Ihr Bruder, natürlich mit etwas Übung«, warnte er und lächelte über Richards aufgeregte blaue Augen, »ein präzises Loch in die Mitte eines Zweieinhalbshillingstückes schießen können wird wie die allerbesten Schützen.«
Richard sprang auf und tanzte vor Begeisterung durchs Zimmer, der Tee war vergessen. Sabrina beugte sich vor und griff nach Mr. Smithsons Hand. »Wie kann ich Euch nur danken? Ich fühle mich ohnehin so schuldig, weil ich seine Schwäche nicht früher bemerkt habe«, sagte sie reumütig, »aber ich habe es erst vor ein paar Tagen erfahren. Er hat es vor uns verheimlicht, und natürlich ist man immer zu beschäftigt, um sich die Leute, die einem am nächsten stehen, genau anzusehen.«
»Mein liebes Kind, seid nicht so streng zu Euch. Der junge Herr wird jetzt normal sehen können, und seiner Konversation nach zu schließen ist er bei weitem besser dran als seine Altersge-nossen, denn die Jahre erzwungener Ruhe und sein Lerneifer haben ihn gereift und ihm einen eigenen Verstand geschenkt. Ihr könnt sehr stolz auf ihn sein.« Mr. Smithson tätschelte ihr beruhigend die Hand.
Sabrina drückte einen zarten Kuß auf seine Wange. »Ich danke Euch«, sagte sie leidenschaftlich mit Tränen in den Augen, was Mr. Smithson ganz aus der Fassung brachte.
»Komm schon, Richard, wir müssen los«, rief Sabrina, als die Glocke über der Tür ertönte und ein weiterer Kunde den Laden betrat.
»Freitag«, rief Mr. Smithson hinter den beiden her, die ihm mit strahlenden Gesichtern zur Antwort zuwinkten.
Kurz vor zwei trafen die beiden zu Hause ein, mit vor Aufregung hochroten Köpfen und beladen mit Paketen. Richard rannte lachend in den Salon, in einer Hand wirbelte er einen neuen Stock mit Bernsteingriff, unter dem anderen Arm hatte er ein Paket brandneuer Bücher sicher verstaut, und sein Mund war mit Schokolade verschmiert. Er warf sich auf den Teppich und begann begierig in seinen Büchern zu blättern.
Sabrina ließ sich mit einem müden Lächeln in den nächsten Stuhl fallen. »Richard wird seine neue Brille am Freitag kriegen, und dann wird er genauso gut sehen können wie du und ich«, erzählte sie Mary, die Richard amüsiert beobachtete und ungeduldig auf die Nachricht gewartet hatte.
»Das ist ja wunderbar! Ich kann kaum fassen, wie er
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