Geliebte Suenderin
Junggesellen vorbeitanzen sah. »Ich sehe keinerlei Schwierigkeiten, zwei Schwiegersöhne mit den nötigen Voraussetzungen zu finden. Keinerlei.«
Sabrina schwirrte der Kopf vor lauter Namen und Gesichtern der reichen Heiratskandidaten, die der Marquis ihr vorstellte.
Ihre Füße waren müde, und sie hatte schreckliche Kopfschmerzen. Wenn sie sich doch nur einen Augenblick setzen könnte!
»Ich schwöre, ich kann mich keinen Zentimeter mehr bewegen«, sagte sie zu dem jungen Mann, der gerade mit ihr tanzte.
Sie zeigte ihr Grübchen und sah zu ihm hoch, ihre violetten Augen funkelten unter der Maske.
»Natürlich, meine liebe Lady Sabrina«, entschuldigte sich der junge Gentleman hastig und verbarg seine Enttäuschung über den Verlust dieser bezaubernden Tanzpartnerin. Er führte sie von der Tanzfläche, und als er einen Diener mit einem Tablett voller gefüllter Champagnerkelche sah, schlug er schüchtern vor: »Wenn Ihr ein bißchen frische Luft schnappen wollt, erlaubt mir, Euch in den Garten zu begleiten und Euch ein Glas Champagner zu holen?«
Sabrina lächelte dankbar, und ihre Augen strahlten. »Das wäre wunderbar, Ihr seid zu liebenswürdig.«
Der junge Herr strahlte übers ganze Gesicht und konnte sich zuerst gar nicht von Sabrinas Anblick trennen, doch dann verschwand er mit hochrotem Kopf in der Menge, während Sabrina sich auf einer Steinbank unter der Balustrade eines Balkons erholte. Sie saß erst kurze Zeit so da, als sie beim Klang der Stimmen in unmittelbarer Nähe hochschrak. Sie schaute sich um, sah aber niemand und mußte grinsen, als ihr klar wurde, daß die Stimmen von oben kamen. Das Pärchen hatte offensichtlich die Abgeschiedenheit des Balkons für ein Rendezvous genützt.
»Du kommst zu spät.«
»Tut mir leid, Percy, aber ich konnte nicht weg von ihm«, beklagte Blanche sich beleidigt. »Du hattest ja kaum Augen für mich. Du hast nur diese Kreatur mit der Maske angestarrt.«
»Ach komm, Blanche, du weißt doch, daß ich dich liebe«, beschwichtigte sie Percy. »Ich war nur neugierig, mehr nicht.«
Es folgte ein längeres Schweigen, dann hörte Sabrina ein ge-dämpftes Kichern.
»Beweist dir das, daß ich dich liebe?« fragte Percy.
»Oh, Percy, ich wünschte, wir könnten immer Zusammensein«, schmollte Blanche.
»Um ehrlich zu sein, Blanche, ich hatte mir gedacht, daß wir heute abend diese Zeit finden«, schlug Percy vor.
»Heute abend? Aber, wie in aller Welt sollen wir das bewerk-stelligen?« fragte Blanche, und ihre Stimme zitterte vor Erregung.
»Du mußt meinem lieben Cousin nur sagen, du hättest die Migräne, und dann den Ball verlassen, dann werde ich mich auch davonschleichen«, erklärte er.
»Oh, ich weiß nicht?« Blanche zögerte, von Zweifeln geplagt.
»Falls du dir Sorgen um meinen Cousin machst, das brauchst du nicht. Er wird dich überhaupt nicht vermissen. Er hatte nur Augen für dieses faszinierende Geschöpf in Schwarz und Silber.«
Sabrina lächelte bitter und fragte sich, ob sie wohl mit dem armen Verlobten getanzt hatte, der jetzt von Cousin und Verlobter hintergangen wurde.
»In Ordnung«, beschloß Blanche plötzlich. »Ich treffe dich, aber wo?«
»Wir müssen vorsichtig sein, damit keiner Verdacht schöpft.
Wenn du es meinem Cousin direkt sagst, wird er darauf bestehen, daß du seine Kutsche benutzt. Also schickst du ihm einfach eine Nachricht, du wärst gegangen, dann mietest du dir eine Kutsche, die dich nach Hause bringt. Du bleibst dann hinter der nächsten Ecke stehen, und ich werde dich mit meiner abholen.«
Sabrina verhielt sich ruhig, während die beiden sich entfern-ten. Sie grinste zynisch bei dem Gedanken an ihr Täuschungsma-növer. Sie seufzte ungeduldig. Wo blieb nur der junge Mann, der ihr ein Glas Champagner holen wollte? Sabrina hörte, wie sich Schritte näherten und schaute erwartungsvoll und freudig lä-
chelnd hoch.
»Ich dachte, Ihr hättet mich vergessen«, sagte sie leise.
»Dich vergessen, Sabrina? Nie!« erwiderte eine spöttische Stimme.
Sabrina stieß einen leisen Entsetzensschrei aus, als sie die große, in Seide gehüllte Gestalt des Herzogs von Camareigh erkannte. »Lucien«, flüsterte sie leise.
»Verzeihung, Ihr seid doch wirklich Lady Sabrina Verrick, nicht wahr?« verbesserte sich Lucien sarkastisch mit einem ver-
ächtlichen Lächeln. »Ich habe gesehen, wie Ihr Euch mit Eurem Bewunderer entferntet und habe zu seiner großen Enttäuschung beschlossen, seine Stelle einzunehmen«, sagte er und
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