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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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einzuprägen. Blausäure war ein Gift. Es gab Ärzte, die kleinste Dosierungen als Mittel gegen Kopfschmerzen vorschlugen, andere als Linderungsmittel bei Krebsgeschwüren im Endstadium. Aber für eine Schwangere? Er konnte sich nicht daran erinnern, davon etwas gelesen zu haben. Dennoch, es war möglich. Und dann war da noch die alte Medizinerweisheit, dass die Dosis das Gift macht. Er biss sich auf die Lippe.
    „Aber, Dr. Parwine“, wiederholte der Vater, „was soll mit meiner Tochter passieren? Sie ist … sie ist doch erst fünfzehn.“
    Parwine musterte das Mädchen. „Was denken Sie?“, fragte er schließlich mit seiner leisen milden Stimme. „Behandeln Sie sie mit christlicher Nächstenliebe. Jetzt, da Sie wissen, was sie ist, schieben Sie sie in aller Stille irgendwohin ab.“
    Die Mutter des Mädchens keuchte und brach in Tränen aus. Der Vater des Mädchens umklammerte die Lehne, sodass seine Fingerknöchel ganz weiß wurden. „Nein“, sagte er, als wollte er es nicht wahrhaben.
    Die Einzige, die nichts darauf erwiderte, war das Mädchen selbst.
    „Ich habe es schon hundert Mal gesehen“, erklärte Parwine kopfschüttelnd. „Sobald ein Mädchen erst einmal ruiniert ist, ist ihr Leben vorbei. Selbst wenn es Ihnen gelingt, ihren unglücklichen Zustand vor ihrer unmittelbaren Umgebung zu verbergen, ist das Mädchen nichts mehr wert. Ihr Leben wird eine von zwei möglichen Richtungen einschlagen. Wenn sie keine moralische Besserung erfährt, wird sie ihren unsittlichen Neigungen weiter nachgeben und eine peinliche Belastung für alle sein, die sie kennen. Sie wird sich früher oder später eine venerische Krankheit holen und daran in Schande sterben.“
    „Nein.“ Der Vater ließ seine Hand auf die Schulter des Mädchens fallen. „Nein“, wiederholte er, dieses Mal selbstsicherer. „Das wird meinem kleinen Mädchen nicht passieren.“
    „Dann akzeptieren Sie den anderen Weg, der sich Ihrer Tochter bietet. Wenn auch nur ein Rest Gutes in ihr ist, wird die Scham sie aufzehren. Sie wird nie geliebt werden, und sie wird dahinsiechen. Vermutlich stirbt sie jung und büßt auf diese Weise ihre Sünde. An diesem Punkt gibt es nichts zu tun, als sich mit der Wahrheit abzufinden. Ihre Tochter ist praktisch schon tot. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Zustand auch tatsächlich eintritt.“ Parwine nickte dem Mann zu. „Ich kann nur die Symptome dieser Erkrankung behandeln“, verkündete er. „Gegen die Ursache – Sittenverfall – gibt es keine Kur.“
    Der Vater zog ein Taschentuch hervor und betupfte sich ärgerlich die Augen. Von den dreien war die Tochter die Einzige, deren Augen trocken blieben. Sie blickte fast trotzig nach vorne.
    Zur Hölle mit diesem verdammten Aberglauben. Jonas verfluchte sich selbst, dass er der Bedingung für seine Teilnahme an den Besuchen, nichts zu sagen, zugestimmt hatte. Er hatte sich nicht entschieden, Arzt zu werden, damit er den Tod von Kindern prophezeien konnte. Vielmehr war er den verführerischen Geschichten erlegen – wie denen von John Snow, der durch sorgfältige Beobachtungen Hunderte Leben rettete, von Männern, die die Welt um sie herum wahrnahmen, denen es nicht egal war und die nachdachten, Männer, die auf unvernünftiges Beharren auf Althergebrachtem verzichteten, um Therapien zu finden, die durch empirische Forschungen gestützt wurden.
    Parwine packte seine Sachen ein und winkte Jonas, ihm zu folgen.
    Ich habe noch keine wissenschaftlichen Studien gesehen, die die Vermutung nahelegen, dass Sittenverfall das Leben verkürzen kann, stellte er sich vor, zu dem Vater zu sagen, während er durch das Zimmer zur Tür ging.
    Oder vielleicht auch: Nehmen Sie nicht die Blausäure. Was auch immer Sie tun, aber nehmen Sie keinesfalls die Blausäure.
    Vielleicht könnte er ihm auch nur im Vorbeigehen zuflüstern: Glauben Sie ihm kein Wort.
    Aber er hatte dem alten Arzt sein Wort gegeben. Außerdem kannte er seinen Platz. Er war nicht ganz einundzwanzig Jahre alt, hatte noch nicht einmal eine einzige Medizinvorlesung gehört. Es stand ihm nicht zu, öffentlich einem Mann zu widersprechen, der mehr als dreimal so alt war wie er. Außerdem, was wusste er schon? Ein wenig Buchwissen, das war alles, was er vorzuweisen hatte. Vielleicht irrte er sich. Vielleicht bedeutete Parwines Erfahrung, dass er es wirklich besser wusste.
    Das war alles Unsinn, und er wusste es. Als er ging, richtete sich ihr Blick auf ihn. Er kannte noch nicht einmal ihren Namen,

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