Geliebter Barbar
verteidigen, bis er schließlich bemerkte, daß kein Eindringling im Zimmer war.
Vor irgend etwas hatte Judith schreckliche Angst, und endlich drang die Erkenntnis zu ihm durch, daß er der Grund war. Ihre Augen blickten wild, und als er das Schwert niederlegte und die Hand nach ihr ausstreckte, wich sie zurück.
Aber er ließ sich nicht abweisen. Er packte sie um die Taille, legte sich auf den Rücken und zog sie auf seinen Körper. Seine Beine umklammerten ihre und er begann, ihren Rücken beruhigend zu streicheln.
Sie entspannte sich augenblicklich. Er gähnte laut und fragte dann: »Hast du schlecht geträumt?«
Ihre Stimme war noch heiser vom Schlaf. Es tat ihr schrecklich leid, daß sie ihn so aufgestört hatte. »Nein« flüsterte sie leise. »Schlaf wieder ein. Du brauchst deine Ruhe.«
»Sag mir, was passiert ist. Warum hast du geschrien?«
»Ich habe es vergessen«, erklärte sie. Sie rieb ihre Wange an seiner warmen Brust und schloß die Augen.
»Du hast vergessen, warum du geschrien hast?«
»Nein«, gab sie zurück. »Ich habe vergessen, daß ich verheiratet bin. Bis eben … Als du mich zufällig berührt hast, war ich einfach … verschreckt. Ich bin es nicht gewohnt, mit einem Mann in einem Bett zu schlafen.«
Er lächelte in die Dunkelheit. »Das hatte ich mir fast gedacht«, sagte er. »Jetzt hast du doch keine Angst mehr, oder?«
»Nein, bestimmt nicht«, flüsterte sie. »Danke, daß du dich so um mich kümmerst.«
Himmel, sie hatte so höflich gesprochen. Er war ihr Mann, und doch behandelte sie ihn wie einen Fremden. Judith fühlte sich unbehaglich … und furchtbar verletzlich. Sie sagte sich, daß sie absolut übermüdet sein mußte. Viel geschlafen hätte sie nicht, seit sie in die Highlands gekommen war, und all die Aufregungen machten es nicht besser.
Sie hatte nicht die Absicht zu weinen, und die Tränen überraschten sie selbst. Natürlich war sie sich darüber klar, daß sie sich wie ein kleines Kind benahm, aber sie konnte es nicht verhindern.
»Judith?« Sein Daumen wischte ihr eine Träne von der Wange. »Warum weinst du denn?«
»Es waren keine Blumen da, Iain. Es hätten doch Blumen dasein müssen.«
Sie hatte so leise gesprochen, daß er nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte. »Blumen?« fragte er. »Wo waren keine Blumen?«
Er wartete auf ihre Antwort, aber sie schien sturköpfig. Er drückte sie leicht.
»In der Kapelle.«
»Welche Kapelle?«
»Die, die ihr nicht habt«, antwortete sie. Sie wußte, daß sie sich kläglich anhörte. Und daß er sie unmöglich verstehen konnte. »Ich bin erschöpft«, entschuldigte sie ihre verwirrenden Reden. »Bitte werde nicht böse.«
»Ich bin nicht böse«, antwortete er. Er streichelte weiter ihren Rücken, während er über ihre seltsame Bemerkung nachdachte. Was meinte sie mit Blumen in der Kapelle, die sie nicht hatten? Er begriff kein Wort, entschied aber, bis morgen zu warten, um herauszufinden, was ihr wirklich Kummer bereitete.
Ihr süßer, warmer Körper brachte ihn sehr bald auf andere Gedanken. Aber er durfte sie nicht noch einmal anfassen, nicht heute nacht. Es würde ihr zuviel werden, sie brauchte Zeit, das Geschehene zu verarbeiten und sich zu erholen.
Dennoch konnte er seine Gedanken nicht zurückhalten, und in kürzester Zeit war er wieder hart und bereit. Aber das zählte nicht. Er wollte ihr auf keinen Fall noch einmal weh tun. Iain zog seine zarte Frau an sich und schloß die Augen. Patrick hatte ihm versichert, daß er für Frances Catherine durch die Hölle gehen würde, und er hatte damals nur darüber gelacht.
Sein Bruder hatte jede Abwehr seiner Frau gegenüber aufgegeben. Er war verletzbar geworden, und Iain hatte ihn damals für einen Narren gehalten. Es war in Ordnung, sich um sein Weib zu kümmern, aber sich als Krieger maßregeln zu lassen, der Frau stets alles recht zu machen, so wie Patrick es tat, war für Iain immer noch nicht annehmbar. Keine Frau sollte ihm je auf der Nase herumtanzen. Er durfte sich einfach nicht erlauben, gefühlsmäßig derart eingebunden zu sein. Oh, er empfand viel für Judith, mehr als er jemals beabsichtigt hatte. Und nun, da sie seine Frau war, würde er sich erlauben, zufrieden zu sein. Aber er sollte verdammt sein, wenn er sich verletzbar zeigte.
Natürlich war er sehr glücklich darüber, daß sie ihn liebte. Das würde ihr die Anpassung an das Leben hier erleichtern. Iain schlief noch lange nicht ein. Er überlegte sich weitere logische
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