Geliebter Barbar
hatte sein Herz erobert. Er wußte nicht, ob er lieber lachen oder schreien sollte. Judith, die gerade dabei war, ihre Sachen abzulegen, hielt inne, um ihn anzusehen. Sie trug nur noch ihr weißes Hemd und langte gerade nach der Goldkette, die um ihren Hals hing, als sie seinen finsteren Ausdruck bemerkte.
»Stimmt etwas nicht?« fragte sie.
»Ich bat dich, diesen Ring nicht mehr zu tragen«, erinnerte er sie.
»Du hast mich gebeten, ihn nicht im Bett zu tragen«, erwiderte sie. »Und das habe ich nicht, oder?«
Sein Gesicht wurde noch düsterer. »Warum trägst du ihn denn am Tag? Hat das Ding für dich eine besondere Bedeutung?«
»Nein.«
»Dann – warum zur Hölle trägst du ihn?«
Judith verstand nicht, was ihn plötzlich so ärgerlich machte.
»Weil Janet und Bridget jetzt immer in unserem Zimmer sauhermachen, und ich nicht will, daß sie ihn finden und sich Gedanken machen.« Sie hob die Schultern. »Der Ring wird langsam wirklich lästig. Ich würde ihn gerne loswerden.«
Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, ihm zu gestehen, wem der Ring gehörte und warum sie befürchtete, jemand könnte es zufällig herausfinden.
Sie legte Kette und Ring zurück in das Kästchen und schloß den Deckel. Dann wandte sie sich zu ihm um. Ja! Sie mußte es ihm nun endlich sagen. »Erinnerst du dich daran, was du kurz vor unserer Hochzeit gesagt hast? Daß die Vergangenheit für dich nicht zählt?«
Er nickte. »Ich kann mich erinnern«, sagte er.
»Hast du es auch so gemeint?«
»Ich meine immer, was ich sage.«
»Du brauchst mich nicht anzufauchen«, flüsterte sie. Sie begann unwillkürlich die Hände zu ringen. Wenn Iain sie liebte, würde die Wahrheit, die sie ihm zu sagen gedachte, doch nicht alles kaputtmachen … oder doch?
»Liebst du mich?«
Er stieß sich von der Tür ab. Sein Gesichtsausdruck war fast bedrohlich geworden. »Du wirst mich nicht herumkommandieren, Judith.«
Judith war vollkommen entsetzt. »Natürlich nicht«, sagte sie schnell. »Ich frage doch nur, weil …«
»Ich lasse mich nicht zu einem Jammerlappen machen. Und ich will, daß du das hier und jetzt verstehst.«
»Das weiß ich«, sagte sie. »Und ich will dich überhaupt nicht ändern.«
Aber auch das besänftigte ihn nicht. »Ich werde nicht wie ein Schwächling herumlaufen.«
Die Unterhaltung hatte eine groteske Wende genommen. Iains Laune war vollkommen umgeschlagen. In ihrem Herzen wußte sie, daß er sie liebte, aber die Reaktion auf ihre simple Frage verwirrte sie so sehr, daß sie begann, sich Sorgen zu machen.
»Hat meine Frage dich so aus der Fassung gebracht?« fragte sie, und allein die Möglichkeit versetzte ihr einen Stich.
»Krieger geraten nicht aus der Fassung. Nur Frauen tun das.«
Sie nahm die Schultern zurück. »Ich nicht.«
»O, doch«, entgegnete er. »Du ringst deine Hände.«
Sie zwang sich sofort zur Ruhe. »Aber du bist derjenige, der angefangen hat«, sagte sie.
Er zuckte die Schultern. »Ich habe … nachgedacht.«
»Worüber?«
»Über die Hölle.«
Sie mußte sich setzen. Jetzt verstand sie gar nichts mehr.
»Was meinst du damit?« fragte sie.
»Patrick sagte mir einmal, er würde durch die Hölle gehen, wenn er seiner Frau damit einen Gefallen tun könnte.«
Sie ging zum Bett und setzte sich auf die Kante. »Und?« hakte sie nach, als er schwieg.
Er streifte seine Kleider ab und kam zu ihr herüber. Dann zog er sie auf die Füße und sah ihr in die Augen.
»Und mir ist gerade aufgefallen, daß ich dasselbe für dich tun würde.«
13. Kapitel
Zwei volle Wochen lief Judith durch einen Nebel des Glücks. Iain liebte sie. Oh, er hatte nicht genau diese Worte gebraucht, aber das, was er gesagt hatte, war gewiß Beweis genug, daß er sie wirklich liebte.
Sie konnte ihr Lächeln nicht unterdrücken. Iain dagegen runzelte nur noch die Stirn. Es war deutlich, daß er Schwierigkeiten hatte, seine Gefühle für sie zu akzeptieren. Sie zu lieben machte ihm Sorgen. Sie konnte es verstehen. Krieger waren dazu erzogen, zu kämpfen und zu schützen. Sie härteten viele Jahre Körper und Geist dazu ab, unbesiegbar zu sein, und hatten keine Zeit für zarte Empfindungen. Sie nahm an, daß Iain sich nun wie eingefangen fühlte. Aber mit der Zeit würde er lernen, seiner Liebe zu vertrauen und dieselbe Freude zu verspüren wie sie.
Immer wieder ertappte sie ihren Mann, wenn er sie heimlich beobachtete. Er wirkte wie ständig in Gedanken versunken. Sie wollte ihn nicht bedrängen, über seine
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