Geliebter Barbar
er tat es nicht. Er wollte, daß sie freiwillig zu ihm kam. Und so faltete er die Hände hinter dem Rücken und sah sie an. »Graham hatte mich so abgefüllt und kümmerte sich am nächsten Tag um mich. Er hatte mich eine wichtige Lektion lehren wollen, doch ich war damals zu hochmütig, um es zu merken.«
Ihre Neugier wurde nun stärker als ihre Angst. Sie wich nicht mehr zurück, als er noch einen Schritt näher herantrat. »Und was war das für eine Lektion?« fragte sie.
»Ein Krieger, der seine Selbstbeherrschung für ein paar Becher aufs Spiel setzt, ist ein Narr. Der Wein macht ihn verletzlich und für andere sogar gefährlich.«
Sie nickte heftig. »Das ist allerdings wahr«, sagte sie. »Manche Männer tun oft Dinge, an die sie sich am nächsten Tag nicht mehr erinnern können. Sie können jemandem weh tun und es einfach vergessen. Ständig müssen andere um sie herum auf der Hut sein. Nein, Betrunkenen kann man nicht trauen!«
Was sie ihm sagte, machte sein Herz schwer. Aber er achtete sorgsam darauf, sich nichts anmerken zu lassen. »Und wer hat dich diese Lektion gelehrt?« fragte er mit weicher, beruhigender Stimme.
»Onkel Tekel«, antwortete sie. Nervös rieb sie ihre Arme, während sie ihm von des Onkels Verletzungen erzählte und davon, wie er den Schmerz mit Wein betäubte. Sie zitterte, als sie die Bilder ihrer Vergangenheit beschwor. »Nach einiger Zeit … hatte der Wein ihm seinen Verstand zerstört. Man konnte ihm nicht mehr trauen.«
»Traust du denn mir?«
»O ja.«
»Dann komm zu mir.«
Er breitete seine Arme aus. Sie zögerte nur einen kurzen Moment, dann stürzte sie auf ihn zu. Er schlang die Arme um sie und hielt sie fest.
»Ich habe dir versprochen, niemals in deiner Gegenwart betrunken zu werden, und du beleidigst mich, wenn du annimmst, ich würde mein Wort nicht halten.«
»Ich wollte dich nicht beleidigen«, flüsterte sie an seiner Brust. »Ich weiß, daß du es nicht absichtlich tun würdest. Aber es gibt Gelegenheiten wie heute abend, wo du mit anderen trinken mußt, und wenn gefeiert wird …«
»Das wäre keine Entschuldigung«, unterbrach er sie. Er rieb sein Kinn über ihren Kopf und genoß das Gefühl ihres seidigen Haares auf seiner Haut. Er atmete ihren sanften, femininen Duft ein und lächelte vor Wohlgefallen.
»Liebster Gatte, du verpaßt deine wichtige Versammlung«, flüsterte sie.
»Ja«, stimmte er zu und ließ sie los. Er wartete, bis sie zu ihm hochsah, und beugte sich dann herab, um sie zu küssen.
Schließlich nahm er sie an die Hand und führte sie ins Haus zurück. Drinnen zog er sie die Treppen hinauf. »Wohin gehen wir denn?« fragte sie ihn leise.
»In unser Zimmer.«
»Aber deine Versammlung …«
»Wir haben eine Versammlung.«
Sie begriff nicht. Er öffnete die Tür zur Schlafkammer, zwinkerte seiner Frau zu und schob sie dann sanft hinein.
»Und um was geht es bei unserer Versammlung?«
Er schloß die Tür, verriegelte sie und wandte sich dann Judith zu. »Befriedigung«, sagte er. »Zieh deine Kleider aus, und ich erkläre dir ganz genau, was ich meine.«
Ihre plötzliche Röte sagte ihm, daß sie endlich verstanden hatte. Sie lachte hell auf, und sein Herzschlag beschleunigte sich. Er lehnte sich gegen die Tür und beobachtete, wie sie mit ihrer Verlegenheit kämpfte.
Noch nicht einmal berührt hatte er sie und fühlte sich doch schon unglaublich zufrieden. Bevor sie in sein Leben getreten war, hatte er gar nicht gewußt, wie leer und kalt es gewesen war. Es kam ihm vor, als wäre er bisher in einem Labyrinth von Pflicht und Verantwortung herumgeirrt, ohne sich jemals die Frage zu gestatten, ob er etwas vermißte.
Judith hatte sein Leben verändert. Er war schon glücklich, nur bei ihr zu sein, und nahm sich nun auch Zeit für Unsinn – zum Beispiel, wenn er sie neckte, nur um ihre stets erfrischende Reaktion zu provozieren. Und er liebte es, sie zu berühren. Oh, Himmel, wie er es liebte, ihren weichen Körper an sich gedrückt zu spüren. Er liebte es, wenn sie über die albernsten Dinge rot wurde und schüchtern versuchte, ihm Befehle zu erteilen.
Sie war für ihn eine wunderbare ständige Verwirrung. Er wußte, wie schwer es für sie gewesen sein mußte, für die Frauen aus dem Clan einzutreten. Und doch hatte sie ihre Schüchternheit überwunden, um für bessere Bedingungen zu bitten.
Judith war willensstark, mutig und außergewöhnlich zartfühlend.
Und er liebte sie.
Jetzt mochte ihm Gott helfen, dachte er sich. Sie
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