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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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antwortete sie.
    »Sie rückt mit dem Stuhl noch bis in die Speisekammer«, flüsterte Gelfrid laut. »Und das verstehe ich überhaupt nicht.«
    »Judith«, rief Iain. »Ich habe Brodick und Gowrie befohlen, draußen zu warten, bis die Versammlung beginnt. Könntest du sie bitte hereinholen!«
    Seine Bitte war seltsam in Anbetracht der Tatsache, daß sein Knappe direkt neben ihm stand. Der junge Krieger wollte offenbar Iain gerade darauf hinweisen, doch dieser hob abwehrend die Hand.
    »Ich gehe gerne, Iain«, sagte Judith. Sie freute sich so sehr über die Art, wie Iain seinen Befehl verpackt hatte, daß sie ihr Lächeln nicht unterdrücken konnte.
    Iain wartete, bis sie draußen war. Dann wandte er sich zu Frances Catherine. »Es war nur ein Vorwand, Judith hinauszuschicken«, vertraute er ihr leise an. »Ich wollte dich etwas fragen.«
    »Ja?« fragte Frances Catherine und unterdrückte die Panik, die seine gerunzelte Stirn in ihr bewirkte.
    Iain wies mit der Hand auf Judiths Stuhl in der Ecke. Dann fragte er: »Warum?«
    Frances Catherine begriff. Er wollte wissen, warum Judith während der Unterhaltung immer mehr Abstand zwischen sich und den Männern geschaffen hatte. »Der Wein«, flüsterte sie ebenso leise zurück.
    Er schüttelte den Kopf, weil er sich dabei nichts vorstellen konnte.
    Frances Catherine holte tief Atem. »Das hat sie schon immer so gemacht, seit sie klein war … sie will sich selbst schützen. Mein Vater wurde darüber ganz nervös, bis er aufhörte, in ihrer Gegenwart zu trinken. Bitte … seid nicht böse. Ich glaube nicht, daß sie es überhaupt noch merkt.«
    »Ich möchte es gerne verstehen«, sagte Iain, »und ich werde bestimmt nicht böse. Aber erzähl mir doch, warum sie es tut. Warum rückt sie ab, sobald ich einen Schluck trinke? Warum hat sie sich so etwas angewöhnt?«
    »Judith versucht, sich …« Iain wartete geduldig, während Frances Catherine ihren Blick verlegen auf die Tischplatte senkte.
    »… versucht, sich außer Schlagweite zu bringen!«
    Das hatte Iain nicht erwartet. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte einen Moment nach. Dann fragte er: »Gab es denn Zeiten, in denen sie nicht rechtzeitig wegkam?«
    »Oh, ja«, antwortete Frances Catherine. »Das kam sehr, sehr oft vor.«
    Die anderen hatten natürlich jedes Wort mitgehört. Gelfrid stieß einen lauten Seufzer aus. Graham schüttelte den Kopf.
    »Warum sollte sie befürchten, daß du sie schlägst?« fragte Owen.
    Iain war bisher noch nicht aufgefallen, wie sehr er den Mangel an Privatleben in seinem Alltag haßte.
    »Das ist eine Familienangelegenheit«, sagte er knapp.
    Er wollte diese Unterhaltung beenden, bevor sie ausgeweitet wurde. Frances Gatherine hatte den Wink jedoch nicht verstanden und wandte sich zu Owen, um seine Frage zu beantworten. »Sie fürchtet nicht, daß Iain sie schlägt«, erklärte sie. »Sie hätte ihn nicht geheiratet, wenn sie Angst vor ihm gehabt hätte.«
    »Aber dann …«, begann Owen.
    »Wenn Judith möchte, daß du über ihr Vorleben Bescheid weißt, wird sie dich schon aufklären«, sagte Iain mit harter, keinen Widerspruch duldender Stimme. Er stand auf. »Die Versammlung findet morgen statt«, entschied er.
    Er ließ ihnen keine Zeit für Proteste, sondern drehte sich um und verließ die Halle.
    Judith stand auf dem Vorplatz und wandte sich um, als sie die Tür hinter sich gehen hörte. Sie schenkte ihrem Gatten ein etwas gezwungenes Lächeln.
    »Sie sind noch nicht hier, Iain«, rief sie. »Ich schicke sie bestimmt sofort herein, wenn sie ankommen.«
    Er ging die Stufen hinunter und machte ein paar Schritte auf sie zu. Sie wich zurück, obwohl sie bemerkte, daß ihr Mann keinesfalls betrunken wirkte. Aber sie hatte gezählt, und es waren drei volle Becher gewesen … oder hatte er nur daran genippt? Nein, benebelt sah er nicht aus. Doch sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Erneut trat sie einen Schritt zurück.
    Er hielt an. Auch Judith blieb stehen.
    »Judith?«
    »Ja?«
    »Als ich fünfzehn Jahre alt war, habe ich mich einmal entsetzlich betrunken. Ich weiß es noch, als ob es gestern war.«
    Ihre Augen weiteten sich, und er kam noch einen Schritt näher.
    »Es war eine qualvolle Erfahrung«, setzte er mit einem weiteren Schritt hinzu. »Ich werde niemals vergessen, wie ich mich am nächsten Tag gefühlt habe.«
    »War dir schlecht?«
    Er lachte. »Und ob!« Er war jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Er hätte nach ihr greifen können, aber

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