Geliebter Barbar
nicht, daß Iain Judith zwingt«, rief sie aus in der Hoffnung, ihn von ihrem Gerede über Versprechen und seine Gefühle abzulenken. »Wenn sie nicht herkommen kann, soll er sie nicht drängen.«
Wieder rang sie ihm ein Versprechen ab, daß er bereitwillig gab, um sie zu beruhigen. Doch diesmal hatte er nicht die Absicht, sein Wort zu halten. Er würde es keinesfalls zulassen, daß diese Engländerin seiner Frau das Herz brach. Dennoch gefiel es ihm nicht, Frances Catherine zu belügen, und so war seine Stimmung nicht die beste, als er wieder auf dem Hügel anlangte. Er wartete, bis sein Bruder hinauskam und rief ihm zu: »Iain! Wir müssen miteinander reden.«
»Himmel, Patrick, wenn es sich wieder um ein Versprechen handelt, das du deiner Frau gegeben hast, warne ich dich von vornherein: Ich will’s nicht hören!«
Patrick lachte, ließ seinen Bruder herankommen und sagte dann: »Ich muß mit dir über diese Freundin reden. Es ist mir egal, was sie will oder nicht will. Schleif sie an den Haaren her, wenn nötig, Iain, hörst du? Ich will meiner Frau eine Enttäuschung ersparen. Sie wird genug Sorgen mit dem Baby haben.«
Iain schlug den Weg zu den Ställen ein. Er hatte seine Hände auf dem Rücken verschränkt und hielt den Kopf gesenkt. Patrick ging neben ihm her.
»Du bist dir doch darüber im klaren, daß ich einen Krieg mit ihrer Familie vom Zaun breche, wenn ich diese Frau zwinge, nicht wahr? Und sollte da eine Verbindung zu König John bestehen, vielleicht sogar zu England …«
Patrick sah seinen Bruder an, um herauszufinden, wie ernst es ihm war. Iain grinste, und so antwortete Patrick. »John mischt sich nur ein, wenn er Nutzen daraus ziehen kann. Ihre Familie könnte allerdings zum Problem werden. Sie wird sie sicher nicht ohne weiteres auf solch eine Reise gehen lassen.«
»Es könnte haarig sein.«
»Wäre das schlimm?«
»Nein.«
Patrick stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Wann wirst du reisen?«
»Morgen früh, bei Sonnenaufgang. Heute abend rede ich mit Frances Catherine. Ich will so viel wie möglich über diese Familie erfahren.«
»Da ist etwas, was Frances Catherine mir verheimlicht«, sagte Patrick zögernd. »Sie fragte mich über die Fehde mit den Macleans aus …«
Er konnte nicht weitersprechen. Iain starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Und du hast sie nicht gezwungen, dir zu verraten, was zum Teufel sie vor dir verbirgt?«
»So einfach ist das nicht«, erklärte Patrick. »Du mußt mit einer Frau sehr … behutsam umgehen. Irgendwann wird sie mir schon erzählen, was ihr Sorgen bereitet. Man muß Geduld haben … Übrigens ziehe ich wahrscheinlich falsche Schlüsse. Meine Frau macht sich momentan über alles und nichts Sorgen.«
Aber Iains Blick blieb mißtrauisch und Patrick bereute, daß er es überhaupt erwähnt hatte.
»Ich würde dir gerne danken, daß du die Reise machst, aber du wärest wohl nur beleidigt.«
»Es ist keine Pflicht, die ich freudig erledige«, gab Iain zu. »Ich werde sieben oder acht Tage bis dorthin brauchen. Mit einer zeternden Frau im Schlepptau also mindestens neun zurück. Hölle, lieber nähm’ ich es einhändig mit einer Armee der Macleans auf!«
Patrick hätte beinah über Iains frustrierten Tonfall gelacht. Er wagte es jedoch nicht, denn sein Bruder würde ihm wahrscheinlich einen Kinnhaken verpassen, wenn er auch nur den Mund verzog.
Für einige Minuten gingen die Brüder schweigend nebeneinander her, jeder in seinen Gedanken versunken.
Plötzlich hielt Patrick an. »Du kannst diese Frau nicht zwingen. Wenn sie nicht mitkommen will, laß sie in Ruhe!«
»Warum zum Teufel reite ich dann überhaupt los?«
»Meine Frau könnte recht haben«, sagte Patrick. »Vielleicht kommt Lady Judith Elizabeth freiwillig mit.«
Iain warf seinem Bruder einen harten Blick zu. »Freiwillig? Du bist verrückt, wenn du das glaubst. Sie ist Engländerin!« Er stieß einen langen Seufzer aus. »Freiwillig? Nie!«
2. Kapitel
Wartend stand sie auf der Türschwelle.
Natürlich war Lady Judith vorgewarnt worden. Zwei Tage zuvor hatte ihr Cousin Lucas vier schottische Krieger – nur einen Steinwurf entfernt vom Grenzübergang bei Horton Ridge – gesichtet. Lucas war nicht zufällig dagewesen, sondern hatte dort gemäß Tante Minicents Anweisungen ausgeharrt. Und nach einem Monat Däumchendrehen und Tagträumerei machte er schließlich die Schotten aus.
Lucas war beim Anblick der vier Vollblut-Highlander zunächst so überrascht
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