Geliebter Barbar
um die Menge zum Schweigen zu bringen. Dann lächelte er breit. »Alles hat sich zu meiner Zufriedenheit gelöst«, rief er aus. »Lady Judith hat die Angelegenheit in kürzester Zeit aufgeklärt.«
Laute Hochrufe erklangen. Der Priester trat einen Schritt zur Seite, um Brodick vorbeizulassen. Iain und Winslow folgten. Die Menschen wichen vor Brodick zurück, der festen Schritts auf die Bäume zuging, wo Judith sein Pferd angebunden hatte, Er hatte sie fast erreicht, als er bemerkte, daß der Hengst fort war.
Brodicks Blick war ungläubig, als er zu den anderen herumwirbelte. »Bei Gott, sie hat es schon wieder getan!« grollte er. Es war ihm unbegreiflich, warum Judith ihn so beleidigte. Sie hatte sein Pferd genommen! Die Tatsache, daß es eigentlich Iain gehörte, änderte daran nichts.
»Lady Judith hat dein Pferd nicht gestohlen«, rief Winslow hinter ihm. »Sie hat es sich nur ausgeborgt. Das hat sie jedenfalls gesagt, als sie hier ankam, und ich kann mir vorstellen, daß sie immer noch glaubt …« Er konnte nicht fortfahren, weil er in lautes Lachen ausbrechen mußte.
Iain hatte mehr Disziplin. Er lächelte nicht einmal, sondern stieg auf sein Pferd und reichte Brodick die Hand. Dieser wollte sich gerade hinter seinen Clansführer auf den Rücken des Tiers schwingen, als Bryan, ein älterer Mann mit gebeugten Schultern und feuerrotem Haar, einen Schritt vortrat. »Die Frau hat Euer Pferd nicht gestohlen, und Ihr solltet das auch nicht glauben, Brodick.«
Brodick wandte den Kopf, um den Mann anzusehen. Plötzlich schob sich ein anderer Krieger durch die Menge. Er stellte sich neben Bryan. »Aye, Lady Judith war wahrscheinlich schrecklich in Eile«, sagte er.
Dann kam der nächste, noch einer und noch einer, um Gründe anzubringen, warum Judith das Pferd genommen haben könnte. Iain hätte nicht zufriedener sein können. Natürlich ging es nicht um das Pferd. Was die Männer sagen wollten, war, daß Judith ihren Beistand gewonnen hatte … und ihre Herzen. Sie hatte sich für Isabelle eingesetzt, nun setzten sie sich für sie ein.
»Sie hätte unserer Isabelle gestern nacht nicht helfen müssen. Und sie hätte heute nicht zurückkommen müssen, um Vater Laggans Fragen zu beantworten«, stellte Bryan fest. »Du wirst nicht schlecht über Lady Judith sprechen, Brodick, oder du bekommst es mit mir zu tun!«
Eine kräftige Brise konnte Bryan umwehen, so schwach wie er war. Dennoch forderte er mutig und offen Brodick heraus.
»Hölle«, murmelte Brodick wieder einmal, und seine Verblüffung war deutlich.
Nun lächelte auch Iain. Er nickte Judiths Fürsprecher zu, wartete, bis Brodick endlich aufgesessen war, und trieb sein Pferd dann an. Iain nahm an, daß Judith direkt zum Haus seines Bruders geritten war, doch das Pferd stand nicht davor. Wo konnte sie nur sein?
Iain hielt sein Pferd an, damit Brodick sich zu Boden gleiten lassen konnte. »Sie ist wahrscheinlich zur Festung geritten«, sagte er. »Ich werde dort zuerst nachschauen.«
Brodick nickte. »Ich suche weiter unten«, sagte er, marschierte los, blieb dann aber plötzlich stehen und wandte sich noch einmal um. »Ich gebe dir eine faire Warnung, Iain. Wenn ich sie finde, mache ich ihr die Hölle heiß.«
»Du hast meine Erlaubnis.«
Brodick versteckte sein Grinsen. Er wartete auf den Haken bei der Sache. Er kannte Iain gut genug, um zu wissen, wie seine Gedanken abliefen. »Und?« bohrte er nach, als sein Clansherr die Erlaubnis nicht von selbst einschränkte.
»Du kannst ihr die Hölle heiß machen, aber du wirst dabei deine Stimme nicht erheben.«
»Und warum nicht?«
»Du könntest sie erschrecken«, erklärte Iain mit einem Schulterzucken. »Das kann ich nicht zulassen.« ’
Brodick öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann aber eines anderen. Iain hatte ihm gerade allen Wind aus den Segeln genommen. Wenn er die Frau nicht anschreien durfte, warum sollte er sie dann überhaupt maßregeln?
Er wandte sich um und ging den Hügel hinab, wobei er Unverständliches vor sich hin murmelte.
Iains Lachen folgte ihm.
Judith erwartete ihn nicht an der Festung. Also ritt er zurück und nahm den Weg, der nach Westen zur Hügelkette führte. Er fand sie auf dem Friedhof. Sie ging schnellen Schritts den Pfad entlang, der zwischen Bäumen und dem geheiligten Boden lag.
Sie hatte geglaubt, daß ein zügiger Ritt sie von dem Ärger befreien konnte, den sie immer noch über die Ereignisse des Nachmittags spürte, und war zufällig am
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