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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wollte und gab augenblicklich eine knappe Zusammenfassung der Ereignisse. Aber auch er hatte seinen Zorn noch nicht verdaut, und seine Stimme zitterte, während er sprach.
    Iain legte Judith die Hand auf die Schulter. Er konnte ihr Beben spüren, was ihn noch wütender machte. »Judith ist Gast im Haus meines Bruders.«
    Er wartete, bis diese Feststellung zu jedem im Raum durchgedrungen war, und fügte dann hinzu: »Aber sie steht ebenso unter meinem Schutz. Wenn es Ärger gibt, wendet Ihr Euch an mich. Ist das deutlich?«
    Die kräftigen Männer in dem Zimmer duckten sich vor dem Zorn in seiner Stimme. Judith hatte Iain noch nie so aufgebracht erlebt. Sie fand es überwältigend … und auch beängstigend. Sie versuchte sich einzureden, daß er schließlich nicht auf sie wütend war, doch Logik half ihr nicht viel. Sein brennender Blick ließ sie erbeben.
    »Clansherr Iain, wißt Ihr, was Ihr da sagt?« flüsterte Vater Laggan. Iain starrte Judith an, als seine knappe Antwort kam. »Ja.«
    »Hölle«, murmelte Brodick.
    Iain wirbelte herum, um seinen Freund anzusehen. »Willst du mich herausfordern?«
    Brodick mußte einige Zeit über diese Frage nachdenken, bevor er antwortete. »Nein. Du hast meine Unterstützung. Gott weiß, du wirst sie brauchen.«
    »Du hast meine auch!« rief Winslow.
    Iain nickte. Seine Kinnmuskeln entspannten sich wieder, und Judith überlegte, daß der Loyalitätsbeweis seiner Freunde seinen Ärger wohl besänftigt hatte.
    Warum sie ihm extra Unterstützung zusicherten, war ihr allerdings rätselhaft. In England dehnte sich Gastfreundschaft auf alle Familienmitglieder aus, hier war es offenbar anders.
    »Der Rat?« fragte Winslow. »Bald«, gab Iain zurück.
    Hinter Judith sog jemand scharf die Luft ein. Sie wandte sich zu den Hebammen um. Überrascht sah sie, daß Helen über den Ausgang des Verhörs erleichtert zu sein schien. Sie hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Judith verstand nun überhaupt nichts mehr.
    Agnes Miene ließ jedoch keinen Zweifel an ihrer Laune. Ihre Augen blitzten vor Zorn, und Judith wandte sich ab. Sie bemerkte, daß Vater Laggan sie gespannt musterte.
    »Vater, gibt es nach Fragen, die Ihr mir stellen wollt?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. Da niemand sie beide zu beachten schien, trat Judith zu ihm. Winslow, sein Bruder Brodick und Iain hatten eine Unterhaltung begonnen, und die Verwandten am Tisch begannen alle auf einmal zu reden.
    »Vater, darf ich Euch etwas fragen?« flüsterte sie.
    »Natürlich.«
    »Wenn ich keine blauen Flecken am Hals gehabt hätte, wären Isabelle und ihr Baby wirklich von Euch verdammt worden?« Sie legte sich wieder den Schal um die Schultern, während sie auf seine Antwort wartete.
    »Nein«, antwortete er.
    Nun fühlte sie sich besser. Sie hatte nicht glauben wollen, daß ein Mann der Kirche wirklich so hart sein könnte. »Ihr hättet also mein Wort allein als Beweis genommen, obwohl ich eine Fremde bin?«
    »Ich hätte auch einen Weg gefunden, Eure Behauptungen zu unterstützen. Vielleicht wären all ihre Verwandten von mir aufgefordert worden, zu ihren Gunsten zu sprechen.« Er ergiff Judiths Hand und tätschelte sie. »Die Druckstellen machten meine Aufgabe sehr viel einfacher.«
    »Ja, das stimmt wohl«, sagte sie. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, möchte ich gern gehen.«
    Sie eilte nach draußen, sobald er ihr die Erlaubnis gegeben hatte. Wahrscheinlich war es sehr unhöflich, ohne ein Abschiedswort zu verschwinden, aber Judith konnte den Gedanken nicht mehr ertragen, noch eine Minute länger mit Agnes im selben Raum zu sein.
    Mittlerweile hatte sich die Menge vor dem Haus mehr als verdoppelt, aber Judith war nicht in der Stimmung, deren Neugier zu befriedigen. Mit hocherhobenem Kopf trat sie hindurch und auf den Baum zu, wo sie das Pferd zurückgelassen hatte.
    Ebensowenig war sie bereit, dem Hengst seine Launen durchgehen zu lassen. Sie versetzte ihm einen kräftigen Klaps auf die Flanke, der ihn lange genug ruhig hielt, daß sie sich in den Sattel schwingen konnte.
    Noch war sie zu aufgewühlt durch die Befragung, die sie über sich ergehen lassen mußte, um direkt zu Frances Catherine zu reiten. Sie mußte erst zur Ruhe kommen. Ohne ein bestimmtes Ziel lenkte sie den Hengst auf den Pfad, der zum Kamm führte. Sie wollte reiten, bis sich ihr Ärger gelegt hatte, und es war ihr egal, wie lange das dauern würde.
    Vater Laggan trat eine knappe Minute nach Judith aus der Hütte. Er hob die Arme,

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