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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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selbst sicher. Eine Aura ruhiger Autorität umgab ihn. Er verlangte von seinen Gefolgsleuten keinen Respekt. Nein, er hatte sich ihre Loyalität und ihr Vertrauen verdient. Nur selten erhob er seine Stimme jemand anderem gegenüber. Sie mußte lächeln, als ihr einfiel, daß er ihr gegenüber schon mehrmals die Stimme erhoben hatte. Er schien in ihrer Gegenwart nicht ganz so diszipliniert zu sein, und sie überlegte, wie das zu deuten war.
    »Wenn dir etwas nicht gefällt, ist es dann nicht deine Pflicht, es zu ändern?« fragte er.
    Sie hätte über seine Frage fast gelacht, bis sein Blick ihr sagte, daß er es ernst gemeint hatte. Das verblüffte sie vollends. »Du glaubst, ich könnte es mit der Kirche aufnehmen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Flüstern, Judith, zusammen mit tausend anderen, wächst zu einem Gebrüll heran, das selbst die Kirche nicht ignorieren kann. Fang mit Vater Laggan an. Stell ihm deine Fragen. Er ist ein gerechter Mann, er wird dir zuhören.«
    Er lächelte bei dem Wort ›gerecht‹, und sie erwiderte es. Sie wußte, daß er sich nicht über sie lustig machen wollte. Nay, er wollte ihr helfen. »Ich bin nicht wichtig genug, um Veränderungen zu bewirken. Ich bin bloß eine Frau, die …«
    »Solange du solchen Unsinn glaubst, wirst du wirklich nichts erreichen. Dann hemmst du dich selbst.«
    »Aber, Iain«, warf sie ein. »Was kann ich denn tun? Ich werde verdammt, wenn ich offen die Lehren der Kirche kritisiere. Und was würde das helfen?«
    »Du sollst sie nicht direkt angreifen«, erklärte er. »Du besprichst die Widersprüche in der Regel mit den Leuten. Eine Person wird begreifen, dann noch eine und noch eine …«
    Er brauchte nicht fortzufahren. Sie nickte. »Ich muß darüber nachdenken«, sagte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich irgend jemanden von meinen Ansichten überzeugen soll. Besonders hier nicht.«
    Er lächelte wieder. »Das hast du doch schon, Judith. Du hast mich die Widersprüche erkennen lassen. Warum bist du hierhergekommen?« fragte er dann.
    »Nicht absichtlich«, antwortete sie. »Ich wollte ein bißchen Spazierengehen, bis meine Wut sich gelegt hat. Du hast es wahrscheinlich nicht gemerkt, aber ich war sehr aufgewühlt, als ich Isabelles Haus verließ. Ich hätte am liebsten geschrien. Es war so ungerecht, was sie ihr angetan haben.«
    »Wenn du hier schreist, wird dich niemand hören.« Das Funkeln in seinen Augen unterstrich seinen Vorschlag.
    »Du würdest es hören«, sagte sie.
    »Das macht mir nichts.«
    »Aber mir macht es was. Das ist nicht schicklich!«
    »Nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und nicht sehr damenhaft«, fügte sie bedauernd hinzu.
    Sie sah so ernsthaft aus, daß er nicht widerstehen konnte. Er beugte sich nieder und küßte sie. Sein Mund strich gerade lang genug über den ihren, um ihre Zartheit zu spüren. Fast augenblicklich zog er sich wieder zurück.
    »Warum hast du das getan?«
    »Damit du mich nicht mehr so böse ansiehst.«
    Er ließ ihr keine Zeit, in irgendeiner Weise zu reagieren. Er nahm ihre Hand. »Komm, Judith, wir gehen spazieren, bis deine Wutendgültig vorüber ist.«
    Sie mußte laufen, um mit ihm Schritt zu halten. »Iain, wir machen kein Wettrennen. Können wir nicht langsamer gehen?«
    Er tat es, und sie gingen ein paar Minuten schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
    »Judith, tust du immer nur das, was sich schickt?«
    Sie fand die Frage reichlich seltsam. »Ja und nein«, antwortete sie. »Ich benehme mich stets in den sechs Monaten im Jahr anständig, in denen ich gezwungen bin, mit Mutter und Onkel Tekel zu leben.«
    Der Ausdruck »gezwungen« machte ihn hellhörig, aber er beschloß, sie jetzt nicht auszufragen. Sie war nicht auf der Hut gewesen, und er wollte soviel wie möglich über ihre Familie erfahren, bevor sie sich wieder vor ihm verschloß.
    »Und die anderen sechs Monate im Jahr?« fragte er wie beiläufig.
    »Benehme ich mich überhaupt nicht schicklich«, antwortete sie. »Onkel Herbert und Tante Millicent lassen mir ziemlich viel Freiheit. Sie schränken mich nicht ein.«
    »Gib mir ein Beispiel dafür«, verlangte er, »damit ich dich verstehe.«
    Sie nickte. »Ich wollte soviel wie möglich über die Geburt herausfinden, und Tante Millicent ließ mich nicht nur tun, was ich wollte, sie half mir sogar, so gut sie konnte.«
    Die nächsten Minuten erzählte sie ihm von Millicent und Herbert. Die Liebe, die sie für die beiden empfand, sprach

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