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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ohne schamrot zu werden. Aber um Gott zu dienen, muß man die Menschen kennen.«
    Einige Tage später – Gerda Pohland lag noch in der Klinik – kam große Aufregung über die Familie Petermann. Professor Dr. Kanoldt hatte bei Dr. Wehrmann angerufen, daß er jetzt ein Bett frei habe und Anna Petermann operieren könne.
    Gotthelf Petermann verteilte seine Kinder wieder auf die Verwandtschaft. Das Kleinste übernahm eine Cousine, die ausgebildete Kinderschwester war. Dann saßen die Petermanns im leeren Haus, und es kam ihnen vor, als säßen sie in einem Grabe. Die ungewöhnliche Stille, das Fehlen des Kinderlachens, die immerwährenden Streitereien, die stündliche Sorge; das nächtliche Aufschrecken, wenn eines der Kinder im Schlafe schrie oder laut träumte – dieses warme Leben fehlte ihnen. Sie hockten nebeneinander auf dem Sofa, sahen vor sich hin und zwangen sich nicht, ihre Angst zu verbergen.
    Am nächsten Morgen um neun Uhr früh wollte Dr. Wehrmann sie abholen. Es waren noch dreizehn Stunden bis dahin. Dreizehn Stunden, Abend, Nacht, Morgen. Dreizehn Stunden Denken und Angst, Einsamkeit und Warten. Dreizehn Stunden seelischer Qual, die das Herz zentnerschwer machte und den Pulsschlag lähmte. Dreizehn Stunden flimmernder Nervosität von der Kopfhaut bis zu den Zehen; ein Zittern in den Händen, die man krampfhaft in den Schoß oder auf den Tisch legte, damit sie ruhig waren.
    »Du mußt schlafen, Anna«, sagte Gotthelf Petermann gegen Mitternacht und legte den Arm um ihre Schulter. »Du darfst morgen beim Professor nicht müde sein. Komm ins Bett!«
    Aber sie schliefen nicht, sie konnten nicht die Augen schließen und sich zwingen, an nichts zu denken. Sie lagen wach nebeneinander und atmeten hastig, als läge ein schwerer Stein auf ihrer Brust.
    »Du!« sagte Anna leise. Ihre Stimme war klein und kläglich. Petermann drehte den Kopf zur Seite.
    »Ja, Anna?«
    »Wenn es schiefgeht …«
    »Wer denkt denn daran?«
    »Aber es kann sein.«
    »Nein.«
    »Und wenn? Wirst du wieder heiraten?«
    »Anna, red' nicht solchen Unsinn.«
    »Was wird aus den Kindern? Du mußt wieder heiraten, schon der Kinder wegen.«
    »Ich will davon nichts hören.« Petermann ergriff Annas Hände, sie waren eiskalt. »Anna – daran darfst du nie denken. Nie. Es wird ja alles gut.«
    »Man hat so komische Gedanken, Gotthelf.«
    »Schlaf, Anna.«
    »Ja, Männe.«
    Aber sie lagen noch wach, als die Morgendämmerung über die Heide kroch und der Tau in den ersten Sonnenstrahlen zu glitzern begann.
    Um neun Uhr standen sie bereit. Mit gepacktem Koffer, den Bademantel über dem Arm, tapfer und gefaßt, sich an den Händen haltend, jeder Schutz, und Kraft bei dem anderen suchend.
    Dr. Wehrmann war pünktlich. »Halli-hallo!« rief er fröhlich, als er sah, wie verkrampft die Mienen der Petermanns waren. »Einsteigen! Ist nichts vergessen? Zahnbürste? Liebesroman? Foto des Mannes?«
    Anna lächelte säuerlich.
    »Ich bin bereit, Herr Doktor.«
    »Wie das klingt!« Dr. Wehrmann schob Anna und Gotthelf in seinen Wagen. »Du sollst nicht hingerichtet werden, sondern hergerichtet. Das ist ein großer Unterschied. Und nun will ich keine Sauertöpfe in meinem Wagen haben, sondern hoffnungsvolle Mienen. Verstanden?«
    »Ja, Herr Doktor«, sagten die Petermanns leise.
    »Also, denn mal los.«
    Dr. Wehrmann fuhr forsch an und drehte einen Kreis auf dem Innenhof, um zum Ausgangstor zu kommen.
    Anna Petermann drückte das Gesicht an die Scheibe und sah noch einmal über alles das hinweg, was ihre kleine, schöne Welt gewesen war. Das Verwalterhaus, die Ställe, die Scheune, das Herrenhaus, der Park, der kleine See zwischen den Birken und Kiefern, die Bleichwiese, die Reitbahn … es war ihr, als solle sie das Ganze noch einmal sehen und in sich aufnehmen, als der Wagen den Kreis fuhr und dann aus dem Tor hinausschoß. Petermann ahnte die Gedanken Annas. Er tastete nach ihrer Hand und drückte sie fest.
    »Wenn du zurückkommst, liegt schon Schnee«, sagte er zärtlich. »Und der Teich ist zugefroren. Ich werde uns neue Schlittschuhe kaufen …«
    »Ja, Gotthelf.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und schloß die Augen. Der Wagen rauschte über die Chaussee, der Stadt entgegen. Dr. Wehrmann sagte kein Wort. Er sah im Rückspiegel, was mit den Petermanns war und hielt es für besser, zu schweigen.
    Als sie aufwachten, lagen sie in einem weißen Bett, zugedeckt mit einer sauberen Decke. Die Sonne glühte in das kleine Zimmer, aber es war

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