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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erträglich, denn über ihnen drehte sich an der Decke ein großer Propellerventilator.
    Dr. Heidkamp war schon wach, als Pohland die Augen öffnete und eine Weile brauchte, um sich zurechtzufinden. Er wollte sich aufrichten, aber ein stechender Schmerz in der Schulter warf ihn zurück.
    »Sie haben einen saftigen Schulterschuß, Herr Pohland«, hörte er die Stimme Dr. Heidkamps, noch etwas undeutlich, wie durch Watte gesprochen und irgendwie ohne Tonschwingungen. Dann wurde das Bild seiner Umwelt wieder klar, und die Stimme des Ingenieurs vernahm er plötzlich überlaut, als brülle er in sein Ohr.
    »Wo sind wir denn hier?« fragte Pohland schwach.
    »In einem ganz netten Militärlazarett. Als ich aufwachte, saß sogar eine Schwester an meinem Bett. Leider war ich zu schlapp, sie gebührend zu begrüßen.«
    »Ihnen scheint es ja verdammt gutzugehen.« Pohland drehte mühsam den Kopf. Dr. Heidkamp saß im Bett und rauchte. »Wo hat es Sie erwischt?«
    »Diesmal in den Oberschenkel. Steckschuß. Außerdem habe ich bereits gegessen, und – wie man mir sagte – die Portion von drei ausgewachsenen Soldaten. Mir ist nur nicht ganz klar, ob man uns als Gefangene hier hält oder als Befreite. Der Arzt sagte darüber nichts. Übrigens spricht der Junge ganz gut Deutsch.«
    »Was? Deutsch?« Pohland drehte sich auf die unverletzte Schulter. Auf einem Tischchen neben dem Bett stand ein Glas mit Orangensaft. Er nahm es mit zitternden Händen und trank gierig ein paar Schlucke. »Wieso denn das?«
    »Er hat drei Semester in Bonn und eines in Würzburg studiert. Ein sympathischer Kerl … da ist er übrigens.«
    Michael Pohland sah den jungen Mann in einem weißen Arztkittel ins Zimmer kommen. Er sah zu Pohland hinüber, über sein gelbliches Gesicht flog ein freundliches Lächeln, und er kam mit schnellen Schritten näher.
    »Da sind wir ja wieder«, sagte er mit einer hellen, leicht singenden Stimme auf deutsch. »Haben Sie Schmerzen, mein Herr?«
    »In der Schulter.«
    »Keine Sorge. Der Knochen ist unverletzt. Haben Sie Hunger?«
    »Nein, danke.« Pohland setzte sich, wobei der junge Arzt ihn stützte. Die Schulter brannte, als läge sie in einem Feuer und schmorte zusammen. »Ich höre, Sie sprechen gut Deutsch. Darf ich fragen, was geschehen ist? Von der Minute des Hubschrauberangriffs an fehlt mir jede Erinnerung. Wo sind wir hier?«
    »Im Militärlazarett von Ban Ngon. Man hat Sie und den anderen Herrn aus dem Kampfgebiet herausgeflogen. Alles weitere wird General Tao Khuang Batun mit Ihnen besprechen.« Der junge Arzt lächelte verbindlich, aber eisig. »Sie sollten doch etwas essen, um zu Kräften zu kommen.«
    »Sie gehören zu den Regierungstruppen?« fragte Pohland und trank einige Schlucke Orangensaft.
    »Natürlich.«
    »Dann bitte ich darum, sofort die deutsche Botschaft in Bangkok zu benachrichtigen.«
    Im Nebenbett lachte Dr. Heidkamp auf. »Damit machen Sie gar keinen Eindruck, Herr Pohland. Das habe ich schon vor vier Stunden verlangt. Man hält uns hier anscheinend für Deutsche, die auf seiten der Rebellen als Spezialisten eingesetzt waren. So eine Art rote Instrukteure.«
    »Das ist doch Blödsinn. Doktor … ist das wahr?«
    Der junge Arzt hob die Schultern und lächelte höflich.
    »Das wird der General mit Ihnen besprechen. Ich lasse Ihnen Essen bringen, nicht wahr?«
    Er verließ schnell wieder das Zimmer. Pohland rutschte etwas ins Bett zurück und seufzte. »Jetzt wird es schwer sein, auch diese Leute zu überzeugen«, sagte er. »Auf jeden Fall müssen wir die Verbindung zur deutschen Botschaft durchsetzen.« Er seufzte wieder und schloß ermattet die Augen. »Eins weiß ich jedenfalls, lieber Heidkamp, und das macht mich im Augenblick gleichgültig gegen alles, was kommt: Wir werden weiterleben, und wir werden nach Hause zurückkommen.«
    Eine junge Krankenschwester, unter deren kurzem, weißem Kittel die Tarnuniform der Regierungstruppen hervorsah, kam mit einem großen Tablett herein. Auch sie lächelte freundlich, stellte das Tablett auf das Bett Pohlands, nickte ihm zu und ging wieder hinaus. Dr. Heidkamp seufzte laut.
    »Himmel noch mal«, sagte er, »bei so einem Anblick merke ich erst, wie gesund ich noch bin.«
    »Aber Doktor!« Pohland lächelte schwach zurück. Er musterte das Essen. Weißbrotschnitten, eine halbe Melone, ein Stück kaltes Huhn, kandierte Kirschen, Apfelmus. Ein Becher mit einem süßen, nach Zimt riechenden Wein. Er nippte daran. Der Wein war dunkelrot, fast

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