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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blätterte weiter.
    Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft.
    Der Industriekaufmann Michael Pohland wird beschuldigt, in der Nacht zum 14. Februar gegen 23.15 Uhr durch rücksichtsloses Fahren mit seinem PKW den Tod seiner Ehefrau Lisa verursacht zu haben, indem er auf der teilweise vereisten Bundesstraße ins Schleudern kam und gegen einen Baum prallte.
    Die Eingabe des Rechtsvertreters Dr. Corbeck.
    Mein Mandant wurde durch ein entgegenkommendes Auto, das mit grellen Scheinwerfern fuhr, geblendet, mußte abbremsen, weil das entgegenkommende Auto in Schlangenlinien fuhr und kam infolge des Glatteises ins Schleudern. Die Geschwindigkeit betrug nicht mehr als 60 km/h, was unter den gegebenen Straßenverhältnissen nicht als überhöht anzusehen ist. Der Tod von Lisa Pohland, die aus dem aufprallenden Wagen geschleudert wurde, ist deshalb ein tragischer, von meinem Mandanten nicht verschuldeter Unfall.
    Anklage gegen Aussage. Bremsspurmessungen. Ärztliche Fachgutachten. Polizeiberichte. Urteil. Freispruch wegen Mangels an Beweisen.
    »Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte«, hatte Dr. Corbeck nach der Verhandlung leise gesagt.
    Pohland schloß den dünnen Schnellhefter und legte beide Hände darüber. Meine Frau, meine Gerda hat Geheimnisse vor mir, dachte er. Was es ist, wird mir Dr. Wehrmann berichten. Aber auch ich habe sie belogen. Ich habe ihr erzählt, was hier in den amtlichen Akten steht … nicht, wie es wirklich war.
    Damals, auf einer Gesellschaft bei Baron Wetterkog, wurde getanzt, und Michael Pohland war ein guter Tänzer. Er tanzte mit den jungen Baronessen, mit der schwarzlockigen, glutäugigen Gattin eines Diplomaten, mit der als großherzig bekannten Witwe des Bergassessors Dr. Dribbel. Und Lisa saß am Tisch, beobachtete ihn, schlug alle Tänze aus, trank und speicherte ihre grundlose Eifersucht. Oh, sie war eifersüchtig bis zum Irrsinn … man wußte es nicht, man sah nur die elegante Gattin des Konzernherrn, die Trägerin neiderregenden Schmucks und der neuesten Modekreationen; man sah die strahlend glückliche Frau an der Seite eines Götterlieblings, verwöhnt, wunschlos, weil alle ihre Wünsche erfüllt wurden, ein Luxusgeschöpf aus Natur und Geschenk. Aber nie sah und hörte man die andere Lisa Pohland. Die Furie, die ihren Mann anschrie, die ihn verdächtigte, bei anderen Frauen zu schlafen, wenn er müde von tagelangen Geschäftsreisen zurückkam; die Keifende, die sich auf dem Bett wälzte und Ausdrücke herausschrie, wie man sie nie von diesen schönen Lippen vermutet hätte; die Rasende, die jede andere Frau gesellschaftlich vernichtete, wenn Michael Pohland besonders galant zu ihr war. Vernichtete mit anonymen Briefen, deren Schreiber man nie entdeckte, weil niemand so etwas der Königin der Gesellschaft zutraute.
    Auch an diesem Abend war es wieder so gewesen. Als Pohland von dem Tanz mit der Diplomatengattin an den Tisch zurückkam, stand Lisa auf. »Wir gehen!« sagte sie leise, aber scharf. »Es ist schamlos, wie du mit dieser Person tanzt. Alle sehen mich an, mit einem Bedauern, das mir bis unter der Haut brennt. Entschuldige uns und sage, daß mir nicht wohl ist. Das ist noch nicht einmal gelogen … wo dir das Lügen doch so leicht fällt.«
    »Du bist verrückt, Lisa«, hatte Pohland geantwortet und dabei lächeln müssen, weil man zu ihnen hinsah. »Deine Eifersucht ist unerträglich.«
    »Wir gehen!« zischte sie. »Oder willst du einen Skandal? Ich falle hier im Saal um, und du mußt mich hinaustragen. Also?«
    Sie gingen. Baron Wetterkog brachte sie bis zum Wagen und beteuerte immer wieder sein Mitgefühl mit dem Unwohlsein der gnädigen Frau. Mit einem leidenden Gesicht stieg Lisa in den Wagen, winkte dem Baron schwach zu – aber als sie außer Sichtweite waren, verwandelte sie sich wieder und lehnte sich wütend in die Polster zurück.
    »Glaubst du etwa, du seist der einzige Mann bei dieser Ziege?« sagte sie. »Es ist doch bekannt, daß sie im Diplomatischen Korps drei Liebhaber hat. Du wärst der vierte … vielleicht das Schlußlicht, wenn die anderen nicht mehr können.«
    »Halt die Schnauze!« sagte Pohland eisig. Lisa zuckte herum.
    »Oh! Der höfliche, galante Mann, wo ist er? Ist er nur bei Flittchen ein Playboy?«
    »Es ist der einzige Ton, der bei dir noch möglich ist. Dein Benehmen ist ein Skandal.«
    »Ein Skandal wird es sein, wenn es herauskommt, daß Michael Pohland mit drei anderen Männern unter der Bettdecke dieses Weibsbildes steckt und

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