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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine verrückte Zeit, nach einem Wagen zu verlangen. »Ich bin da.«
    »Laden Sie die Koffer ein. Wir fahren sofort.«
    Gerda ließ sich auf den Rücksitz fallen und schloß die Augen. Hinter ihr zitterte der Wagen, und es bumste ein paarmal dumpf. Die Koffer. Dann klappte eine Tür, ein Schatten war vor ihr. Und dieser Schatten fragte etwas. Sie öffnete die Augen und sah sich wie erschrocken um.
    »Was … was sagten Sie?«
    »Ich fragte, wohin ich die gnädige Frau bringen soll.«
    »Nach Oberholzen.«
    »Wo liegt das?«
    »In Bayern. Im Allgäu … Fahren Sie … ich erkläre Ihnen später die genaue Lage …«
    Der Fahrer drehte sich ruckartig um. »Jetzt nach Bayern?« fragte er, als habe er falsch verstanden.
    »Ja.«
    »Die Straßen sind hoffnungslos vereist. Auch die Autobahn. Wir werden ganz langsam fahren müssen.«
    »Wie Sie fahren, ist mir egal. Nur fahren Sie!«
    »Wir werden zwölf bis vierzehn Stunden brauchen.«
    »Schon gut.« Gerda lehnte sich wieder zurück. Sie spürte das Anrucken der Räder, sie drehten ein paarmal durch auf dem gefrorenen Boden, dann packten sie, und der Wagen rollte aus dem Gut hinaus auf die Landstraße.
    Er wird mich verstehen, dachte sie. Wenn ich es ihm zeige … er wird mir alles verzeihen. Kein Mensch kann bei diesem Anblick sagen: Du hast unrecht. Sieben Jahre lang war immer die Angst die Schwester der Liebe. Sieben Jahre lang habe ich versucht, diese Angst in mir zu besiegen … nun wird es möglich sein. Mit dem kommenden Tag wird auch ein neues Leben kommen. Ich werde glücklich sein.
    Sie wußte nicht, wann sie eingeschlafen war. Sie wachte auf, weil der Fahrer sie vorsichtig an der Schulter rüttelte.
    »Gnädige Frau … gnädige Frau!«
    »Ja? Was ist?« Sie fuhr auf und starrte aus dem Fenster. Um sie herum war eine tiefverschneite, bergige Landschaft. Die Morgensonne lag wie Gold über im Schnee versunkenen Häusern. Die Hänge hinauf kletterte der Bergwald. Auf zwei abfallenden Wiesen glitten Skifahrer zu Tal. »Wo sind wir?«
    »Südlich von Füssen, gnädige Frau. Im Allgäu. Ich habe vergeblich auf den Karten gesucht; ich finde dieses Oberholzen nicht. Ich hätte Sie sonst nicht geweckt.«
    »Es steht auch auf keiner Karte, auf keiner normalen Karte. Es ist ein ganz kleines Dorf.« Gerda Pohland wischte sich über die Augen und reckte die Arme. »Lassen Sie mich weiterfahren, Johannes.«
    »Auf gar keinen Fall, gnädige Frau.« Der Fahrer schüttelte zur Bekräftigung seiner Weigerung den Kopf. »Es hat diese Nacht gefroren. Die Straßen sind glatt wie ein Spiegel.«
    »Sie trauen mir wenig zu, Johannes.«
    Der Fahrer schwieg. Schließlich sagte er: »Ich bin für Sie verantwortlich.«
    »Aber ich kann Ihnen den Weg schlecht erklären. Dazu muß ich selbst fahren.«
    »Sie brauchen nur rechts-links-geradeaus zu sagen. Ich fahre, wie Sie es angeben.«
    »Also dann gut. Wo sind wir jetzt?« Sie beugte sich über die Karte und legte den Finger auf eine Straßengabelung. »Erst hierhin, Johannes. Und dann auf diesem Weg weiter nach Süden bis zu dem Ort Krollberg. Von dort westlich weiter. Sehen Sie hier … diesen schmalen Weg …«
    »Der endet doch im Nichts, gnädige Frau.«
    »Und genau da, wo das Nichts anfängt, da liegt Oberholzen.«
    Der Fahrer legte den Autoatlas neben sich auf den Sitz. Na gut, dachte er. Verrückt sind sie alle, wenn sie Geld haben. Der eine fährt in den Urwald, um Krokodile zu schießen, der andere sucht sich ein Nest am Ende der Welt aus. Und das zwei Tage vor Weihnachten. Geld müßte man haben und jetzt sagen können: Fahr die Kiste allein dorthin. Ich hau ab. Und im übrigen … dreimal könnt ihr's machen, Ritze rauf und Ritze runter … So aber muß man schön brav fahren, über Straßen, die kein Hund betritt, weil's ihm zu glatt ist. Und die paar Mark netto, die ich bekomme, sind auch wichtig für Irma und die drei Kinder. Himmel, welche Scheiße … zwei Tage vor Weihnachten am Arsch der Welt.
    Der Wagen setzte sich schlitternd in Bewegung und kroch über die Landstraße. Wenn auch die Sonne schien, es war bitter kalt.
    Nach weiteren drei Stunden erreichten sie das Tal, an dessen Ende dieses Oberholzen liegen sollte. Vorsichtig trat der Fahrer auf die Bremse und ließ den Wagen ausrollen, als die ersten Häuser vor ihm auftauchten. Dächer, aus Schneebergen ragend, Rauchfahnen aus weißen Hügeln. Um sie herum war völlige Stille.
    »Ist es das?« fragte der Fahrer.
    »Ja.«
    »Sehen Sie sich das mal an.« Er zeigte

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