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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfache Gaststube. Tische mit buntkarierten Decken. Ein runder Stammtisch. Ein Herrgottswinkel. Geschnitzte Balkendecke mit geschwärzten Sprüchen. Als Konzession an die Neuzeit auf einem Paneelbrett ein hochmoderner Fernsehapparat.
    »Komfort haben wir nicht, mein Herr«, sagte der Wirt. »Man hat uns noch nicht entdeckt, wissen Sie …« Er lachte wieder. »Dabei haben wir hier auch Hänge zum Skilaufen. Wir warten immer darauf, daß mal so'n Manager von 'ner Reisegesellschaft hierherkommt. Und eine Luft haben wir hier! Achthundertsiebzig Meter hoch sind wir. Und drüben, der Patscherkofel ist eintausendvierhundertachtundfünfzig Meter.«
    Der Wirt schloß Zimmer drei auf. Ein breites Bauernbett, eine Waschkommode, ein bemalter Bauernschrank, ein Tisch, zwei gepolsterte Stühle, ein handgewebter Teppich, drei kleine Fenster mit karierten Gardinen. Ein Zimmer wie aus einer Puppenstube. Pohland setzte sich auf einen der Stühle und atmete schwer.
    Hier war Gerda, dachte er. Es besteht gar kein Zweifel mehr. Von hier aus hat sie angerufen. Er sah das schwarze Telefon auf dem Nachttisch und stellte sich vor, wie sie dort auf der Bettkante gesessen und zu ihm gesagt hatte: »Liebling, Paps läßt dich auch grüßen. Und denk immer daran: Hab mich lieb!«
    »Ihre Anmeldung, bitte«, sagte der Wirt und schob Pohland den roten Anmeldeblock hin.
    »Ich bin Michael Pohland«, sagte Michael.
    »Angenehm. Freudlinger, Alois.«
    Pohland sah den Wirt fragend an. Der Name schien ihm nichts zu sagen. War Gerda unter einem anderen Namen abgestiegen? Pohland erhob sich, trat an das Fenster und sah hinaus auf die tiefverschneite Berglandschaft.
    »Ich habe einige große Werke, Herr Freudlinger. Ich könnte mir denken, daß Oberholzen und gerade Ihr Gasthof ein ganz schöner Platz sein könnten für ein Betriebserholungsheim. Sie hätten dann immer Saison.«
    »Dös war a Fressen!« Alois Freudlinger rieb sich die Hände. »Wenn S' erst sehen, wos wir bieten.«
    »Ich habe vorhin geschwindelt.« Pohland lächelte schwach. »Sie sind mir doch empfohlen worden. Eine Bekannte von mir war schon ein paarmal hier. Eine Frau Sanders …«
    Alois Freudlinger sah an die Decke und schüttelte den Kopf. »Kenn i net. Dös is a Irrtum.«
    »Aber sie sagte: Oberholzen im Allgäu. Gasthaus ›Zur Sonne‹.«
    »Aber an Frau Sanders, dö is unbekannt. Hier is nie an Frau Sanders abgestiegen.«
    »Eine schlanke, hellblonde, auffallend hübsche Frau.«
    »Kenn i net.«
    Pohland nickte mehrmals. »Es ist gut, Herr Freudlinger. Ich komme später runter.«
    »Heut gibts Leberknödel.«
    »Danke. Ich sage noch Bescheid.«
    Dann war Michael Pohland allein. Er stand am Fenster und starrte hinaus in die weißen Berge. Die Nebel hatten sich etwas gelöst, durch den graublauen Himmel leuchteten goldene Flecken, der Schnee glitzerte an einigen Stellen, und die Bergwälder hoben sich gegen die Felsen ab. Hin und wieder stieg aus Schneehügeln eine helle Qualmwolke auf. Dort waren Häuser, zugeschneit, für Wochen versunken in einen weißen Schlaf.
    »Sie war hier«, sagte Pohland laut. Er schrak vor seiner eigenen Stimme zusammen. Mit einem Ruck drehte er sich um und starrte auf das breite Bauernbett. Und der häßliche Gedanke krampfte sein Herz zusammen, daß dieses Bett breit genug für zwei sei …
    Drei Tage nach der Abfahrt Pohlands – drei Tage, in denen Gerda nervös war und immer wieder Dr. Wehrmann anrief, ob es nicht besser wäre, Micha nachzufahren und alles zu erklären – erschien auf dem Gut Heidfeld ein junger Mann mit einem alten, klapprigen Sportwagen. Er sah sich erst eingehend um wie ein Taxator, nickte dann zufrieden und ließ sich der gnädigen Frau melden.
    »Sagen Sie, mein Kleines«, sagte er zu dem Hausmädchen und kniff der Zurückweichenden in die Hüften, »daß Vetter Hugo angekommen ist.«
    »Ich glaube kaum …«
    Hugo Bolle lächelte mokant und blinzelte mit den Augen. »Meine schöne Küchenfee! Der Name Hugo bürgt für Qualität. Melden Sie mich, oder ich komme formlos – so nennt man das wohl? – ins Haus! Und nun flieg davon, Vögelchen, und berichte meiner vornehmen Cousine von dem erfreulichen Besuch.« Wenig später stand er vor Gerda im Salon und schüttelte ihr die Hand.
    »Ein verdammt luxuriöses Aas biste geworden«, sagte er und warf sich in den Sessel. »Cousinchen, mix mir mal einen Longdrink. Mit meinem Adolar zu reisen ist eine Qual. Modell 1929, weißte. Die reinste Hinternmassage.«
    »Was willst du

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