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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier, Hugo?« Gerda stand neben dem Kamin und rührte sich nicht. Sie dachte nicht daran, der Aufforderung ihres Vetters nachzukommen.
    »Nicht willkommen?« Hugo Bolle streckte die Beine von sich. »Dein erster Mann, der Sanders, war ja schon ein reicher Pinkel – aber dieser Pohland, Donnerwetter! Ich habe mir die Werke beguckt. Ganz große Klasse! Bei dem ist ja jeder Furz aus Gold.«
    »Weiß Tante Erna, daß du hier bist?« fragte Gerda.
    »Mamachen? Aber nein. Die kümmert sich nicht um meine Geschäfte. Mamachen hat genug mit ihren Bridgerunden. Überhaupt hält sie mich knapp.«
    »Sie weiß, warum.«
    »Cousinchen, nicht so angriffslustig.« Hugo Bolle wedelte mit den Fingern durch die Luft. »Sieh mal an, ich bin Student im vierten Semester. Man hat seine Bienchen, seine Kneipen, seine Runden, und die kosten Geld. Vor allem die Bienchen. Süße Kerlchen, sage ich dir. Eine ist rot wie der Abendhimmel über Alassio. Mamachen kann ich deswegen nicht kommen!«
    »Du hast also Schulden?«
    »Das ist schon gar kein Ausdruck mehr. Mir steht's bis zum Hals. Schuldscheine, Wechsel und so'n Mist.« Hugo Bolle kratzte sich die kurzgeschnittenen Haare. »Ich hätte nie gedacht, daß ein hoher Hormonspiegel so teuer werden kann.«
    »Mit anderen Worten: Du willst Geld.« Gerda Pohland verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah auf ihren Vetter herunter mit einer Verachtung, die Hugo deutlich spürte. Verlegen grinste er zurück und scharrte mit den Fußspitzen über den Teppich.
    »Was machen dir ein paar Märkchen aus, Cousinchen? Dein Alter merkt es gar nicht. Jede Stunde verdient der mehr, als ich jemals in einem Jahr verdienen werde. Außerdem tust du ein gutes Werk.« Der letzte Satz war in einer Art gesprochen – die Stimme war härter und hatte das Burschikose verloren. Gerda hob die Augenbrauen.
    »Wieso?«
    »Ich nehme an, daß du mich nur anhören willst, um mir dann zu sagen: Und nun hau ab. Junge. Du kriegst kein Geld.«
    »Wie gut du mich kennst.«
    »Und wie schlecht du deinen Vetter Hugo kennst. Ich komme nicht mit leeren Händen. Ich will dir für einen angemessenen Preis etwas verkaufen.«
    »Und das wäre?«
    »Ein Briefchen. Du hast es vor vier Jahren an Mamachen geschrieben, und ich fand es zufällig, als ich für Mamchen im Sekretär etwas suchen mußte. Damals warst du noch weniger verschlossen, Cousinchen.« Hugo Bolle griff in die Rocktasche und holte ein Kuvert hervor. »Der Brief ist geschrieben in Oberholzen.«
    Gerda Pohlands Gesicht wurde starr und wächsern. Sie ließ die Hände wie schützend vor der Brust, aber ihre Gestalt schien zu versteinern. Hugo Bolle wedelte mit dem Brief durch die Luft.
    »Wieviel wert ist dir dieser Brief?«
    »Keinen Pfennig!« sagte Gerda gepreßt.
    »Das würde ich nicht so voreilig aussprechen, Cousinchen. Sieh einmal an, du bist doch immer ein kluges Mädchen gewesen. Und ein Mädchen mit einem unverschämten Glück. Wer so aussieht wie du …«
    »Es ist besser, du gehst sofort, Hugo, ehe ich dich hinauswerfen lasse«, sagte Gerda ohne Erregung. »Daß es dich in der Familie gibt, ist uns allen unverständlich.«
    »Ein klares Wort.« Hugo Bolle erhob sich schnell aus dem Sessel. »Wir können uns danach alle Umschreibungen sparen. Ich brauche zwanzigtausend Mark.«
    »Ich würde Aktien ausgeben.«
    »Laß die Ironie. Diesen Brief gegen zwanzigtausend Mark. Das soll ein Wort sein.«
    »Nicht einen Pfennig!« schrie Gerda plötzlich. Sie kam auf Hugo Bolle zu, aber er blieb stehen und sah sie mit einem mokanten Lächeln an.
    »Spiel nicht die Megäre, Cousinchen. Du weißt, was dieser Brief wert ist. Ich habe mich umgehört. Der Name Oberholzen ist so gut wie tabu in unserer Familie. Auch dein Goldeselchen Michael weiß nichts davon. Es gäbe einen ganz schönen Familienknatsch, wenn er diese Zeilen lesen würde.«
    »Du bist ein gemeines Aas!« schrie Gerda und ballte die Fäuste. »Ein hundsgemeiner Erpresser!«
    »Diese Töne sind klarer als vorhin die säuselnden Reden. Also gut, ich brauche zwanzigtausend Mark. Ich habe keine andere Wahl als diesen Weg, denn wenn die Wechsel platzen, ist meine Karriere zu Ende, bevor sie noch begonnen hat. Du tust also ein doppelt gutes Werk: Du löst mich aus, und du hälst deinen Mann bei Laune. Wenn das kein reales Geschäft ist.«
    Gerda Pohland wandte sich schroff ab und ging zum Kamin zurück. Sie drehte Hugo Bolle den Rücken zu und umklammerte die Marmorabdeckung des Feuerloches.
    »Geh, du Lump!« sagte

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