Geliebter der Nacht
verwandeln konnte. Der Fußboden war mit denselben schimmernd schwarzen Fliesen ausgelegt wie der Wandschrank vorn an der einen Seite. Hinten in der einen Ecke stand ein edler Ebenholz-Paravent.
Darius ging wieder an die Tür und lauschte auf die Stimmen, die immer näher kamen. Er hoffte, dass die Leute weitergingen. Als jedoch klar wurde, dass sie in diesen Raum wollten, packte er Lexi am Arm und zog sie hinter den Paravent. Dort warteten sie stumm ab, was geschehen würde.
Dicht aneinandergedrängt konnten sie durch den Spalt zwischen den Paravent-Teilen in den Raum sehen.
Darius beobachtete, wie Amadja hereinkam, begleitet von O’Rourke, dem Anführer der Vlads, den er von Riccos Beschreibung her kannte, sowie zwei niederen Dämonen. Es war noch eine fünfte Person bei ihnen, die allerdings nicht zu erkennen war, weil die anderen vor ihr standen.
»… und der Pool ist noch nicht vollständig gefüllt«, sagte O’Rourke.
Amadja nickte. »Die Ankunft eines weiteren Unsterblichen zwingt mich, meine Pläne schneller umzusetzen als ursprünglich gedacht. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir genug Magie haben, wenn wir uns den Vollmond zunutze machen. Bald schon werden die Höllenhunde zu meiner Verfügung stehen.«
Der Dämon lächelte, hingegen wirkte O’Rourke besorgt. »Seid Ihr sicher, dass Ihr sie kontrollieren könnt?«
Amadja wischte O’Rourkes Bedenken mit einer Handbewegung weg. »Sie werden sich meiner überlegenen Macht beugen.«
O’Rourke schien nicht überzeugt. »Ich weiß, dass Ihr sagtet, sie hätten einst die ganze Welt terrorisiert. Aber sie waren lange Zeit weggesperrt, und sollten sie überhaupt noch leben, können sie nicht sonderlich stark sein.«
»Wir werden sie füttern, bis ihre Kräfte wiederhergestellt sind«, versicherte Amadja ihm.
»Aber wie? Ich verstehe nicht, wie das gehen soll.«
»Das Sammelbassin«, sagte Amadja, als wäre es offensichtlich, »wir füttern sie mit der Magie aus dem Pool.«
O’Rourke starrte ihn voller Entsetzen an. »So viel Lebensmagie wird sie umbringen!«
»Würden wir nur von ein- oder zweihundert Dämonen sprechen, ja«, stimmte Amadja ihm zu. »Aber es sind sechshundertsechsundsechzig Dämonen, die gleichzeitig gefüttert werden müssen. Wir können von Glück reden, wenn die Magie in dem Pool reicht, um ihren Appetit anzuregen.«
O’Rourke öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Amadja winkte ab. »Ich habe wichtigere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss. Geh du los und sorg dafür, dass die anderen Vampirführer im Land bereit sind, ihren Teil zu erfüllen!«
O’Rourke nickte und wandte sich zum Gehen. An der Tür aber zögerte er.
»Was ist?«
»Wie geht es mit der Journalistin weiter? Sie könnte Schwierigkeiten machen.«
Der Dämon lächelte zynisch.
»Mach dir ihretwegen keine Gedanken. Man kümmert sich um sie.«
Neben Darius verkrampfte Lexi sich spürbar. Mit der Journalistin konnte nur Mai gemeint sein, das war ihnen beiden klar. Er legte eine Hand auf Lexis Arm, damit sie ja ruhig blieb und sie nicht verriet.
Im nächsten Moment bewegten die beiden anderen Dämonen sich im Raum, und Darius erstarrte vor Schreck. Dort stand Tain – in Handschellen.
Eine Mischung aus Angst und Freude erfüllte ihn. Adrians Behauptung, dass Tain zur schwarzen Seite gewechselt war, stimmte also nicht. Die vielen Narben auf Tains nacktem Oberkörper und die Handschellen waren eindeutig Beweise dafür, dass Tain die ganze Zeit in Gefangenschaft gewesen war.
Es kostete Darius eine ungeheure Anstrengung, reglos stehen zu bleiben, und er hätte es wohl auch nicht geschafft, wäre Lexi nicht da gewesen, die ihn zurückhielt.
Amadja machte eine Handbewegung, woraufhin die beiden Dämonen Tain zur gegenüberliegenden Wand führten. Dort nahmen sie ihm die Handschellen ab und ketteten Tains Hände an schwere Eisenringe, die aus der Wand ragten.
Auf der anderen Seite des Raumes öffnete Amadja die Doppeltüren eines Kleiderschranks. Er zog eine flache Schublade auf und studierte ihren Inhalt.
»Es ist Zeit«, sagte Amadja ernst. »Verstehst du das,Tain?«
Darius sah seinen Bruder an, der sich so weit umdrehte, wie es seine Fesseln zuließen. Sein Ausdruck vollkommener Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ging Darius bis ins Mark. Niemals würde er diesen Blick vergessen, ganz gleich, wie lange er noch lebte!
»Bringen wir es einfach hinter uns«, murmelte Tain.
Darius fühlte, wie Lexi sich neben ihm anspannte, und wandte
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