Geliebter der Nacht
wüsste, wohin sie ging.
Währenddessen sah sie sich unaufällig in alle Richtungen um. Alle paar Meter kam sie an einer Tür vorbei, die vermutlich in ein Zimmer oder einen weiteren Flur führte. Lexi war noch nicht so weit, eine von ihnen zu öffnen. Die Wände hier unten waren aus demselben Mauerwerk wie jene oben im Club, aber es war schwer, zu glauben, dass dieses ganze System ohne Magie errichtet worden war. Dazu schien der Bereich zu groß und zu ausgeklügelt konstruiert.
In Gedanken versunken, passierte sie eine der dunklen offenen Türen, als jemand sie beim Arm packte und hineinzerrte. Bevor sie aufschreien konnte, legte sich ihr eine Hand über den Mund, und ein warmer fester Körper presste sie gegen die Wand.
»Was, zum Teufel, machst du hier?«, zischte Darius ihr ins Ohr.
»Nach dir suchen«, flüsterte sie ruhig, sobald er die Hand von ihrem Mund nahm. »Du solltest im Flieger sitzen.«
»Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte er. »Ich weiß, dass Tain hier ist.«
»Ja, ich habe ihn gesehen, vor nicht einmal zehn Minuten, oben.«
»Was?!« Darius packte ihre Arme und schüttelte sie vor lauter Aufregung. »Bist du sicher, dass es Tain war?«
»Ja, ja«, versicherte sie ihm und versuchte, seine Begeisterung zu dämpfen. »Ich bin mir sicher. Du sagtest doch, dass er ein Pentagramm auf die Wange tätowiert hat. Das habe ich gesehen.«
»Wie sah er aus?«
Lexi biss sich auf die Lippe, da sie sich fragte, wie sie Darius beibringen sollte, dass Tain nicht wie jemand gewirkt hatte, der gefangen gehalten wurde. »Er sah … gut aus«, sagte sie hilflos.
»Vielleicht ist er immer noch oben«, murmelte Darius und machte Anstalten, loszulaufen.
Lexi hielt ihn zurück. »Nein, ich folgte ihm hier hinunter.«
In diesem Moment ging eine der Türen im Flur auf, und drei nackte Dämonen stolperten hinaus, zwei weibliche und ein männlicher. So betrunken, wie sie schienen, kam es einem Wunder gleich, dass sie überhaupt noch gehen konnten.
Verborgen im Schatten der offenen Tür, beobachtete Darius, wie die drei auf Lexi und ihn zukamen. Er schob Lexi ein Stück weiter in den dunklen Raum und drehte sich zu ihr um, weil er wusste, dass sie so komplett hinter ihm verborgen war. Mit ein bisschen Glück half seine dunkle Kleidung, sie beide so gut zu verhüllen, dass die Dämonen sie nicht bemerkten. Zu warten, bis das Trio vorbei war, stellte allerdings eine wahre Folter dar.
Zudem erwies es sich als Fehler, so nahe bei Lexi zu stehen – wie er bereits befürchtet hatte. Sie duftete nach Wald und süßen Gewürzen, die ihn viel zu sehr verlockten, so dass er sich unwillkürlich noch dichter an sie drängte, weil er ihren Körper fühlen wollte. Unwillkürlich legte er die Hände an ihre Wangen und küsste sie.
Sie erwiderte seinen Kuss mit einer Bereitwilligkeit, die gleichermaßen überraschend wie erfreulich war. Für eine Weile – er wusste beim besten Willen nicht, wie lange – war es ihm unmöglich, sich auf den Korridor hinter ihnen zu konzentrieren. Dann jedoch löste er den Kuss und trat einen Schritt von ihr zurück.
Er lächelte sie an.
»Als du Tain durch die Tür gefolgt bist, hast du da gesehen, wohin er ging?«
»Leider nicht«, antwortete Lexi ein wenig atemlos. »Bis ich durch die magische Tür kam, war niemand mehr im Flur.«
Darius spähte hinaus, um sicher zu sein, dass niemand mehr auf dem Korridor war. Die Luft war rein, und er gab Lexi ein Zeichen. Sie näherten sich einer Unterteilung im Tunnelsystem, als Darius das tiefe Brummeln männlicher Stimmen hörte. Es klang, als wären die Männer gleich um die Ecke. Eine nahm er besonders deutlich wahr. »Amadja.«
Darius war gar nicht klar, dass er den Namen laut ausgesprochen hatte, bis er Lexi zusammenzucken sah. Er blickte sich um und stellte fest, dass die heranrückende Gruppe sich zwischen ihnen und der magischen Tür in den Club befand. Hastig blickte er in die andere Richtung und hoffte, einen Fluchtweg zu entdecken, aber dort erstreckte sich der Korridor endlos und offen vor ihnen.
Somit blieb nur noch eine Möglichkeit. Darius zog Lexi zur nächsten Tür und drehte den Knauf: nicht verschlossen. Er stieß die Tür auf und schubste Lexi recht unsanft hinein.
Alles sah wie in einem der vielen Schlafzimmer hier unten aus. Dort war ein riesiges Himmelbett mit einer dicken schwarzen Tagesdecke. Rubinrote Vorhänge hingen gerafft zwischen den Pfosten, mit denen man das Bett jederzeit in ein gigantisches Zelt
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