Geliebter der Nacht
sich zu ihr, um zu sehen, was los war. Als er der Richtung ihres Blicks folgte, begann sein Puls zu rasen, denn Amadja hielt ein blitzendes silbernes Skalpell in die Höhe.
Darius wurde speiübel. Jetzt begriff er, woher die vielen Narben auf Tains Rücken stammten, und er mochte sich gar nicht ausmalen, was Tain während der Jahrhunderte seiner Gefangenschaft erlitten hatte.
Im selben Moment packte ihn eine unbändige Wut. Wie konnte irgendeine Kreatur es wagen, seinem Bruder das anzutun? Fast gleichzeitig regten sich Schuldgefühle in ihm. Er konnte nicht umhin, zu denken, dass er, hätte er Ravenscroft früher verlassen – bevor Sekhmet es unmöglich gemacht hatte –, vielleicht eher die Wahrheit über Tains Verschwinden entdeckt und ihn eher gefunden hätte.
Eine Bewegung Amadjas riss Darius aus seinen Gedanken. Er beobachtete, wie der Dämon zu seinem Bruder ging, der am ganzen Leib vor Angst vor dem zitterte, was ihn erwartete.
Darius sah zu Lexi, in deren Augen er dieselbe Wut und Betroffenheit erkannte, die er selbst empfand. Und er wusste, was auch immer er als Nächstes tat, sie würde es verstehen.
Ein leises Stöhnen ließ Darius wieder zu seinem Bruder blicken. Er sah, dass Amadja ihm soeben ein rechteckiges Stück Haut von der Schulter geschält hatte. Blut rann über Tains Rücken, und noch während Darius versuchte, das widerwärtige Geschehen zu begreifen, hob Amadja das Skalpell und setzte zum nächsten Schnitt an.
»Du bist unwürdig, Tain«, sagte der Dämon. »Du hast als Unsterblicher versagt. Du hast deine Mutter und deine Brüder so maßlos enttäuscht, dass sie keine andere Wahl hatten, als dich aufzugeben. Keiner von ihnen hat je nach dir gesucht, Tain. Keinem liegt etwas an dir.«
Darius platzte vor Wut. Als er den Paravent umtrat, machte dies einen solchen Krach, dass Amadja und seine Dämonenwächter zunächst vor Schreck erstarrten. Derweil schlug Darius sich auf den Unterarm und zog seinen Dolch. Dann stürzte er mit einem lauten Schlachtruf los.
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Kapitel 18
S ein eigentliches Ziel war Amadja, aber im Augenwinkel nahm Darius wahr, dass einer der Wächter sich von seinem Schreck erholt hatte und auf ihn zugerannt kam.
Ehe er allerdings bei Darius war, schoss ein Feuerstrahl quer durchs Zimmer und setzte den Dämon in Brand. Darius rannte weiter auf Amadja zu, der lächelnd dastand und ihn mit einer Hand zu sich winkte, während er das Skalpell wie ein Straßengangster sein Springmesser in der anderen hielt. Da-rius war viel zu wütend, um vorsichtig zu sein. Kaum war er in Reichweite, rammte er seinen Dolch in Amadjas Brust.
Im selben Augenblick durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, und er stolperte ein Stück rückwärts. Verwundert blickte er an sich hinab und sah das Skalpell in seiner Brust stecken, knapp neben seinem Herzen, aber immer noch innerhalb des Doppelkreises seines Lebensessenz-Tattoos.
Obwohl es so weh tat, dass er beinahe ohnmächtig wurde, konnte Darius das Skalpell herausziehen und beiseiteschleudern. Amadja schien ebenfalls Probleme zu haben, sich von seiner Verletzung zu erholen, richtete sich aber dennoch auf. Als er die Hand hob, blieb Darius gerade genug Zeit, um zu erkennen, was jetzt kommen würde, und auszuweichen, bevor ein schwarzer Energiestrahl in den Boden knallte. Darius erwiderte das Feuer, indem er Ras Blitzstrahlen von seiner Schulter löste und Amadja damit beschoss.
Einer traf den Dämonenfürsten, der vor Zorn aufheulte. Er konterte mit einem weiteren Strahl schwarzer Energie, der Darius am Arm verbrannte, als er zur Seite auswich. Trotz des brennenden Schmerzes kämpfte er weiter.
Währenddessen war Lexi mit den beiden Wächtern beschäftigt. Leider konnte Darius nicht riskieren, zu ihr zu sehen, und er betete, dass ihr nichts passierte.
Als Amadja Kräfte für eine weitere Attacke sammelte, fühlte Darius, dass er selbst zusehends schwächer wurde, und er wusste, dass sein nächster Angriff der letzte wäre.
Er zog die goldene Schnur von seiner Taille und formte sie zu einem Lasso. Zeitgleich mit dem nächsten Schlag von Amadja warf er das Lasso. Es flog durch die Luft und legte sich um den Hals des Dämons. Darius zog die Schlinge zu und hielt sie fest, auch wenn Amadja sich heftig wehrte. Das Lasso hinderte ihn daran, seine Gestalt zu verändern oder noch einen Energiestrahl freizusetzen, während es ihm langsam die Luft abschnitt. Schließlich sank der Dämonenfürst bewusstlos zu Boden.
Für einen kurzen Moment war
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