Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
Ziel angestrebt hatten - Annika zu einer gnadenlosen, professionellen Killermaschine auszubilden?
Dieses Ziel hatten sie erreicht.
Annika war das kostbarste, erfolgreichste CIA-Experiment geworden. Voller Stolz gratulierten die Agenten einander, weil sie eine Mörderin produziert hatten, deren Schönheit und Fremdsprachenkenntnisse ihr halfen, sich an alle Leute heranzumachen, egal wen. Deren Kampf-und Tötungstechnik und Skrupellosigkeit eine fast spielerische Effizienz bewirkten, die sie nie zuvor gesehen hatten.
Dazu kam noch ihre ungeheure Elektrizität, gegen die jeder Feind machtlos war.
Vollauf damit beschäftigt, ihre Errungenschaft zu feiern, vergaßen sie, sich selber vor der Waffe zu schützen, die sie erzeugt hatten. Annika empfand nichts, wenn sie Zielpersonen erledigte, und noch weniger, als sie die CIA-Agenten umbrachte, die - wie ihr zu Ohren gekommen war - ihre leibliche Mutter getötet hatten, um die Tochter zu stehlen.
Damit hörte sie nicht auf. Fast jeder, der bei ihrer Entwicklung zu einer unbesiegbaren Waffe eine Rolle gespielt hatte, musste daran glauben. Wer ihrem Zorn entronnen war, wer eine Order zu ihrer Beseitigung erlassen hatte, würde nicht straffrei davonkommen. Mit diesen Typen würde sie sich befassen, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
Vorerst arbeitete sie sehr gern für ACRO - für Dev.
Wieso er der einzige Mensch außer ihrer eigenen Person war, der ihr etwas bedeutete, wusste sie noch immer nicht. Monatelang hatte sie sich gegen seine gut gemeinten Annäherungsversuche gewehrt. So wie sie es bei der CIA gelernt hatte. Nichts fühlen. Niemanden an sich heranlassen. Niemandem vertrauen. Aber er versuchte es immer wieder - auch nachdem ihm der gesunde Menschenverstand längst hätte eingeben müssen, er sollte sie besser in Ruhe lassen.
Seither war sie glücklich mit ihrem Leben gewesen. Bis jetzt. Creed schlich sich in ihre Welt ein und zwang sie, etwas anderes zu empfinden als Gleichmut. Etwas viel Stärkeres als die dekadenten Orgasmen, die er ihr verschaffte.
Jedem außer Dev hatte sie die Tür zu ihrem Gefühlsleben verschlossen. Aber irgendwie hatte Creed diese
Tür geöffnet, die Emotionen herausgelassen, und jetzt wollten sie nicht mehr in die Tiefe ihrer Seele zurückkehren. Sie überschwemmten Annika geradezu, vereinnahmten alle ihre Sinne, und sie wusste nicht damit umzugehen.
Was Kira zugestoßen war, dürfte sie nicht belasten. Und nun musste sie ständig daran denken. Sie hatte sogar versucht, für die Frau Blumen zu bestellen. Aber dann fragte die Verkäuferin am Telefon, was denn auf der beiliegenden Karte stehen sollte. Da hatte Annika aufgelegt.
Wäre es cool gewesen, Kira ausrichten zu lassen: »Tut mir leid, dass ich Sie mitsamt Ihrem Baby fast getötet hätte. Ich weiß, Sie sind immer noch in Gefahr. Also entschuldige ich mich schon mal im Voraus, falls noch was Schlimmeres passiert!?«
Vermutlich nicht. Und wenn sie im Krankenhaus auftauchte - würde Kira das schätzen? Das bezweifelte sie stark.
Das Wasser in der Duschkabine wurde kalt, doch sie merkte es kaum. Und es war ihr auch egal. Schaudernd und zähneklappernd hoffte sie, das eisige Wasser würde sie betäuben und den Kummer wegwaschen.
WIE SELTSAM DEVS STIMME KLANG. Er hatte Creed praktisch befohlen , Annika zu besuchen und ihr zu helfen, aber keine Einzelheiten erklärt.
Bevor Creed sich zu dem Mann wandte, der auf seiner Couch lag, schaltete er das Handy aus. Er hatte seinen zurückgekehrten Freund und Mentor anrufen wollen,
um herauszufinden, ob Oz eine Lösung für das Problem wusste. Im selben Moment hatte es an der Tür geläutet - es war Oz.
»Quaty hat Verbindung zu mir aufgenommen.« Und er fügte hinzu: »Geh zu Annika. Quaty wird hierbleiben und mir Gesellschaft leisten.« Er sah völlig erschöpft aus.
Statt sofort davonzueilen, wie er es wünschte, sank Creed schwerfällig in den Ledersessel vor dem Kamin. Fünf Tage nach Annikas Flucht litt er nicht mehr unter den qualvollen Kälteschauern. Aber er fühlte sich noch immer nicht gut. Auch Kat wirkte verändert. »Was zum Teufel geht hier vor, Oz?«
Der starrte ihn an, die braunen Augen fast so schwarz wie die des jüngeren Mannes. Die beiden konnte man für Brüder halten - Creed war nur etwas größer und breitschultriger, Oz auf konventionelle Art attraktiv, und sein Körper wies keine Tattoos auf. Aber in den Haar-und Augenfarben und in ihren Bewegungen glichen sie sich auf fast unheimliche Art.
»Hör mal,
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