Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
etwas
anderes stecken, und das würde sie herausfinden. Sie trat wieder zu ihm und boxte ihn in die Brust. »Sag mir die Wahrheit! Glaubst du, das Baby ist nicht von dir?«
»Großer Gott, nein! Und selbst wenn es anders wäre …« Tom schüttelte den Kopf. »Das würde keine Rolle spielen. Aber ich kann kein Kind großziehen, weil ich ein Killer bin, Kira. Sicher nicht der Stoff, aus dem gute Väter gemacht sind.«
Erleichtert seufzte sie auf. Mit dem Adrenalin, das die Angst durch ihre Adern gejagt hatte, mischte sich ein schwindelerregendes Gefühl. »Sind wir wieder bei diesem Thema, Tommy? Du bist ein guter Mensch, und du tust nur, was du tun musst, um andere Leute und dich selbst zu verteidigen. Das akzeptiere ich.« Sie ergriff seine Hand und führte ihn in die Richtung des Parkplatzes. »Jetzt fahren wir nach Hause.«
Er wehrte sich nicht, zwang sie nicht zur Umkehr. Stattdessen umklammerte er ihre Finger ganz fest. »Nein. Hör mir zu. Mein Job besteht nicht nur darin, Leute wie dich in die Organisation zu bringen. Manchmal beruhen meine Missionen auf meiner Schnelligkeit und meinen Schießkünsten.«
Über ihren Körper rann eine Gänsehaut. »Und? Heißt das, du bist ein Attentäter?«
»So was Ähnliches.«
Eine Brise zerzauste sein Haar, und Kira entsann sich, wie oft sie hindurchgestrichen hatte und wie er dabei - kaum merklich - immer den Atem anhielt. Wegen solcher Kleinigkeiten liebte sie ihn. Und dieses Glück würde sie nicht aufgeben. »Okay.« Energisch hob sie ihr Kinn. »Was ich empfinde, wenn ich mir das vorstelle, weiß
ich noch nicht. Aber wir werden es daheim klären. Sicher sind es ganz schreckliche Leute, die du eliminieren musst.«
»Verdammt, Kira, such keine Entschuldigung für das was ich tue! Ich bin eben kein guter Mensch. Und nicht alle Leute, die ich beseitige, sind personifizierte Teufel.« Er ließ sie los. »Fast hätte ich auch dich getötet. Erinnerst du dich? Kapierst du’s jetzt?«
Offensichtlich quälten ihn Gewissensbisse. Und das bewies, was für ein guter Mensch er war. »Unsinn, du hast mich nicht fast getötet. Wärst du diesen Männern im Wald nicht zuvorgekommen, hätten sie dich ermordet - und Gott weiß was mit mir gemacht. Deine Schuld war es nicht, dass du nicht rechtzeitig zurückgekehrt bist, als ich Sex brauchte. Letzten Endes hast du mich gerettet.«
»Ich rede von meiner Order. Meinem Befehl zufolge sollte ich dich hierherbringen - oder töten, falls du dich geweigert hättest.«
Nur das Blut, das in ihren Ohren rauschte, durchbrach das bedrückende Schweigen.
Wenn du nicht mit mir fortgehst, wirst du getötet. Das verspreche ich dir.
Toms Worte während der Nacht damals im Tierheim, wo sie ihn zum Sex gezwungen hatte, dröhnten in ihrem Kopf. Nicht Itor hatte er gemeint, sondern sich selbst. Niemals hatte Itor geplant, sie zu töten. Und das wusste er schon damals.
Doch sie hatte sich ja geweigert, mit ihm das Asyl zu verlassen - und er hatte sie nicht getötet. Neben dem Tigerkäfig, nach dem Sex, hatten sie geredet - und seine
Hand war in die Nähe einer Wölbung in seiner Hosentasche geraten. Zu seiner Waffe.
Für einen Augenblick blieb ihr Herz stehen - dann raste es so schnell, dass sie glaubte, es müsste Spuren an ihren Rippen hinterlassen. »Oh, mein Gott«, flüsterte sie. »In jener Nacht, bei dem Gehege der großen Raubkatzen.« Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihr ganzer Körper zitterte. »Wolltest du - mich wirklich töten?«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf so vehement, dass ihr Haar ihr so sehr gegen die Augen schlug, dass es brannte. »O nein, du lügst! Das weiß ich! Niemals hättest du mir - so etwas angetan!«
»Das wussten die Tiere«, sagte er heiser, und sie erinnerte sich, wie die großen Katzen die Gefahr gewittert und sie gewarnt hatten. Ihr Blick suchte seinen. Und in den Tiefen seiner Augen las sie die kalte, nackte Wahrheit.
Unter ihren Füßen schien der Boden zu schwanken, Schwindelgefühle stiegen ihr zu Kopf, und sie verlor das Gleichgewicht. O Gott, o Gott …
»Kira …« Er streckte die Hand nach ihr aus, und sie taumelte zurück.
»Fass mich nicht an«, wisperte sie.
Als wollte er kapitulieren, hob er beide Arme. Wie festgewurzelt stand er da, seine Brust hob und senkte sich, ein gewaltiges Auf- und Abschwellen. Sein Gesicht hatte sich gerötet, er schien zu fiebern. Und sie fand, er hätte nicht das Recht, sich genauso elend zu fühlen wie sie.
Schmerzhaft zog sich die Stille in die Länge.
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