Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
unmenschlichen Ausdruck in den Augen der Geisterfrau. Aus der klaffenden Wunde in ihrem Hals tropfte Blut auf Kikis schöne weiße Bluse. Und die Hand auf der Schulter des Stars war eine welke, knochige Klaue, die nur auf die Berührung der Tochter wartete. Flehend nickte das Ding ihm zu. Lass sie es tun, lass sie die Tür öffnen!
Erwartungsvoll schaute Kiki ihn an.
»Es ist besser, wenn Sie darauf verzichten«, erwiderte er.
Bastard, formte der Geistermund.
Gibt’s sonst was Neues?, antwortete er und beobachtete, wie der Spuk im Spiegel verschwand, durch den er hereingekommen war. Da wusste Oz Bescheid - er musste von hier verschwinden.
»Jetzt ist sie fortgegangen«, erklärte er. Abrupt stand er auf, denn er spürte eine neue Störung in der Energie - einen Menschen, keinen Geist. Jetzt musste er schleunigst nach Hause flüchten.
Er nahm den kürzesten Weg zu seinem Domizil. Von den Hügeln hallte der Lärm seines Motorrads wider und rief die Geister, die in den Hexenstunden umherirrten. Einige würden ihm nach Hause folgen und ihm zürnen, wenn er ihnen sagte, sie dürften nicht bleiben. Doch das war im Moment seine geringste Sorge.
Am meisten beunruhigte ihn Dev. Wie immer, obwohl er ihn über drei Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Das würde sich jetzt ändern. Bald würde er einen Anruf erhalten - wahrscheinlich von Creed, nicht von Devlin.
Als Dev siebzehn und Oz neunzehn gewesen war, hatten sie einander gefunden und blieben zusammen, bis Dev ein Jahr später auf die Air Force Academy ging. Mit achtundzwanzig übernahm er dann die Leitung von ACRO, für die Oz schon zuvor gearbeitet hatte, und sie versöhnten sich. Fünf Jahre später verließ Oz die Organisation, nachdem er Dev von einem Geist befreit hatte, der ihm seit der Teenagerzeit auf den Fersen geblieben war. Weder Oz noch seine Geisterschar kamen an dieses Gespenst heran - das es nur auf Dev abgesehen hatte und alles tun würde, um ihn unter seine Kontrolle zu bringen.
Beim Abschied hatte Oz betont, er würde nicht zurückkommen und Dev nie mehr beim Kampf gegen diesen Geist helfen. Sollte die Spukgestalt noch einmal auftauchen, müsste Dev sich allein mit ihr herumschlagen.
Dieses Versprechen konnte Oz nicht halten - unmöglich, wenn er wusste, in welchen Schwierigkeiten sein Freund steckte. Wer sich hinter dem Geist verbarg, wusste Oz immer noch nicht. Diesmal aber würde er es herausfinden und das Monstrum für immer verbannen.
14
Freitag, 2 Uhr nachmittags
Mountain Standard Time
K IRA ERWACHTE MIT EINEM FLAUEN GEFÜHL im Magen, und ihr Kopf dröhnte. Am Vortag war sie dem Tod nur um Haaresbreite entronnen und unter den Nachwirkungen litt sie immer noch. Als die Sonne aufgegangen war, hatte Tom den Fußmarsch unterbrochen, damit sie den dringend benötigten Schlaf nachholen konnten. Dreimal musste sie ihn wecken, weil sie Sex brauchte.
Prompt und verlässlich erfüllte er diese Pflichten und gab ihr alles, was sie brauchte. Dazu hatte sie selbst nur wenig beigetragen, weil sie zu schwach war, und meistens einfach nur in dem kleinen Zelt dagelegen hatte, wie eine aufblasbare Sexpuppe.
Nun musste der arme Junge völlig erschöpft sein. Denn soviel sie wusste, hatte er den halben Tag damit verbracht, das Terrain zu sondieren, für ihre und seine Sicherheit zu sorgen.
Neue Sehnsucht stieg in ihr auf, als sie sich erinnerte, wie er so weit von ihr entfernt eingeschlummert war, wie es die Zeltplane gestattet hatte, um dann im Schlaf
zu ihr zu rutschen. Er hatte sich an sie gepresst, spürbar erregt, und erneut ein Feuer in ihr entzündet.
Ihr ganzer Körper erschauerte, als sie von heftiger Leidenschaft erfasst wurde. Zitternd tastete sie hinter ihren Rücken, doch sie berührte nur den dünnen Segeltuchboden. Tom war verschwunden.
Beklemmende Angst verengte ihre Brust. Wahrscheinlich hält er nur Ausschau nach diesen Schurken. Diese Worte wiederholte sie mehrmals in ihrem Gehirn, während sie sich auf Händen und Knien aufrichtete. Wie Gummi fühlten sich ihre Arme und Schenkel an, kaum fähig, ihr Gewicht zu tragen.
»Tom?«, rief sie und schob die Zeltplane zur Seite. In wachsender Panik kroch sie hinaus. »Tommy?« O Gott, wo steckte er? Schwankend, wie ein Baby bei den ersten Gehversuchen, stand sie auf. »Tommy?«
Wie aus dem Nichts tauchte er auf, und sie sank an seine Brust. »Da bin ich, Kira, ich bin bei dir.«
Mit beiden Armen umschlang sie ihn und versuchte ihr Zittern zu bekämpfen. »Oh, ich habe mir keine
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