Geliebter Feind
blass sie war und dass dunkle Ringe unter ihren Augen lagen. „Du bist erschöpft.“
„Mmh“, murmelte sie noch, und dann wachte sie erst wieder am Morgen auf, als das vertraute Klingeln ihres Handys sie aus dem Schlaf riss.
„Geh nicht ran“, versuchte Nikolai sie aufzuhalten und zog den Arm fester um sie.
Abbey fühlte sich wunderbar warm und wohlig, sie wollte sich nicht von der Stelle rühren, aber ihr Gewissen ließ ihr keine Ruhe. „Wahrscheinlich ist es Caroline. Ich war ziemlich aufgewühlt, als ich mich gestern von ihr verabschiedet habe. Sie macht sich bestimmt Sorgen um mich.“ Mit einem Seufzer rappelte Abbey sich aus dem Bett auf.
Bis sie das Handy in ihrer Handtasche gefunden hatte, war das Klingeln verstummt. Ja, der verpasste Anruf war tatsächlich von Caroline gekommen. Ein Knopfdruck reichte, um die Schwägerin zurückzurufen.
Es war erst halb sieben am Morgen, umso erstaunter war Abbey, dass der Anruf sich um eine geschäftliche Angelegenheit drehte. Scheinbar hatte Mr. bin Hashim, der Bankier aus dem Mittleren Osten, bei dem Abbey wegen eines möglichen Kaufs seines Hauses vorgesprochen hatte, versucht, Abbey am Abend zuvor zu erreichen, um ein Treffen für den Morgen zu verabreden. Es war unerlässlich, dass sie zu diesem Meeting auftauchte, um den Mann nicht zu beleidigen.
„Ich habe einen Termin und nichts anzuziehen!“, rief Abbey aus.
„Ich lasse dir etwas besorgen. Ich möchte, dass du noch mit mir frühstückst.“
„Ich kann nicht. Das hier ist Arbeit“, lehnte sie ab. „Und es ist wichtig!“, stöhnte sie.
„Morgen Abend gebe ich eine Party, du wirst die Rolle meiner Gastgeberin übernehmen. Ist das etwa keine Arbeit?“ Schon griff Nikolai nach dem Telefon und gab Anweisungen in Russisch. Dann wandte er sich an Abbey zurück und streckte die Hände nach ihr aus. „Komm zurück ins Bett …“
Vor Verlegenheit lief Abbey rot an. „Ich … äh … kann nicht … Ich meine, es würde jetzt keinen Spaß machen …“
Nikolai verstand plötzlich, was sie mit ihrem Gestammel sagen wollte. Er war letzte Nacht wohl zu anspruchsvoll gewesen. „Ich gebe mich auch damit zufrieden, dich nur zu halten.“
„Selbst, wenn ich nicht zum Frühstück bleibe?“
„Wenn du nicht herkommst, werde ich böse.“
Innerhalb der nächsten halben Stunde wurde eine todschickes Kostüm für Abbey ins Schlafzimmer geliefert. Nikolai, umwerfend in dunkelblauem Anzug, begleitete Abbey in die Diele. „Ich erwarte dich um elf in meinem Büro“, meinte er nüchtern. „Falls du nicht erscheinst, betrachte dich als gefeuert.“
„Herrgott, Nikolai“, begann Abbey frustriert. „Was soll dieser Unsinn?“
„Höfliche Bitten wirken bei dir nicht.“ Sein Blick war hart wie Granit.
Der Butler ließ gerade Sveta herein. Die elegante Blondine trug einen Aktenkoffer und grüßte die beiden aufgeräumt.
Abbey war es extrem peinlich, um diese Uhrzeit in Nikolais Apartment angetroffen zu werden. „Bis später dann“, war alles, was sie sagte. In Gedanken fügte sie hinzu, dass sie mit „später“ sehr viel später meinte.
Sveta sagte etwas in Russisch, und Nikolai übersetzte. „Da wartet eine ganze Meute von Paparazzi unten vor der Tür.“
Abbey lief rot an. Allein die Vorstellung, wie gierig die internationale Presse sich darauf stürzen würde, dass sie die Nacht bei Nikolai verbracht hatte, ließ sie sich krümmen. In der Welt, in der er sich bewegte, schien Privatsphäre eine Unmöglichkeit zu sein.
Seine Sicherheitsleute brachten sie zum wartenden Wagen. Auf der ganzen Fahrt zu dem Bankier geißelte Abbey sich mit Selbstvorwürfen. Sie war es gewohnt, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Dummerweise hatte sie sich allerdings mit einem Mann eingelassen, der jede Stunde ihres Daseins kontrollieren wollte. Darüber würde sie definitiv mit Nikolai reden müssen.
Mr. bin Hashim hatte sich entschieden, das Haus zu verkaufen, was Abbeys Laune ein wenig aufhellte. Das dauerte jedoch nur an, bis sie bei Support Systems ankam und ihr Bruder eine aktuelle Ausgabe eines der Klatschblätter vor ihr auf die Schreibtischplatte warf und wissen wollte, was da vor sich ging.
Abbey presste die Lippen zusammen, als sie das Foto von sich und Nikolai sah. Es war am Abend zuvor vor der Haustür zu ihrem Apartment aufgenommen worden, und sie sah mitgenommen und gehetzt aus. „Es war nicht Nikolai, der mich aufgeregt hat“, setzte sie an, doch Drew unterbrach sie sofort.
„Ich weiß, dass
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