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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ge-geneinanderschlagender Schwerter,
    markerschütternde
    Ent—
    setzensschreie, die dann plötzlich verstummten.
    Die Angreifer waren schlau und geschickt. Von Richard of Ashbury angeführt, waren sie als angebliche Freunde in die Ritterburg gekommen unter dem Vorwand, sich mit Claires Gatten Geoffrey, dem Kastellan von Ramsey Keep verbinden zu wollen.
    Kaum waren sie jedoch durchs Tor hereingelassen worden, hatten sie mit ihrem Eroberungskampf begonnen.
    Drei Tage lang hatten ihnen die Verteidiger von Ramsey Keep eine tapfere, wenn auch aussichtslose Schlacht geliefert, bis Geoffrey am Ende keine andere Wahl geblieben war, als seine Kapitulation anzubieten. Dieses Angebot war jedoch durch Verrat hintertrieben worden. Man hatte Geoffrey hinterrücks erschlagen, und noch immer stürmten Angreifer schändend und mordend die Burg.
    „Bitte, Gerda!" sagte Elaine inständig. „Ich flehe dich um das Leben meines Sohns an! Diese Angreifer machen keine Gefangenen. Ihre Rösser stampfen über Tote und Lebendige hinweg.
    Ich will, daß Peter davor bewahrt bleibt - und du auch."
    Die Magd zitterte. Zeit ihres Lebens war sie mit ihrer Herrin zusammengewesen. Lady Elaine hatte mit ihr gelacht, sie manchmal gescholten und sie vor allem vor dem Vater gerettet, der stets den Prügelknüppel zu schwingen pflegte, wenn er zuviel getrunken hatte. Dem Jähzorn ihres Vaters hatte Gerda auch ihre Knieverletzung zu verdanken, die er ihr zugefügt hatte, als sie noch ein kleines Kind gewesen war. Andere Menschen hatten sich später immer über ihr unbeholfenes Hinken lustig gemacht; die Lady dagegen hatte sie liebevoll aufgenommen, ihr junges Leben geleitet und ihr die Pflege des kleinen Herrn anvertraut.
    Gerda schämte sich schon wegen ihrer Selbstsucht. Die Herrin war mit ihren himmelblauen Augen und ihrem goldglänzenden Haar in der Vorstellung des Mädchens eine überirdische Erscheinung, so edel, so gütig, so lieb . .
    Gerda fing zu weinen an. „Es ist alles so ungerecht, Herrin.
    Wäre Euer Gatte im Lande, würde diese adelige Räuberhorde nicht gewagt haben, Sir Geoffrey oder irgendeinen anderen Vasallen unseres Herrn zu überfallen."
    Elaine mußte schweren Herzens zugeben, daß Gerda recht hatte. Sir Geoffrey war auf dieser Ritterburg der Statthalter ihres Gatten Guy de Marche, Earl of Sedgewick, gewesen, und dieser war wie alle Männer seines Ranges von klein auf als Krieger ausgebildet worden. Sein Können und seine Tüchtigkeit im Ritterturnier sowie seine Unerschrockenheit im ernsthaften Kampf wurden vom nebelverhangenen Schottland bis zu den zerklüfteten Küsten Cornwalls gerühmt. Zudem wurde Guy de Marche auch als ein höchst ehrenhafter Mann anerkannt, der über seine Lehensgüter gerecht und nobel herrschte.
    Gegenwärtig jedoch war Guy bedauerlicherweise eine halbe Welt von seinen Gütern und Vasallen entfernt. Er und Sir Hugh Bainbridge, Claires Bruder, befanden sich seit fast einem Jahr auf dem Kreuzzug.
    „Bitte, Herrin, wollt Ihr nicht doch mit mir kommen?" bettelte Gerda. „Ihr sagtet selbst, diese Burg und alle ihre Bewohner seien dem Untergang geweiht. Kommt doch mit, ich flehe Euch an!"
    Claire bewegte sich in ihrem Bett und griff nach Elaines Hand. „Das Mädchen hat recht, Elaine."
    Elaine blickte ihre kranke, totenbleiche, flach und rauh at-mende Freundin an. Sie schämte sich zwar wegen ihres Gedankens, doch sie hoffte inständig, daß das schreckliche Fieber Claire bald in Gottes Himmelreich führte, denn solches war allemal besser, als in die Hände der Verräter und Mörder zu fallen, die das Dorf verwüstet und nun auch noch die Burg überfallen hatten.
    „Nein", lehnte Elaine leise ab. „Ich kann Euch nicht verlassen, Claire. Sir Hugh, Euer Bruder, hat meinem Gatten zu gut und zu lange treu gedient, als daß ich die ihm Nahestehenden im Stich lassen könnte. Und Ihr, seine Schwester, seid außerdem meine liebste Freundin im ganzen Land. Es gibt eine Ehre im Leben und im Tod. Ich bitte nur darum, daß mein kleiner Sohn gerettet wird."
    Sie streichelte die durchscheinende Wange ihrer Freundin.
    „Ich fürchte, es bleibt nicht mehr viel Zeit. Der Waffenlärm kommt immer näher. Ich bitte Euch, erklärt Gerda den Weg zum Kloster. Die Mönche werden dafür sorgen, daß sie nach Sedgewick zurückgelangt."
    In wortlosem Einverständnis schloß Claire die Augen. Mit schwacher, matter Stimme verriet sie dem Mädchen, daß sich hinter der Bettstatt eine geheime Treppe zu einem Tunnel befand, der aus

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