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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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sie geschlagen. Eloise, ich war ein hilfloser Zeuge unvorstellbaren Leides, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen. Der Kapitän lachte mir höhnisch ins Gesicht, als ich ihm meine Wut und Verachtung über diese
Handelswaren
entgegenschleuderte, und meinte, diese Nigger, wie er die Sklaven bezeichnete, wären die Grundlage des Vermögens meines Vaters. Nach und nach erfuhr ich alles über den Sklavenhandel, und je mehr ich erfuhr, desto mehr entsetzte es mich. Ja, ich begann meinen Vater nicht nur zu verabscheuen, sondern mich regelrecht vor ihm zu fürchten, und war fest entschlossen, bei meiner Rückkehr nach England mit ihm zu brechen. Auch wenn ich der einzige Sohn und damit Erbe seines Vermögens war – von einem Geld, das durch Leid und Schmerzen anderer Menschen verdient worden war, wollte ich keinen Penny haben. Und dann wurden wir von Piraten überfallen, das Schiff wurde versenkt, und alle an Bord, mit Ausnahme der Sklaven, wurden getötet. Cubert sagte mir, dass du bereits weißt, wie es dazu kam, dass ich zu Dark Flynn wurde. Ich hatte nicht geplant, lange in dieser Rolle zu bleiben. Sobald es möglich war, machten wir uns auf, die armen Schwarzen zurück in ihre Heimat zu bringen, was uns auch gelang, aber dann begegneteuns wieder ein Schiff mit menschlicher Fracht. Ich konnte diese Menschen nicht in die Sklaverei schicken, und so kaperten wir den Handelssegler. Da der Sklavenhandel jedoch nichts Ungesetzliches ist und mit Genehmigung der britischen Krone erfolgt, habe ich mich durch den Überfall auf den englischen Segler strafbar gemacht und wurde fortan zu einem Gejagten. So wie mein Vorgänger Dark Flynn auch. Es war gleichgültig, dass meine Motive andere waren – Pirat ist Pirat. Wir hatten uns an fremdem Eigentum vergriffen, und eine Rückkehr nach England war damit ausgeschlossen, denn dort würde mich der Galgen erwarten. Außerdem war meine Wut auf meinen Vater so groß, dass ich mir zum Ziel setzte, alle seine Handelsfahrten zu vereiteln. Dieser Mann sollte nicht länger mit Sklaven immer mehr Geld scheffeln! Natürlich dachte ich an dich, liebste Eloise. Dachte Tag und Nacht an nichts anderes und überlegte, wie ich dir eine Nachricht zukommen lassen könnte, aber das war unmöglich. Ich wusste, du würdest mich nicht verurteilen, sondern verstehen, dass ich nicht anders handeln
konnte
. Damals hoffte ich noch, der Sklavenhandel würde bald vorbei sein, aber dann reihte sich ein Jahr ans nächste, und die Zeit verging rasend schnell. Meine Erinnerung an dich verblasste niemals, aber irgendwann musste ich davon ausgehen, dass du mich vergessen und längst einen anderen Mann geheiratet hast. Als wir dann die
Queen Beth
in unsere Gewalt brachten und du plötzlich vor mir standest … und zudem noch als Verlobte des Mannes, der als der grausamste Sklavenhändler der ganzen Karibik gilt … Ich hatte nicht den Mut, dir die Wahrheit zu gestehen, musste ich doch denken, alle diese Unmenschlichkeiten geschähen nicht nur mit deinem Wissen, sondern auch mit deiner Zustimmung. Damals, auf Mantana Island, erkannteich zwar, dass du ebenso unwissend wie ich warst, was den Sklavenhandel angeht, aber ich fürchtete, du würdest mich hassen, wenn ich meine wahre Identität offenbare. Ich spürte, zwischen uns wuchs etwas ganz Wunderbares, und hatte Angst, mit meinem Geständnis alles zu zerstören.«
    Eloise hatte Ryan atemlos gelauscht und ihn nicht unterbrochen. Sie verstand ihn, natürlich verstand sie ihn, auch wenn es für sie Jahre des Kummers und der Tränen bedeutet hatte. Als er sich zu ihr umdrehte und sie bang fragte: »Kannst du mir irgendwann verzeihen?«, las er die Antwort in ihren Augen.
    Sie umschlangen sich, und ihre Lippen fanden einander – obwohl jederzeit jemand vorbeikommen und sie entdecken konnte. Ob Ryan Mitchell oder Dark Flynn – beide Männer waren eine perfekte Ergänzung, und nun wusste Eloise mit Bestimmtheit, dass aus den schwärmerischen Gefühlen ihrer Jugend die reine, tiefe und wahre Liebe gewachsen war. Eine Liebe, wie es sie im Leben eines Menschen nur ein Mal gab. Und sie war fest entschlossen, sich diese Liebe durch nichts und niemanden wieder nehmen zu lassen.

24. Kapitel
     
    Im Norden Jamaikas, September 1767
     
    Die Wasserfälle des Dunns River in der Nähe der Nordküste Jamaikas waren einer der spektakulärsten Plätze der Insel, aber David Morgan hatte für die Schönheiten der Natur kein Auge. Zornig schritt er den steilen Pfad zum höchsten Punkt

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