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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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miteinander, dann erhob sich Trelawny mit einem Lächeln und sagte: »Jetzt habe ich Euch aber lange von den Damen ferngehalten, dabei weiß ich, dass besonders eine Dame sich nach Eurer Anwesenheit verzehrt.«
    Ryan hatte diesbezüglich berechtigte Zweifel, wenn er an Eloises Reaktion dachte, als sie seine Identität entdeckt hatte, aber der Gedanke, sie in wenigen Augenblicken wiederzusehen, erfüllte ihn mit freudiger Erwartung. Er folgte Trelawny auf die Veranda hinaus, wo sich Isobel, Cubert und Kate bei seinem Erscheinen erhoben und ihm erwartungsvoll entgegensahen.Einzig Eloise blieb sitzen und tat so, als würde sie Ryan nicht bemerken.
    »Wir sprachen vorhin von meinem Rosengarten«, sagte Isobel, die Situation mit einem Blick richtig erfassend. »Wenn Ihr mir folgen wollt, würde ich Euch diesen gerne zeigen.«
    Cubert und Kate verstanden, auch William Trelawny folgte seiner Frau. Ryan und Eloise blieben allein zurück. Sie hielt immer noch den Kopf gesenkt, darum kniete Ryan sich vor sie hin und ergriff ihre Hände. Sie zog diese nicht fort, sah ihn aber auch nicht an. Während des Bades hatte Ryan sich Dutzende von Formulierungen überlegt, wie er Eloise alles erklären wollte, aber nun kam ihm kein Wort über die Lippen. Zu ergriffen machte ihn die Situation, zu schön sah Eloise in ihrem hellen Kleid aus dem duftigen leichten Stoff und mit den hochgesteckten Haaren aus.
    »Liebes …« Das Wort war nicht mehr als ein Hauch, doch Eloise hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
    »Warum?« Ihre Lippen formten nur das eine Wort, und Ryan verstand.
    »Es ist eine komplizierte und lange Geschichte …«
    »Ich habe Zeit«, warf Eloise ein. »Findest du nicht, ich habe das Recht auf eine Erklärung, warum du mich in dem Glauben gelassen hast, tot zu sein? Zehn Jahre lang habe ich den Piraten Dark Flynn gehasst, weil er mir das Liebste, was ich auf der Welt hatte, genommen und mein Leben zerstört hat. Wenn ich damals, als ihr die
Queen Beth
überfallen habt und Kate und mich auf die
Liberty
brachtet, eine Waffe gehabt hätte, hätte ich dich getötet, Ryan Mitchell! Ja, ich hätte keine Skrupel gehabt, den Piraten Flynn zu ermorden.«
    Ryan erhob sich seufzend und streckte Eloise seine Hand hin.
    »Wollen wir ein paar Schritte gehen? Dabei redet es sich leichter.«
    Zögernd legte Eloise ihre Hand in die seine und ließ es zu, dass er diese hielt, als sie in den Garten gingen. Trotz allem, was sie erfahren hatte, löste die Berührung seiner Hand ein Kribbeln aus, gegen das sie machtlos war.
    »Damals, als mein Vater verlangte, ich möge die Reise in die Kolonien unternehmen, war ich fest entschlossen, seinen Anforderungen gerecht zu werden und ihm zu beweisen, dass ich kein dummer Junge mehr, sondern schon ein Mann war«, begann Ryan zu erzählen. »Obwohl der Abschied von dir beinahe mein Herz zerriss, freute ich mich auf die Fahrt und auf das mir unbekannte Land. Ich war fest davon überzeugt, die Zeit würde schnell vergehen, und dann würde nichts und niemand uns mehr daran hindern zu heiraten. Da ich von Navigation und Seekarten damals noch keine Ahnung hatte, merkte ich erst nach drei Wochen, dass wir nicht auf Kurs in die Kolonien waren, sondern in Richtung der Küste Westafrikas segelten. Der Kapitän wich meinen Fragen zuerst aus, aber als Sohn des Eigners war er mir schließlich doch zur Antwort verpflichtet. Einer Antwort, die ich zuerst nicht glauben wollte, dann aber leider in aller Deutlichkeit miterleben musste. Hatte ich bisher angenommen, wir würden normale Handelswaren wie Stoffe und englische Wolle in die Kolonien bringen, so war die Realität eine andere.« Ryan stockte und wischte sich über die Stirn. Die Erinnerung an seine erste Fahrt wühlte ihn auch nach so langer Zeit noch sehr auf.
    »Ihr habt Sklaven aus Afrika entführt«, sagte Eloise leise, und Ryan nickte.
    »Es war schrecklich. Eloise, du hast die armen Wesen aufMantana Island gesehen, und ich musste miterleben, wie die Mannschaft des Schiffes meines eigenen Vaters auf sein Geheiß hin die Schwarzen einfing, als wären sie Vieh. Skrupellos und grausam töteten sie jeden, der sich wehrte. Wir ankerten zwei Wochen lang vor der Küste Afrikas, dann waren alle Laderäume bis in die letzten Winkel mit Männern, Frauen und zahllosen Kindern regelrecht vollgestopft. Besonders die Sache mit den Kindern war schlimm. Die meisten waren ihren Eltern entrissen worden und weinten ununterbrochen. Doch je mehr sie weinten, desto mehr wurden

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