Geliebter Freibeuter
Hände im Schoß und sah die Eltern erwartungsvoll an. »Seit zehn Jahren haben deine Mutter und ich Nachsicht geübt, als du jeden Mann, der Interesse an dir zeigte, abgewiesen hast. Wir haben deine Trauer um deine Jugendliebe respektiert, aber nun ist unsere Geduld zu Ende. Natürlich möchten wir dein Glück und werden dich nicht in eine Ehe zwingen, wenn du diese nicht eingehen möchtest. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass du sechsundzwanzig Jahre alt bist, und es ist an der Zeit zu heiraten, bevor es zu spät ist. Ich kenne und schätze Sir David seit Jahren und kann dir versichern, Tochter, du wirst keinen besseren Ehemann als ihn finden.«
Obwohl alles in Eloise in Aufruhr war, blieb sie äußerlich ruhig.
»Das würde bedeuten, ich muss euch verlassen und in Jamaika leben, nicht wahr?«
Lady Gilbert lächelte wehmütig.
»Irgendwann ist die Zeit eben gekommen, dass die Kinder ihr Elternhaus verlassen. Wenn es jedoch das Beste für dich ist, dann werden wir dich ziehen lassen, obwohl uns die Trennung sehr schwerfallen wird.«
»Du sprichst, als hättest du den Satz auswendig gelernt«, entgegnete Eloise und sah von einem zum andern. »Mutter … Vater … ich finde es seltsam, dass ihr so plötzlich auf diese Heirat pocht, obwohl ihr wisst, dass ich Sir David nicht liebe. Mein Herz gehört für alle Zeit einem anderen Mann.«
Lord Gilbert trommelte mit den Fingern auf die Lehne des Sessels. Er wirkte nervös.
»Tochter, diesen Unsinn haben wir uns nun lange genug angehört! Ryan Mitchell ist seit über zehn Jahren tot, und ihr wart damals noch Kinder. Viel zu jung, um zu wissen, was Liebe überhaupt ist. Es war eine Schwärmerei, nichts weiter, und nun ist es an der Zeit, diese endgültig zu vergessen.«
In Eloises Hals bildete sich ein Kloß, aber sie würde vor dem Vater nicht in Tränen ausbrechen. Manchmal fragte sie sich ja selbst, wie es sein konnte, dass der Schmerz über Ryans Verlust einfach nicht geringer werden wollte.
»Mutter war auch erst siebzehn, als sie dich heiratete«, wandte sie mit leiser Stimme ein. »Ihr habt mir immer erzählt, ihr habt aus Liebe geheiratet, und jetzt erwartet ihr, dass ich einen Mann wähle, für den ich nicht mehr als eine gewisse Sympathie empfinde, aber doch niemals Liebe.«
Die Eltern wechselten einen langen Blick, in dem eine stille Übereinkunft lag, dann sagte Eloises Mutter: »Sag es ihr. Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren.«
»Was zu erfahren?«, fragte Eloise gespannt.
Lord Gilbert fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und seufzte, dann sagte er: »Du weißt, dass Sir David sehr vermögend ist. Milton Green steht vor dem Bank rott. Wenn uns niemand finanziell unter die Arme greift, dann werden wir den Besitz in den nächsten Monaten verlieren.«
Eloise glaubte, sich verhört zu haben. Sie beugte sich vor und flüsterte: »Das kann ich nicht glauben! Wie konnte das geschehen?«
»Nun, die Ernten der letzten drei Jahre waren schlecht. Ich musste Kredite aufnehmen, um unseren Lebensstandard zu halten. Dann habe ich an der Börse spekuliert, nur leider hörte ich auf falsche Ratgeber. Nun stehen die Gläubiger Schlange, und es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als Milton Green zu veräußern.«
Diese Nachricht war ein größerer Schlag für Eloise als der Heiratsantrag von David Morgan. Milton Green befand sich seit Generationen im Besitz der Gilberts, es war ihr Zuhause, hier war sie geboren und aufgewachsen. Sie kannte jeden Winkel des weitläufigen zweistöckigen Gebäudes aus der Tudorzeit, und sie liebte die einsamen, verschwiegenen Plätze im Park. Trotz dieser schockierenden Neuigkeit arbeitete Eloises Gehirn fieberhaft, und sie schlussfolgerte: »Wenn ich David Morgan heirate, dann gibt er dir das nötige Geld, damit du den Besitz behalten kannst, nicht wahr, Vater?«
Lord Gilbert nickte, und Eloise bemerkte plötzlich zwei tiefe Falten, die sich neben den Nasenflügeln in sein Gesicht eingegraben hatten. Waren diese gestern auch schon da gewesen? Ihr Vater sah plötzlich so alt aus …
Lady Gilbert trat an Eloises Seite und legte eine Hand auf ihre Schulter.
»Glaub mir, Tochter, wir würden dir niemals zu einer Heirat mit jemandem raten, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass du glücklich werden wirst. Sir David ist der richtige Ehemann für dich, und die Liebe kommt mit der Zeit.«
Letzteres bezweifelte Eloise sehr, und sie wusste, sie würde niemals einen Mann so sehr wie Ryan lieben können. Folglich war es
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