Geliebter Freibeuter
der Zeit zusammenfinden.«
Wenn ich nur nicht immer das Gefühl hätte, Ryan zu verraten, dachte Eloise, behielt diesen Gedanken aber für sich, denn Kate würde dafür wenig Verständnis zeigen. Eloise wusste, sie musste mit der Vergangenheit abschließen, denn nur so hatte die sie Chance, ein erfülltes Leben zu führen.
An einem sonnigen und warmen Tag Ende April fuhren Eloise, ihre Eltern und Kate nach Falmouth. Begleitet wurde die Kutsche von drei Wagen mit Eloises Aussteuer. Lady Gilbert hatte Eloise lächelnd einen hölzernen Kasten überreicht, und Eloises Augen leuchteten, als sie den Deckel öffnete. Auf dunkelgrünem Samt lag ein vollständiges Essbesteck fürzwölf Personen aus purem Silber. Die Griffe waren kunstvoll mit Serpentine ausgelegt. Dieser schwarze, glänzende Stein kam in ganz Europa nur am Lizard Point in Cornwall, der südlichsten Spitze Großbritanniens, und in Portugal vor und war sehr wertvoll.
»Mutter, es ist wunderschön!«, rief Eloise. »Ist es nicht zu wertvoll?«
Lady Gilbert lächelte.
»Das Besteck ist ein Unikat und befindet sich seit dem sechzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie, liebe Eloise. Es wird stets von Mutter zu Tochter beziehungsweise Schwiegertochter bei deren Vermählung weitergegeben.«
Gerührt drückte Eloise die Hand ihrer Mutter.
»Ich werde es in Ehren halten, das verspreche ich, und irgendwann meiner Tochter geben, so Gott mir eine solche schenken wird.«
Außer dem Besteck befanden sich in Eloises Aussteuer noch mehr Kostbarkeiten: Familienschmuck, silberne Platten und Becher, stilisierte Weingläser aus Muranoglas und eine Schatulle mit einem Barvermögen von eintausend Pfund. Das war eine Menge Geld, aber Lord Gilbert war es wichtig, dass Eloise ihr eigenes Geld besaß und nicht völlig von ihrem Ehemann abhängig war.
Der Landsitz Milton Green lag eine halbe Stunde landeinwärts von der Küste, daher war Eloise schon oft in Falmouth gewesen. Sie mochte die hektische Betriebsamkeit am Hafen, wenn Schiffe be- und entladen wurden, sich Matrosen und Händler auf den Kais tummelten und die Wirte der zahlreichen Gasthäuser vor die Tür traten und Ausschau nach Gästen hielten. Der großartige natürliche Hafen von Falmouth war neben dem Hafen von Plymouth in der GrafschaftDevon der einzige im Südwesten Englands, von dem aus Schiffe nach Übersee ausliefen. Vor rund zweihundert Jahren hatte sich das einst verschlafene Fischerdorf in einen wichtigen Umschlag- und Handelsplatz entwickelt, und die Stadt war heute die wohlhabendste in der ganzen Grafschaft.
Das Schiff, mit dem Eloise und Kate reisen sollten, trug den klangvollen Namen
Queen Beth
zu Ehren der großen Königin, unter deren Regentschaft England zur führenden Macht auf den Weltmeeren geworden war. Es war ein Dreimaster mit vier großzügigen Decks und zahlreichen Laderäumen. Die
Queen Beth
war in erster Linie ein Handelsschiff mit einem Gewicht von zweihundertachtzig Tonnen und an die sechzig Fuß Länge, verfügte jedoch über je sechs Kanonen auf jeder Breitseite und wurde von rund einem Dutzend Soldaten und einem Offizier als Oberbefehlshaber der britischen Marine begleitet, um bei einem eventuellen Angriff gewappnet zu sein. Seit die Überfälle durch Piraten zugenommen hatten, wurden immer mehr Handelsschiffe mit Kanonen und Handfeuerwaffen ausgestattet. Lord Gilbert hätte seine Tochter niemals ohne einen derartigen Schutz reisen lassen, auch wenn die Passage dadurch wesentlich mehr kostete als auf einem einfachen Handelssegler.
Der Erste Offizier führte die Passagiere und Eloises Eltern an Bord. Sie stiegen einen schmalen Niedergang, die Treppe, hinunter und betraten eine großzügig geschnittene Kabine mit holzvertäfelten Wänden. Links und rechts befanden sich zwei in die Wände eingelassene Kojen, es gab drei Wandschränke und einen großen Tisch mit vier fest mit dem Boden verschraubten Stühlen.
»Einen schönen guten Morgen und herzlich willkommenauf der Queen Beth!« Ein kräftiger Mann mittleren Alters begrüßte die kleine Gruppe mit einer Verbeugung. »Mein Name ist Captain William Carrick, und ich freue mich, dass Ihr Eure Tochter meiner Obhut anvertraut, Mylord.« Captain Carrick deutete bei Lady Gilbert und Eloise einen Handkuss an und fuhr fort: »Wenn die Damen mit meiner bescheidenen Kajüte vorliebnehmen möchten. Meine Mannschaft und ich werden alles tun, damit sich die Damen an Bord wohl fühlen und eine angenehme Reise genießen können.«
»Wir
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