Geliebter Fremder
immer sehr unpersönlich«, gab er unverblümt zu. »Ich hatte keine Ahnung, wie man mit seiner Frau im Bett umgeht – ich hätte dich wie meine Geliebte behandeln müssen. Ich hätte dich verführen müssen. Aber ich war ein selbstsüchtiger Narr.«
Lara senkte den Blick. »Ich war nicht diejenige, die du wolltest.«
»Das war nicht dein Fehler.«
»Du hast mich geheiratet, um Kinder zu bekommen, und ich konnte dir keine …«
»Damit hat das überhaupt nichts zu tun«, unterbrach er sie. »Sieh mich an, Lara.« Als sie sich weigerte, griff er ihr in den Nacken und löste ihren Zopf. »Mir ist es vollkommen gleichgültig, ob du Kinder bekommen kannst oder nicht«, sagte er. »Es spielt für mich keine Rolle mehr.«
»Natürlich tut es das …«
»Ich habe mich geändert, Lara. Gib mir eine Chance, damit ich dir zeigen kann, wie es zwischen uns sein kann.«
Ein scheinbar endloser Moment des Schweigens trat ein. Laras Blick fiel auf seinen festen, großzügigen Mund und sie fragte sich voller Panik, ob er sie wohl wieder küssen würde.
Plötzlich schien er eine Entscheidung getroffen zu haben und seine Hand glitt in einer so raschen und leichten Liebkosung über ihren Körper, dass sie nicht mehr flüchten konnte. Ihre Brust bebte von seiner zarten Berührung.
Er drückte seine Lippen auf ihren Hals und seine Zunge glitt über ihren Puls. »Du hast eine Haut wie ein Kind«, flüsterte er. »Am liebsten würde ich dich auf der Stelle ausziehen … dich nackt in meinen Armen halten … und dich so lieben, wie ich es vor langer Zeit schon hätte tun sollen.«
Laras Gesicht brannte und sie versuchte, ihn wegzustoßen, aber er hielt sie fest umschlungen. Seine Lippen glitten tiefer und er biss sie sanft durch den Stoff ihres Kleides in die empfindliche Stelle zwischen Hals und Schulter.
Lara erschauerte und ihr ganzer Körper erzitterte. »Oh …«
»Die Inder glauben, das Leben einer Frau habe keinen Wert und keine Bedeutung ohne einen Ehemann«, sagte er und überschüttete sie mit Küssen. Seine Stimme wurde neckend. »Sie würden dich für eine vom Glück begünstigte Frau halten, weil ich von den Toten zurückgekehrt bin.«
»Ich bin sehr gut ohne dich zurechtgekommen«, erwiderte Lara, die sich an seinen Schultern festhalten musste, weil ihre Knie nachzugeben drohten.
Sie spürte, wie er ein ihrem Ohr lächelte. »In Indien wärest du lebendig auf meinem Scheiterhaufen verbrannt worden, um dir das Elend zu ersparen, ohne mich weiterleben zu müssen. Man nennt das sati.«
»Das ist ja barbarisch!« Sie schloss die Augen, als seine Hände ihre Pobacken durch den Stoff ihres Kleides umfassten. »Bitte, ich möchte nicht…«
»Lass mich dich einfach nur berühren. Ich habe schon so lange keine Frau mehr im Arm gehalten.«
»Wie lange?«, fragte sie unwillkürlich.
»Länger als ein Jahr.«
Seine Hand glitt ihren Rücken hinauf.
»Und wenn eine Witwe nicht verbrannt werden will?«, fragte sie atemlos.
»Sie hat keine andere Wahl.«
»Nun, ich war traurig, als ich von deinem Tod erfahren habe, aber ich hätte wohl kaum Selbstmord begangen.«
Er lachte. »Du fandest wahrscheinlich, dass der Schiffbruch durchaus etwas Gutes für dich mit sich brachte.«
»Nein«, widersprach sie automatisch, spürte jedoch zu ihrem Entsetzen, wie ihr eine schuldbewusste Röte in die Wangen stieg.
Hunter blickte sie an und lächelte spöttisch. »Lügnerin«, sagte er und gab ihr rasch einen Kuss.
»Ich habe wirklich nicht…«, setzte Lara verlegen an, aber er wechselte abrupt das Thema.
»Ich möchte, dass du dir ein paar neue Kleider schneidern lässt. Ich will nicht, dass meine Frau Lumpen trägt.«
Lara blickte auf ihr schwarzes Kleid hinunter. »Aber das ist so teuer …«, entgegnete sie halbherzig. Es würde schön sein, ein paar neue Kleider zu haben. Sie war die schwarzen und grauen Sachen herzlich leid.
»Geld spielt keine Rolle. Ich möchte, dass du all deine Trauerkleider wegwirfst. Du kannst sie verbrennen, wenn du willst. Und bestell dir auch ein paar Negligees, wenn du schon einmal dabei bist.«
In ihrem ganzen Leben hatte sie im Bett noch nie etwas anderes getragen als weiße Baumwollnachthemden. »Ich brauche keine Negligees!«, rief sie aus.
»Wenn du dir keine schneidern lässt, erledige ich das für dich.«
Lara trat einen Schritt zurück und zupfte an ihrem Kleid. »Ich will keine Kleidungsstücke tragen, die verführerisch sind. Es tut mir Leid, wenn dir das missfällt,
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