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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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beherrschen. Eins war klar – er war zu lange allein gewesen. Im Moment wäre ihm jede Frau recht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, aber er hatte beschlossen, wie ein Mönch zu leben, während seine wunderschöne Frau nur ein paar Türen weiter schlief.
    Er stellte Laras Miniatur auf den halbrunden Tisch an die Wand und fuhr mit dem Finger leicht über den abgenutzten Emaillerand. Mit geübtem Griff öffnete er das Medaillon und das zarte Porträt im Innern war zu sehen.
    Der vertraute Anblick ihres Gesichts beruhigte und erfrischte ihn wie immer.
    Der Künstler hatte ihren üppigen Mund, ihren süßen Gesichtsausdruck und die Farbe ihrer Augen, wie Nebel über einer grünen Wiese, so vollkommen eingefangen, wie es kein Ölgemälde hätte vermitteln können.
    Lara gehörte zu den seltenen Frauen, die die ungewohnliche Fähigkeit besaßen, sich um andere zu kümmern. Sie war großzügig und voller Mitgefühl und schien die Menschen mit all ihren Fehlern annehmen zu können. Für andere war es ein Leichtes, sie auszunutzen – sie brauchte einen Mann, der sie beschützte und unterstützte. Sie brauchte so vieles, was er ihr nur zu gerne geben würde.
    Plötzlich verspürte er das Bedürfnis, sie noch einmal zu sehen, sich zu vergewissern, dass sie wirklich hier war. Er trat aus seinem Zimmer und ging zu den drei angrenzenden Räumen.
    »Lara«, murmelte er und klopfte leise an ihre Tür. Aber sie antwortete ihm nicht. Er wiederholte ihren Namen und drückte die Türklinke nieder, aber die Tür war verschlossen.
    Er akzeptierte Laras Wunsch, eine Grenze zwischen ihnen zu errichten, aber er konnte seine männliche Begierde nicht unterdrücken. Lara gehörte ihm und sie würde ihm nicht den Zutritt zu ihrem Gemach verwehren. »Schließ die Tür auf«, sagte er und rüttelte an der Türklinke. »Sofort, Lara.«
    Sie antwortete mit piepsiger Stimme. »Ich möchte dich heute Abend nicht mehr sehen.«
    »Lass mich herein.«
    »Du hast es versprochen«, erwiderte sie anklagend. »Du hast gesagt, du würdest mich zu nichts zwingen.«
    Hunter rammte die Schulter gegen die Tür und sie sprang auf, was erstaunlich leicht ging, da das Messingschloss offenbar mehr zur Zierde diente. »Zwischen uns wird es keine verschlossenen Türen geben«, sagte er barsch.
    Lara stand leichenblass am Bett, die Arme um sich geschlungen. An ihrer starren Haltung sah er, dass sie den letzten Rest an Selbstbeherrschung aufbrachte, um nicht einfach davonzulaufen. Sie sah aus wie ein Engel in ihrem weißen Musselinnachthemd und ihren dunklen Haaren, die wie ein glänzender Strom über ihre Schultern flossen.
    Bei dem Gedanken an die feste Zartheit ihrer Brüste und ihrer Hüften, an die Süße ihres Mundes schoss Hitze in Hunters Lenden. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals zuvor eine Frau so begehrt zu haben. Mit jeder Fiber seines Seins sehnte er sich danach, sie zu schmecken, zu spüren und zu riechen.
    »Bitte geh!«, sagte sie mit unsicherer Stimme.
    »Ich vergewaltige dich schon nicht, Lara!«, erwiderte er grob. »Wenn das meine Absicht wäre, läge ich jetzt schon auf dir.«
    Seine unverblümten Worte ließen sie zusammenzucken. »Warum bist du dann hier?«
    »Ich dachte, du könntest mir vielleicht sagen, wo meine restlichen Sachen sind.«
    Lara überlegte einen Moment lang. »Arthur hat die meisten deiner Sachen verkauft oder zerstört, als er ins Haus gezogen ist«, sagte sie. »Ich war nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.«
    Hunter verfluchte Arthur im Stillen. Er hoffte nur, dass der Bastard die Tagebücher nicht gefunden oder die Geheimnisse, die vielleicht darin standen, aufgedeckt hatte … Dann war es schon besser, wenn er sie zerstört hatte.
    »Ich habe die Dienerschaft gebeten, alles, was noch da ist, auf dein Zimmer zu bringen«, murmelte Lara. »Wonach suchst du denn?«
    Er zuckte mit den Schultern und schwieg. Es war möglich, dass die Tagebücher irgendwo im Haus versteckt waren.
    Wenn das so war, sagte er Lara besser nichts von ihrer Existenz.
    Als er näher trat, merkte er, dass sie vor ihm zurückschreckte. Sie sah reizend aus, blickte ihn aber mit hochgerecktem Kinn misstrauisch an. Ihr Blick glitt über seinen Morgenmantel und sie betrachtete das Kleidungsstück so unbehaglich, dass ihm klar wurde, dass sie schlimme Erinnerungen damit verband.
    »Was ist los?«, knurrte er.
    Sie runzelte die Augenbrauen. »Erinnerst du dich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, sag’s mir.«
    »Du hast ihn

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