Geliebter Fremder
aber … du musst verstehen, dass ich nie aus freiem Willen zu dir kommen werde. Ich weiß, dass es schwer ist für einen Mann, ohne … das auszukommen … und mir ist auch klar, dass du das Bedürfnis danach hast …« Lara errötete heftig. »Ich wünschte, du würdest … das heißt, ich hoffe …«
Entschlossen sammelte sie den letzten Rest Würde, der ihr noch verblieben war. »Zögere bitte nicht, zu einer anderen Frau zu gehen, um deine männlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Ich stelle keinerlei Ansprüche an dich, wie ich es auch schon längst nicht mehr getan habe, bevor du nach Indien gefahren bist.«
Hunter blickte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, als ob er beleidigt, erheitert und verärgert zugleich wäre. »Dieses Mal wirst du kein Glück haben, meine Süße. Meine männlichen Bedürfnisse werden nur von einer Frau erfüllt und bis du dich mir hingibst, werden sie nicht befriedigt sein.«
Lara hob entschlossen das Kinn. »In diesem Punkt werde ich nicht nachgeben.«
»Ich auch nicht.«
Sie blickten sich beide herausfordernd an. Laras Herz begann heftig zu pochen und ihre Haltung wurde noch mehr erschüttert, als Hunter sie entwaffnend anlächelte.
Früher war ihr gar nicht aufgefallen, wie attraktiv Hunter eigentlich war. Es hatte für sie keine Rolle gespielt, ob er nun gut aussah oder nicht – ihre Eltern hatten die Ehe arrangiert und sie hatte sich ihrer Wahl gefügt. Später war sie so unglücklich in ihrer Ehe gewesen, dass sie keinen Gedanken an sein Aussehen verschwendet hatte. Und jetzt merkte sie zum ersten Mal, wie attraktiv er war und wie sehr sein Charme sie aus dem Gleichgewicht brachte.
»Wir warten einfach ab, wer von uns beiden es länger aushält«, sagte er. Laras Gesichtsausdruck musste sie verraten haben, denn Hunter lachte plötzlich und warf ihr einen herausfordernden Blick zu, bevor er das Zimmer verließ.
Kapitel 4
Später an diesem Abend versuchte Hunter sich auf ein besonderes Ziel zu konzentrieren – nämlich die Tagebücher zu finden aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Methodisch durchsuchte er die Kisten, die aus dem Lager in sein Zimmer gebracht worden waren. Bis jetzt hatte er nur ein paar persönliche Rechnungen und einige Kleidungsstücke entdeckt, die viel zu locker um seine schlanke Gestalt hingen.
Er seufzte und sein Blick glitt über den rotgoldenen Brokatstoff, der die Wände bedeckte. Nach den einfachen, manchmal sogar primitiven Unterkünften, die er im letzten Jahr bewohnt hatte, und der spärlich möblierten Kabine auf seiner endlosen Rückreise waren die überdekorierten Räume ein wahrer Angriff auf seine Sinne.
Er legte seine Kleider ab und zog einen seidenen Morgenmantel an, den er in einer der Kisten gefunden hatte. Er war für einen schwereren Mann angefertigt worden, aber er schlang ihn ganz um sich herum und band den Gürtel fest um seine Taille. Er roch zwar ein wenig muffig, weil er so lange eingepackt gewesen war, aber der Stoff war weich und edel, aus brauner und cremefarbener Seide mit goldenen Streifen.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Inhalt der Kisten zu. Stirnrunzelnd überlegte er, wo, zum Teufel, wohl die Tagebücher sein konnten. Möglicherweise waren sie nach seinem ›Tod‹ entdeckt worden und man hatte sie entweder verbrannt oder woanders weggepackt. Nachdenklich rieb er sich das Kinn und fragte sich, ob Lara wohl von den Tagebüchern gewusst hatte.
Er hatte Lara seit dem Abendessen nicht mehr gesehen. Sie hatte wenig gegessen und sich früh zurückgezogen, wobei sie vor ihm zurückgeschreckt war wie ein verängstigtes Kaninchen. Die Dienstboten waren bemerkenswert unaufdringlich gewesen, wahrscheinlich aufgrund der Anweisungen der Haushälterin, Mrs. Gorst. Sie nahmen wohl alle an, dass er seine lang ersehnte Heimkehr in den Armen seiner Frau genoss.
Leider würde dies die erste von vielen einsam verbrachten Nächten sein. Er würde seine unwillige Frau nicht zwingen, ganz gleich, wie sehr er sich nach ihr verzehrte. Es würde Zeit und Geduld brauchen, einen Platz in Laras Bett zu erobern, aber Gott wusste, dass sie alle Mühe wert war. Ihre Reaktion auf seinen Kuss heute Nachmittag hatte ihm das zur Genüge gezeigt. Sie war zurückhaltend, aber nicht kalt. Einen Moment lang hatte sie mit überwältigender Süße und Feuer auf ihn reagiert. Bei der Erinnerung daran überwältigte ihn jetzt noch das Verlangen.
Er lächelte grimmig, während er versuchte, sich zu
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