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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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getragen, als wir das letzte Mal … als du mich das letzte Mal besucht hast.« Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen war die Erfahrung nicht gerade angenehm gewesen.
    Er murmelte ein paar entschuldigende Worte und sie standen sich schweigend gegenüber, während Hunter seine Frau mit einer Mischung aus Ärger und Bedauern ansah. Er fragte sich, wie er wohl ihr Misstrauen besiegen könnte.
    »Ich habe dir doch gesagt, es wird nie wieder so sein«, sagte er.
    »Ja, Mylord«, murmelte sie, aber man hörte deutlich, dass sie ihm nicht glaubte.
    Er fluchte im Stillen und trat über den Orientteppich auf sie zu. Er wusste, dass sie jetzt unendlich erleichtert sein würde, wenn er das Zimmer verließe, aber das wollte er noch nicht. Er hatte so lange die Gesellschaft anderer entbehrt. Er war einsam und ihre Anwesenheit war sein einziger Trost, obwohl sie ihn nicht mochte.
    Das Zimmer war in genau demselben Blumenmuster dekoriert wie sein eigenes, nur noch schlimmer. Das Bett war ein wahres Monument, mit verzierten Messingpfosten dick wie Baumstämme und Vorhängen und einem Betthimmel mit rotgoldenen Fransen. An der Decke tummelten sich Delphine und goldene Muscheln … und dann gab es noch einen riesigen ovalen Spiegel, dessen Rahmen aus barbusigen Meerjungfrauen bestand.
    Als Lara sah, wohin seine Blicke wanderten, versuchte sie die Spannung durch Plaudern zu lindern. »Janet hat sich wohl nur zu gern im Spiegel gesehen, warum sonst sollte sie einen über ihr Bett gehängt haben?«
    Ihre Unschuld berührte ihn. »Der Spiegel war wohl nicht dazu gedacht, sie beim Schlafen widerzuspiegeln«, erwiderte er trocken.
    »Du meinst, sie wollte sich beim …« Die Vorstellung verwirrte Lara und sie wurde scharlachrot. »Aber warum?«
    »Manche Menschen haben Vergnügen daran, sich beim Akt zu beobachten.«
    »Aber Janet kommt mir so gar nicht wie diese Art von Frauen vor …«
    »Du würdest überrascht sein, wenn du wüsstest, was manche Menschen alles tun, wenn sie allein sind«, entgegnete er und trat neben sie.
    Er erwartete, dass sie zurückwich, aber sie blickte ihn nur aus ihren großen, grünen Augen an. Er spürte ihre Neugier und auch ihr Misstrauen. »Hast du jemals …«, begann sie, brach aber gleich wieder ab.
    »Nein, nicht unter einem Spiegel«, erwiderte er nüchtern, obwohl ihn die Vorstellung erregte. Er stellte sich vor, wie er Lara aufs Bett warf, ihr Nachthemd hochschob und seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln vergrub, während der Spiegel das Bild ihrer ineinander verschlungenen Körper wiedergab.
    »Ich halte das für eine alberne Idee«, sagte Lara.
    »Mein Motto ist immer: Man sollte keine Vorurteile gegen etwas hegen, das man noch nicht ausprobiert hat.«
    Ein rasches, fast widerwilliges Lachen entschlüpfte ihr. »Dieses Motto könnte dich in Schwierigkeiten bringen.«
    »Das hat es schon«, entgegnete er.
    Lara sah ihm an, dass er an seine Erfahrungen in Indien dachte. Irgendetwas dort war wohl nicht so angenehm verlaufen.
    »Hast du gefunden, wonach du auf deinen Reisen gesucht hast?«, fragte sie zögernd. »Die Aufregung und das Abenteuer, nach denen du dich so sehr gesehnt hast?«
    »Ich habe herausgefunden, dass Aufregung und Abenteuer verdammt überbewertet werden«, erwiderte er. »Ich habe auf meinen Reisen wieder zu schätzen gelernt, ein Zuhause zu haben. Irgendwohin zu gehören.« Er schwieg und blickte sie an. »Zu dir zu gehören.«
    »Und wie lange wird das anhalten?«, fragte sie leise. »Du wirst dich bald wieder langweilen, die Menschen hier werden dich langweilen und ich auch, genau wie früher.«
    Ich will dich für immer, sagte eine sehnsüchtige Stimme in Hunter. Er wollte hier sein, er wollte sie. Er wollte seinen Platz hier einnehmen und dafür kämpfen, solange noch ein Hauch von Leben in ihm war.
    »Glaub mir«, sagte er dumpf, »ich könnte zehntausend Nächte in deinen Armen verbringen und deiner immer noch nicht überdrüssig sein.«
    Skeptisch erwiderte sie seinen Blick, dann lächelte sie. »Nach einem Jahr der Enthaltsamkeit, Mylord, dürftest du jede Frau anziehend finden.«
    Sie trat zum Frisiertisch und begann sich die Haare zu flechten. Ihre schlanken Finger kämmten durch die seidigen Strähnen. Es war eine Aufforderung für ihn zu gehen, aber Hunter ignorierte sie. Er trat zu Lara, lehnte sich an die Wand und beobachtete sie. »Bei den Hindus ist Enthaltsamkeit eine bewunderte Tugend«, bemerkte er.
    »Tatsächlich?«, antwortete sie kühl.
    »Sie zeigt,

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