Geliebter Fremder
nicht.«
»Keine Überraschungen mehr«, wiederholte Lara in der Hoffnung, dass der Sturm sich gelegt hatte.
Hunter holte tief Luft und ließ sie los. Mit beiden Händen raufte er sich die Haare. Er wirkte erschöpft und Lara dachte plötzlich, dass er vielleicht nur noch ins Bett gehen und schlafen wolle.
Hunter jedoch machte ihre leise Hoffnung mit einem einzigen Satz zunichte. »Geh und zieh dir das Negligee an.«
Stotternd erwiderte sie: »Ich … du kannst doch nicht wirklich … ich hielte einen anderen Abend für …«
»Heute Abend.« Er lächelte leise. »Ich habe den ganzen Tag darauf gewartet, dich ansehen zu können. Ein ganzes Fass voll Wein könnte mich nicht aufhalten, geschweige denn ein oder zwei Flaschen.«
»Ich würde lieber warten«, entgegnete Lara mit einem flehenden Blick.
»Geh jetzt«, murmelte er. »Sonst muss ich wohl annehmen, dass ich dir beim Umziehen helfen soll.«
Schweigend nahm Lara seine betrunkene Entschlossenheit zur Kenntnis und straffte die Schultern. Sie würde gehorchen, und wenn auch nur, um zu beweisen, dass sie keine Angst vor ihm hatte. »Nun gut«, sagte sie gleichmütig. »Komm in zehn Minuten in mein Zimmer.«
Er grunzte zustimmend und blickte ihr nach, als sie steif auf ihr Zimmer zuging.
Lara kam sich vor wie in einem Traum, als sie in ihr Schlafzimmer trat und die Tür hinter sich schloss. Sie fragte sich, ob sie es wirklich fertig bringen würde, in einem Gewand vor ihm zu stehen, das dazu gemacht war, um einen Mann zu erregen. Es war provozierender als Nacktheit. So etwas hatte Hunter noch nie zuvor von ihr verlangt.
Wahrscheinlich lag es an seinen sexuellen Erfahrungen in Indien oder vielleicht war es auch nur seine Methode, die Kontrolle über sie wiederzugewinnen, sie so zu demütigen, dass ihr Stolz gebrochen wurde.
Nun, das würde nicht funktionieren. Er konnte sie auf alle möglichen Arten demütigen, aber ihre Selbstachtung würde er nicht zerstören. Sie würde das vulgäre Kleidungsstück anziehen und ihn jede Minute, in der sie es trug, verachten.
Zitternd vor Zorn trat Lara zum Schrank, wo sie das Negligee unter einem Stapel züchtiger Wäschestücke verborgen hatte. Sie verzog angeekelt das Gesicht, als sie es herausholte. Das zarte Gewebe war so fein, dass man es durch einen Ring hätte ziehen können.
Verlegen zog Lara sich aus, ohne Naomi um Hilfe zu bitten. Ihre Kleider und Schuhe ließ sie einfach in einem Haufen auf dem Boden liegen. Kühl glitt die Seide über ihre Haut und ließ sie erzittern. Das Negligee wurde mit winzigen Bändern geschlossen, die das Oberteil kaum zusammenhielten. Der Rock – wenn man ihn überhaupt so nennen konnte – teilte sich beim Gehen auf beiden Seiten und entblößte ihre Beine und einen Teil der Hüfte.
Sollte sie ihre Haare herunterlassen? Fast war sie versucht, ihren Knoten zu lösen und die langen Haare zu bürsten, bis sie ihren Oberkörper verdeckten. Nein … Hunter wäre nur amüsiert über den feigen Versuch, züchtig zu wirken.
Lara erstarrte, als jemand ohne zu klopfen das Zimmer betrat. Sie versteckte sich halb hinter dem Schrank und blickte vorsichtig zur Tür. Hunter ging zu dem Hepplewhite-Stuhl. Er hatte eine Flasche Wein dabei. Jackett und Krawatte hatte er ausgezogen und sein weißes Hemd war am Hals geöffnet. Er setzte sich bequem hin und lächelte arglistig, als er ihr verschlossenes Gesicht sah. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und winkte ihr, aus ihrem Versteck zu kommen.
Der schweigende Befehl verstärkte Laras wütende Erregung noch. Schließlich war sie seine Frau und nicht irgendeine Prostituierte, die er für den Akt bezahlte. »Was soll ich tun?«, fragte sie leise, doch vorwurfsvoll.
»Komm auf mich zu.«
Im Kamin brannte ein Feuer, aber es wärmte Lara nicht. Ein Schauer überlief sie. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, ihm zu gehorchen und Schritt für Schritt auf ihn zuzugehen. Als sie vor ihm stand, leuchtete der Feuerschein durch die transparente schwarze Seide. Sie wusste, dass er alles sehen konnte, ihre elfenbeinweiße Haut, die Form ihres Körpers, das dunkle Dreieck zwischen ihren Beinen.
Ihr Gesicht brannte, als sie vor ihm stehen blieb.
Hunter saß da wie eine Statue und der Schein der Flammen tanzte auf seinem Gesicht und seinen Haaren. »Oh, Lara«, sagte er leise. »Du bist so verdammt schön. Ich …«Er brach ab und schluckte, als könne er nicht weitersprechen. Sein schwaches Lächeln war erloschen und er stellte die
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