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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sie jeden Muskel nach, bis zu seiner Schulter. Auf einmal wünschte sie sich, er hätte sein Hemd ausgezogen, sodass sie die gebräunte Haut, die sie so attraktiv fand, sehen könnte.
    »Danke«, flüsterte sie. »Danke, dass du mich nicht einfach zwingst.«
    Er schwieg und sie streichelte zärtlich seine Schulter. »Ich finde dich ja nicht unattraktiv«, murmelte sie. Errötend fuhr sie fort: »Eigentlich finde ich dich sogar ziemlich … attraktiv.« Sie drehte ihren Kopf so, dass sich ihre Lippen auf die heiße Haut an seiner Kehle drückten. »Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist. Ehrlich.«
    Ein leises Schnarchen ertönte.
    Verblüfft betrachtete Lara ihn. Ihr Mann hatte die Augen geschlossen und sein Mund war leicht geöffnet wie bei einem schlafenden Kind. »Hunter«, sagte sie vorsichtig. Er gab einen zufriedenen Laut von sich und kuschelte sich an die Bettumrandung. Dann seufzte er rau auf und das Schnarchen begann von neuem.
    Lara biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzulachen. Sie löste sich von ihm und stieg aus dem Bett. Das Negligee war bis zu ihren Knöcheln gesunken und sie zog es ganz aus. Sie eilte zum Schrank und holte ein frisches Nachthemd und einen Morgenmantel heraus. Hunter lag friedlich schnarchend auf dem Bett.
    Als Lara angezogen war, trat sie zu ihrem Mann. Lächelnd zog sie ihm die Schuhe und Strümpfe aus. Sie zögerte kurz, aber dann knöpfte sie ihm auch die Weste auf, wobei sie halb erwartete, er würde aufwachen. Aber er lag ganz schlaff da, während sie ihm das Kleidungsstück auszog. Sie ließ ihn in Hemd und Breeches liegen und zog die Decke über ihn, damit er nicht fror.
    Bevor sie die Lampe löschte, warf Lara einen letzten Blick auf ihren Mann. Er lag so entspannt da wie ein friedlich schlummerndes wildes Tier. Aber morgen früh würde er so sein wie immer, spöttisch, streitbar, charmant … und er würde weiter versuchen, sie zu verführen.
    Sie geriet etwas aus der Fassung, als sie merkte, dass sie sich eigentlich darauf freute.
    Stirnrunzelnd ging Lara in sein Schlafzimmer, um dort die Nacht allein zu verbringen.

Kapitel 11
    Johnny saß neben Lara, einen Stapel Bücher auf seinem Stuhl, damit er an den Tisch heranreichte. Die weiße Serviette, die um seinen Hals gebunden war, war mit Schokolade bespritzt, die er vorher noch gar nicht gekannt hatte. Sobald er eine Tasse davon so schnell ausgetrunken hatte, dass er sich vermutlich die Zunge verbrannt hatte, verlangte er gleich eine neue.
    »Zuerst musst du etwas essen«, sagte Lara und stellte ihm einen kleinen Teller mit Eiern in Sahne hin. »Probier das mal – sie sind köstlich!«
    Johnny beäugte die Eier misstrauisch. »Ich mag nicht.«
    »Sie helfen dir dabei, groß und stark zu werden«, erwiderte Lara.
    »Nein!«
    Lara zuckte innerlich zusammen, als sie den Blick des Lakaien bemerkte. Die Dienstboten betrachteten Eier als besonders luxuriöses Essen, das niemals verschwendet werden durfte. Obwohl sie zu gut ausgebildet waren, um ihre Missbilligung offen zu zeigen, wollten manche der Dienstboten einem Jungen von Johnnys Herkunft nicht dienen. Aber Johnny konnte dazu beitragen, die Dinge leichter zu machen, indem er sich gut benahm und seiner neuen Umgebung die nötige Wertschätzung entgegenbrachte. Wenn es ihm gelang, dass die Dienstboten ihn mochten – und natürlich der Herr des Hauses auch –, dann würde seine Stellung um einiges gefestigter sein.
    »Ich bin sicher, dass du zumindest einen kleinen Bissen probieren willst«, schmeichelte Lara und hielt ihm einen Silberlöffel mit Ei hin.
    Johnny schüttelte heftig den Kopf. »Noch Schokolade«, befahl er. Offensichtlich hatte er heute Morgen nicht vor, lieb zu sein.
    »Später«, entgegnete Lara fest. »Hier, nimm etwas Toast. Und ein bisschen Schinken.«
    Er merkte ihr ihre Entschlossenheit an und gab sofort nach. »Na gut.« Dann nahm er ein Stück Toast in beide Hände und biss ein Stück ab. Die Gabel neben seinem Teller übersah er und stopfte sich stattdessen den Schinken mit den Fingern in den Mund.
    Lara lächelte und widerstand dem Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen. Er sollte jetzt einfach nur ordentlich essen, damit er ein bisschen zunahm. Die richtigen Tischmanieren würde sie ihm später schon noch beibringen.
    Obwohl sie so oft im Waisenhaus war, hatte sie nie wirklich Zeit gehabt, am täglichen Leben eines Kindes teilzunehmen und solche Gespräche zu führen wie jetzt. Sie empfand all dies als überraschend befriedigend. Zum

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