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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ersten Mal in ihrem Leben war ihre Unfruchtbarkeit nicht mehr so eine schreckliche Last. Auch wenn sie kein eigenes Kind haben würde, so konnte sie dennoch eine Familie gründen.
    Während Lara noch darüber nachgrübelte, wie Hunter wohl auf die Idee reagieren würde, noch mehr Kinder ins Haus zu holen, betrat er das Frühstückszimmer. Er wirkte ungewöhnlich niedergeschlagen.
    »Guten Morgen«, sagte Lara vorsichtig.
    Hunter antwortete nicht, sondern warf nur einen angeekelten Blick auf die Anrichte, die voller Speisen stand.
    Auffallend blass unter seiner Bräune, wandte er sich an den wartenden Lakaien. »Sag Mrs. Gorst, sie soll mir ihr Hexengebräu machen«, grollte er. »Und bring mir ein verdammtes Kopfschmerzpulver.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte der Lakai und gehorchte eilig. Das Rezept für einen speziellen ›Katertrank‹ war seit Jahren in der Familie, aber nur Mrs. Gorst wusste, was er enthielt.
    Johnny sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie Hunter sich ein Glas Wasser einschenkte. Das Kind blickte Lara fragend an. »Ist er ein Duke?«
    »Nein, Liebling«, erwiderte sie amüsiert, »er ist ein Earl.«
    Sichtlich enttäuscht starrte Johnny weiter auf Hunters breiten Rücken, dann zupfte er Lara am Ärmel.
    »Was ist los?«, murmelte sie.
    »Wird er jetzt mein Papa?«
    Hunter verschluckte sich an seinem Wasser. Laras Lippen zuckten vor unterdrücktem Lachen, bevor es ihr gelang, zu antworten. Sie streichelte dem Jungen über die Haare. »Nein, Johnny.«
    »Warum sagt er nichts?«, piepste der Junge in einer Stimmlage, die anscheinend sehr an Hunters Nerven zerrte.
    »Pst, Liebling«, flüsterte sie. »Ich glaube, er hat Kopfschmerzen.«
    »Oh.« Johnny verlor das Interesse an Hunter und blickte auf die Krümel auf seinem Teller. Er stieß einen schweren Seufzer aus. »Ich möchte so gern wissen, wie es Mousie geht.«
    Lächelnd überlegte Lara, wie sie ihn wohl von dem Gedanken an sein verlorenes Haustier ablenken könnte.
    »Warum gehst du heute nicht mal in die Ställe?«, schlug sie schließlich vor. »Du kannst die Pferde streicheln und sie mit Karotten füttern.«
    »O ja!« Er strahlte und rutschte eifrig von seinem Bücherstapel hinunter.
    »Warte«, mahnte Lara und band ihm die Serviette ab. »Zuerst rufe ich Naomi und sie hilft dir dabei, dir die Hände und das Gesicht zu waschen.«
    »Aber ich habe mich doch gestern erst gewaschen«, erwiderte Johnny entrüstet.
    Lara lachte und tupfte mit der Serviette sein klebriges Gesicht ab. »Du musst dir die Schokolade abwaschen, bevor du zu den Ställen gehst, sonst summen alle Fliegen von Market Hill um dich herum.«
    Nachdem Johnny mit Naomi gegangen war und der Lakai ein Glas mit der geheimnisvollen Medizin gebracht hatte, wandte Lara ihre Aufmerksamkeit Hunter zu. »Setz dich doch«, forderte sie ihn auf. »Vielleicht würde dir ein Stück Toast gut tun …«
    »Um Gottes willen, nein.« Allein das Wort ließ Hunter schon zusammenzucken. Er nippte vorsichtig an der Medizin und stellte das Glas erst ab, nachdem er es zur Hälfte geleert hatte. Dann stellte er sich ans Fenster und warf Lara einen grübelnden Blick zu. Es kam ihr so vor, als habe er Schwierigkeiten, ihr in die Augen zu sehen, fast als ob …
    Er war doch nicht etwa verlegen wegen seiner Trinkerei gestern Abend? Lara verwarf den Gedanken sofort wieder.
    Männer schämten sich nicht, weil sie zu viel getrunken hatten. Im Gegenteil, Hunter und seine Kumpane betrachteten es als ein männliches Ritual, so viel Alkohol wie möglich herunterzuschütten.
    Verwirrt blickte Lara auf sein abgewandtes Gesicht. Zuerst hatte sie seine Laune auf den Kater geschoben, aber je länger sie ihn betrachtete, desto mehr wirkte er wie ein Mann, der eine unangenehme Pflicht zu erfüllen hatte. Ihre Neugier wuchs und schließlich winkte sie dem Lakaien, zu gehen und sie beide allein zu lassen.
    Lara stand auf und trat scheinbar unbekümmert an das Sideboard, während das Schweigen zwischen ihnen immer unbehaglicher wurde. Ihr ging der Gedanke durch den Kopf, dass Hunter vielleicht die Erinnerung an die Intimität zwischen ihnen, an das, was er gesagt und wie er sie berührt hatte, unangenehm war … Bei dem Gedanken daran wurde sie über und über rot.
    »Mylord«, sagte sie, »du wirkst recht ruhig heute früh. Ich hoffe, es stört dich nicht, was … was letzte Nacht passiert ist.« Ihre Wangen brannten, während sie auf seine Antwort wartete.
    Nach einer Weile trat Hunter neben sie an die Anrichte,

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