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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Blick aus dem Fenster starrte.
    »Gefällt dir das Buch nicht, meine Liebe?«, fragte Lara. »Soll ich dir ein anderes aus der Bibliothek holen lassen?«
    »Nein, danke.« Rachel schenkte ihr ein müdes Lächeln. »Anscheinend kann ich mich auf gar nichts konzentrieren.
    Wenn ich eine Minute lang gelesen habe, verschwimmen die Buchstaben vor meinen Augen.«
    »Hast du Hunger?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Johnny hat mir eben einen Pfirsich aus dem Garten gebracht. Er hat behauptet, es sei ein Zauberpfirsich, der mich gesund machen würde, und er ist so lange hier geblieben, bis Ich ihn aufgegessen habe.«
    Lara lächelte über die Fantasie des Kindes. »Was für ein Schatz«, sagte sie.
    »Manchmal könnte ich fast schwören, er sei dein Kind«, fuhr Rachel fort. »Mit seiner Schildkrötensammlung und all den kleinen Tieren, die er mitbringt, Ähnelt er dir sehr.«
    »So wie er sich bei Dr. Slades letztem Besuch benommen hat, wäre ich nicht überrascht, wenn er eines Tages Medizin studieren würde. Er hat seine Tasche durchwühlt und ihm hundert Fragen gestellt.«
    »Es wäre angenehm, einen Arzt in der Familie zu haben«, sagte Rachel und legte sich mit einem kaum vernehmbaren Seufzer zurück.
    Lara kniete sich neben sie und legte ihre Hand auf Rachels kalte Finger. »Rachel… Lonsdale hat geschrieben und nach deinem Gesundheitszustand gefragt.
    Soll ich antworten oder schweigen?«
    Rachel blickte sie ausdruckslos an und schüttelte dann den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    Beide schwiegen. Schließlich wagte Lara, das auszusprechen, was sie seit der Fehlgeburt schon die ganze Zeit hatte sagen wollen. »Rachel … du musst nicht zu ihm zurückgehen. Niemals. Du kannst bei uns bleiben, dir irgendwo ein Haus mieten oder was auch immer.«
    »Kein Mann, keine Kinder, nichts, was das Leben einer Frau lebenswert macht«, erwiderte Rachel trostlos. »Was soll das für eine Wahl sein? Ich muss zu Lonsdale zurückgehen und darauf hoffen, dass er sich ändert.«
    »Du kannst dein Leben mit zahlreichen lebenswerten Dingen füllen, Rachel …«
    »Ich bin nicht so wie du«, unterbrach Rachel sie ruhig. »Ich besitze nicht deine Unabhängigkeit. Ich hätte mir nach Hawksworths Tod kein neues Leben schaffen können, das ohne Mann funktioniert. Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mir sofort einen neuen Mann gesucht. Ich wollte immer eine Familie haben, weißt du.
    Sicher hat Lonsdale seine Fehler, aber ich habe schon vor langer Zeit eingesehen, dass ich eben lernen muss, seine Grenzen zu akzeptieren.«
    »Er hat dich fast umgebracht, Rachel!«, erwiderte Lara. »Nein, widersprich mir nicht. Meiner Meinung nach grenzte Lonsdales Weigerung, den Arzt zu holen, an Mord. Er ist in jeder Hinsicht verabscheuungswürdig und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dich davon abzuhalten, zu ihm zurückzukehren.«
    »Er war nicht nett«, gab Rachel zu, »und ich kann ihn in vielen Punkten nicht verteidigen. Wenn ich jedoch von meinem Zustand gewusst und es ihm gesagt hätte, dann wäre er bestimmt besonnener gewesen und der Unfall wäre nicht geschehen.«
    Lara regte sich so sehr auf, dass sie Rachels Hand losließ und aufsprang. Wütend lief sie durchs Zimmer.
    »Nach diesem so genannten Unfall wird sich Lonsdale sicher eine Zeit lang zurückhalten. Aber dann wird sein wahres Ich wieder zum Vorschein kommen … herablassend, egoistisch und grausam. Er wird sich nie ändern, Rachel.«
    Rachels Augen, die für gewöhnlich so sanft blickten, waren kühl und abwägend, als sie Lara ansah. »Dein Mann hat sich doch auch geändert«, meinte sie. »Oder etwa nicht?«
    Lara war erstaunt über den herausfordernden Tonfall ihrer Schwester. »Ja«, erwiderte sie misstrauisch. »Hunter ist ein besserer Mensch geworden. Aber ich denke oft daran, dass die Veränderung vielleicht nicht anhält.«
    Rachel sah sie lange an. »Doch, das wird sie«, murmelte sie dann. »Ich glaube, Hawksworth ist ein völlig anderer Mann geworden. Als er mich von zu Hause wegholte, habe ich ihn kaum erkannt. Ich hatte schlimme Schmerzen und konnte nicht mehr klar denken und dann tauchte er auf … ich dachte, er sei ein netter, freundlicher Fremder.
    Ich konnte es nicht fassen, dass das Hawksworth sein sollte. Ich hielt ihn buchstäblich für einen Engel.«
    »Er hat seine guten Momente«, gab Lara zu, während der Ausdruck ›völlig anderer Mann‹ in ihrem Kopf widerhallte. Ihre Augen suchten den gesenkten Blick ihrer Schwester.

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