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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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sagen hast, dann steck dir eines dieser Fasan-Sandwiches in den Mund und lass mich dich einfach nur ansehen.«
    Sie starrte ihn an, bis er den Blick hob und ihr mit einem seiner strahlend blauen Augen zuzwinkerte. Es war nur teilweise der Höflichkeit geschuldet, dass sie zu Boden sank. Sie hatte plötzlich auch weiche Knie.
    Er holte zwei Gläser und eine Flasche Wein hervor. »Rosa Satin steht dir sehr gut.«
    »Ich dachte, du hättest es dir anders überlegt.« Sie hob ihr Kinn. »Also habe ich mich schon umgezogen.«
    »Keine Sorge«, sagte er trocken. »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du meinetwegen so verführerisch aussiehst.«
    »Du Schuft! Wo warst du denn?«
    »Das hast du mich früher nie gefragt.«
    Früher war es ihr auch gleichgültig gewesen, aber das wollte sie nun nicht zugeben. »Da hast du es mir auch freiwillig erzählt, aber jetzt behältst du alles für dich.«
    »Im Remington-Herrenklub«, sagte er mit vollem Mund.
    »Den ganzen Abend?«
    Er nickte und griff nach seinem Glas.
    »Oh.« Sie wusste von den Kurtisanen dort. Der Remington-Herrenklub war eine Bastion männlicher Laster. »Hast du dich – amüsiert?«
    »Bist du nicht hungrig?«, erkundigte er sich, ohne auf die Frage einzugehen.
    Sie hob ihr Weinglas und trank einen großen Schluck.
    Gray lachte. Dieser Laut durchströmte sie wie warme Flüssigkeit. »Das ist doch nichts zu essen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Hast du dich amüsiert?«, hakte sie noch einmal nach.
    Er sah sie resigniert an. »Wenn nicht, wäre ich wohl kaum so lange geblieben.
    »Ja, natürlich.« Er hatte gebadet und die Kleider gewechselt. Also konnte sie wohl dankbar sein, dass er nicht mit dem Geruch nach Geschlechtsverkehr und fremdem Parfüm zu ihr kam, wie Pelham es mehrfach getan hatte. Bei dem Gedanken daran zog sich ihr Magen zusammen, obwohl sie dabei Grayson im Kopf hatte und nicht Pelham. Sie stand auf und legte sich auf eine Chaiselongue, um an die stoffbespannte Decke zu blicken. »Nein, ich habe keinen Hunger.«
    Kurz darauf umfing sie Grays Geruch – nach gestärktem Leinen und Sandelholzseife. Er saß neben ihr auf dem Boden und nahm ihre Hand.
    »Was kann ich tun?«, fragte er leise, fuhr ihr mit seinen schwieligen Fingerspitzen über die Handfläche und sandte winzige Schauer über ihre Haut. »Es schmerzt mich, dass meine Gegenwart dir Kummer bereitet, doch ich kann nicht von dir fernbleiben, Pel. Bitte verlange das nicht von mir.«
    »Und wenn doch?«
    »Dann könnte ich dir nicht gehorchen.«
    »Selbst nach deinen Amüsements an diesem Abend?«
    Seine Finger verharrten, dann lachte er leise. »Ich sollte ein guter Ehemann sein und dich beruhigen, aber mir ist noch genug Stolz geblieben, um dich ein bisschen leiden zu lassen. So wie ich leide.«
    »Männer, die so aussehen wie du, leiden nie, Gray«, gab sie schnaubend zurück und wandte ihm ihren Blick zu.
    »Es gibt noch andere, die so aussehen wie ich? Sehr entmutigend.«
    »Siehst du, wie unsere ganze Beziehung sich verändert, weil du nicht mehr mein Freund, sondern mein Ehemann sein willst?«, klagte sie. »Plötzlich gibt es Lügen, Ausflüchte, Ungesagtes. Warum willst du uns das zumuten?«
    Gray fuhr sich stöhnend mit der Hand durchs Haar.
    »Kannst du mir das beantworten, Gray? Bitte hilf mir zu verstehen, warum du unsere Freundschaft ruinieren willst.«
    Als er sie anschaute, sah sie die Leere in seinem Blick, die sie auch gestern bei ihm wahrgenommen hatte. Mitgefühl durchströmte sie. »Ach Gott, Pel.« Er lehnte sich mit der Wange an ihr Bein, und seine dunklen Haare machten den Stoff feucht. »Ich weiß nicht, wie ich darüber sprechen soll, ohne sentimental zu klingen.«
    »Versuche es.«
    Er starrte sie eine Weile an, und seine langen Wimpern verbargen seine Gedanken und warfen Schatten auf seine Wangenknochen. Er strich ihr nicht mehr mit den Fingern über die Handfläche, sondern hatte seine mit ihren verschränkt. Diese einfache und doch intime Geste traf sie wie ein Schlag. Eine Zeit lang hatte sie Mühe zu atmen.
    »Nach Emilys Tod empfand ich nur Selbstverachtung, Isabel. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich ihr Schmerz zufügte – wie oft und in welcher Hinsicht. Welch eine Verschwendung, dass eine Frau wie sie durch einen Mann wie mich umkommen musste. Ich brauchte eine Weile, um mit meinem Selbsthass zurechtzukommen und zu erkennen, dass ich zwar die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, mich aber ändern konnte, um sie in Zukunft zu ehren.«
    Sie umklammerte

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