Geliebter Fremder
fester seine Hand, und er drückte zurück. Da spürte sie, dass er einen Ring am Finger trug. Grayson hatte noch nie seinen Ehering getragen. Ihn jetzt zu spüren war ein solcher Schock, dass sie heftig erschauerte.
Er schmiegte sich mit dem Gesicht an sie und weckte ein derartiges Verlangen in ihr, dass sie aufkeuchte. Er missverstand es und sagte: »Das ist grässlich. Verzeih mir.«
»Nein … Sprich weiter, bitte. Ich möchte alles erfahren.«
»Es ist ein ziemlich elendes Unterfangen, seinen Charakter zu ändern«, sagte er schließlich. »Ich glaube, es vergingen Jahre, ohne dass ich etwas fand, was mir ein Lächeln entlockte. Bis gestern, als du ins Arbeitszimmer kamst. In diesem einen Augenblick, als ich dich sah, spürte ich einen Funken.« Er hob ihre verschränkten Hände und küsste ihre Fingerknöchel. »Später dann, in diesem Zimmer hier, lächelte ich. Und es fühlte sich gut an, Pel. Der Funken verwandelte sich in etwas anderes, was ich seit Jahren schon nicht mehr gespürt hatte.«
»Hunger«, hauchte sie, und ihr Blick schnellte zu seinem undurchdringlichen Gesicht. Sie kannte das Gefühl, weil es gerade an ihr nagte.
»Und Sehnsucht und Lebensfreude, Isabel. Und das ist nur das Äußere. Ich kann nur träumen, wie das Innere wäre.« Grays Stimme wurde tiefer und rauer vor Verlangen, und sein Blick zeigte jetzt nicht mehr die bittere Qual, die sie bei seiner Ankunft gesehen hatte. »Dein Inneres, in das ich tief hineindringen will.«
»Gray …«
Er wandte ihr den Kopf zu, drückte seinen heißen offenen Mund an ihren Oberschenkel und versengte den Stoff ihres Morgenmantels und des Negligés. Alles in ihr spannte sich an, und sie wölbte sich ihm in einer stillen Bitte nach mehr entgegen.
Gequält stieß sie seinen Kopf weg. »Und wenn dein Hunger gestillt ist, was geschieht dann mit uns? Wir könnten nicht mehr zu dem zurück, was wir einst hatten.«
»Wovon sprichst du?«
»Ist dir noch nie passiert, dass dir etwas, worauf du immer Heißhunger hattest, plötzlich nicht mehr schmeckt? Wenn erst der Hunger gestillt ist, hast du keinen Appetit mehr darauf.« Sie setzte sich auf und rutschte an ihm vorbei. Dann stand sie auf und ging, wie gewöhnlich, wenn sie aufgeregt war, hin und her. »Wir würden uns wirklich entfremden. Wahrscheinlich würde ich mir einen anderen Wohnsitz suchen. Und es wäre peinlich, wenn wir uns irgendwo begegneten.«
Er erhob sich ebenfalls und folgte ihr mit seinem Blick, der so durchdringend war, dass sie ihn fast spüren konnte. »Du siehst deine früheren Liebhaber doch auch jeden Tag. Ihr könnt ohne Schwierigkeiten miteinander umgehen. Wieso sollte das bei mir anders sein?«
»Weil ich sie nicht jeden Morgen beim Kaffee sehe. Ich muss mich nicht darauf verlassen, dass sie meine Rechnungen bezahlen und um mein Wohlergehen besorgt sind. Sie tragen nicht meinen Ring!« Sie verstummte und schloss kopfschüttelnd die Augen, weil sie schon wieder zu viel gesagt hatte.
»Isabel«, setzte er sanft an.
Sie hielt ihn mit erhobener Hand auf und blickte zum Porträt an der Wand. Ein Gott starrte zurück, für immer gebannt in seiner ganzen goldenen Pracht. »Wir suchen dir eine Geliebte. Beischlaf ist Beischlaf, und eine andere Frau wäre bei Weitem unkomplizierter.«
Ihr Mann bewegte sich mit solcher Anmut, dass sie ihn kaum kommen hörte. Es überraschte sie, als seine Arme sie umfingen – einer an ihrer Taille, der andere ihren Torso, und zwar so, dass seine große Hand besitzergreifend ihre Brust umfassen konnte. Sie schrie auf, als sie den Boden unter den Füßen verlor und er sein Gesicht an ihren Hals schmiegte. Sein Körper hinter ihr fühlte sich so heiß und hart an, sein Griff kraftvoll und doch zärtlich.
»Ich brauche deine Hilfe nicht, um jemanden zum Vögeln zu haben. Ich will dich.« Er saugte und knabberte an der zarten Haut ihres Halses, und dann sog er ihren Geruch ein, während er sie mit einem dumpfen Aufstöhnen enger an sich presste. »Ich will es kompliziert. Und verschwitzt und schmutzig. Gott gebe mir Kraft, weil ich damit geschlagen bin, das von meiner Frau zu begehren.«
Isabel loderte auf vor Verlangen, als sie seine Erektion spürte, und schmolz in seinen Armen dahin, als er sich fast verzweifelt an sie drückte. »Nein.«
»Aber ich kann auch sanft sein, Pel. Ich kann dir ein guter Liebhaber sein.« Sein Griff lockerte sich, und seine Fingerspitzen fuhren leicht über ihre Brustwarze. Sie wand sich in seinen Armen, weil das
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