Geliebter Fremder
sehr, dass ich Angst habe, dich in Stücke zu reißen.«
Die unverhüllte Leidenschaft seiner Worte war mehr, als sie ertragen konnte. Mit einem Aufschrei kam sie, und ihre Vagina verkrampfte sich so heftig, dass ihr die Knie weich wurden. Aber Gray hielt sie mit festem Griff aufrecht.
Keuchend wandte Isabel den Blick von dem Spiegelbild ihrer Wollust und sah zu Pelhams Porträt. Sie betrachtete die dunklen Augen, die sie einst in sexuelle Willfährigkeit gelockt hatten, und rief sich jede einzelne seiner Mätressen in Erinnerung. Sie erinnerte sich an jedes gesellschaftliche Ereignis, da sie gezwungen gewesen war, einer von ihnen gegenüberzusitzen; an jede Gelegenheit, da sie fremdes Parfüm auf der Haut ihres Mannes gerochen hatte. Sie dachte an all die Frauen, die heute mit ihrem verführerischen Lächeln ihr Haus heimgesucht hatten, und ihr Magen zog sich so heftig zusammen, dass ihre Leidenschaft abrupt erstarb.
»Lass mich los«, sagte sie mit leiser, entschiedener Stimme. Sie richtete sich auf und wollte ihn abschütteln.
Er versteifte sich hinter ihr. »Hör doch, wie du keuchst, wie schnell dein Herz schlägt. Du willst es doch genauso sehr wie ich.«
»Nein, will ich nicht.« Fast panisch wand sie sich in seinem Griff, bis er sie fluchend losließ. Dann wirbelte sie mit geballten Fäusten zu ihm herum. Mit allen Mitteln kämpfte ihr Körper darum, ihre rasende Leidenschaft in pure Rage zu verwandeln. »Halt dich von mir fern! Geh zurück in dein eigenes Zimmer. Lass mich in Ruhe.«
»Was zum Teufel ist los mit dir?« Er raufte sich sein schimmerndes braunes Haar. »Ich begreife dich nicht.«
»Ich will keine körperliche Beziehung mit dir. Das habe ich schon mehrfach gesagt.«
»Aber warum nicht?«, fragte er verärgert und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Bedränge mich nicht mehr, Grayson. Wenn du dich mir weiterhin aufdrängst, werde ich gehen müssen.«
»Ich soll mich dir aufdrängen?« Er zeigte mit dem Finger auf sie, und sein ganzer Körper war starr vor Frustration. »Das klären wir. Noch heute Abend.«
Isabel hob ihr Kinn, drückte ihr Abendkleid an die Brust und schüttelte heftig den Kopf. »Für heute Abend habe ich Pläne. Das habe ich dir bereits gesagt.«
»Du kannst doch gar nicht ausgehen«, spöttelte er. »Sieh dich doch an. Du zitterst ja vor Verlangen nach einem wilden, harten Akt.«
»Das geht dich nichts an.«
»Das geht mich verdammt viel an.«
»Gray –«
Gray kniff gefährlich die Augen zusammen. »Halt Hargreaves da raus, Isabel. Wag es nicht, bei ihm das Verlangen zu stillen, das ich geweckt habe.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Willst du mir etwa drohen?«
»Nein. Und das weißt du genau. Ich verspreche dir, wenn du zu Hargreaves gehst, um das zu stillen, was durch meine Berührunggeweckt wurde, dann fordere ich ihn zum Duell.«
»Das kann ich nicht glauben.«
Er warf die Hände in die Höhe. »Ich auch nicht. Da stehst du und verzehrst dich nach mir. Hier stehe ich, bereit, dich zu vögeln, bis wir beide nicht mehr laufen können. Wo liegt das Problem, Isabel? Kannst du mir das verraten?«
»Ich will unsere Ehe nicht ruinieren!«
Gray holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Mein geliebtes Weib, ich muss dich darauf hinweisen, dass eine Ehe per se Beischlaf mit einschließt. Und zwar zwischen den Ehegatten und nicht mit Außenstehenden.«
»Nicht unsere Ehe«, beharrte sie. »Wir hatten eine Abmachung. Du musst dir eine andere suchen.«
»Diese verfluchte Abmachung! Herrgott, Pel. Die Dinge haben sich geändert.« Er streckte die Hände aus und kam mit sanfterer Miene auf sie zu.
Sie rannte zu ihrem Schreibtisch und verschanzte sich dahinter. Wenn er sie jetzt berührt hätte, wäre sie zerschmolzen.
Er biss die Zähne zusammen. »Wie du willst«, zischte er. »Aber das ist es nicht, was du willst. Ich habe gesehen, wie du heute jede Frau angestarrt hast, die über unsere Schwelle trat. Ganz gleich, warum du mich nicht in deinem Bett haben willst, die Wahrheit ist: Eine andere soll mich auch nicht haben!« Er verneigte sich. »Doch dein Wunsch ist mir Befehl. Du kannst deinen Irrtum allein einsehen. »
Bevor sie reagieren konnte, war er schon weg. Und obwohl sie ihre Worte sofort bereute, rannte sie ihm nicht nach und rief ihn zurück.
Kapitel 6
Mit großen Schritten lief Gerard durch den Gang, der zu Lady Stanhopes Hotelzimmer führte, und verfluchte sein stures Weib.
Es hatte schon gewisse Vorteile, das zu tun, worauf Isabel
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