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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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war sie so darauf erpicht, eine Beziehung zu beenden, die gerade erst angefangen hatte? In seinen Augen war das etwa so vernünftig, wie einen Pelzmantel bei Sonnenschein zu tragen, bloß weil es eines Tages kalt werden konnte.
    »So hab ich mir das nicht vorgestellt, als ich mich bereit erklärte, zu dir zu ziehen«, murrte Spencer und schüttelte den Kopf. Er trug sein Haar zu lang, und eine dicke Locke fiel ihm in die Stirn. Gerard wusste, damit weckte man bei Frauen den Impuls, sie zurückzustreichen. Er wusste es deshalb, weil er seine Haare aus diesem Grund früher genauso getragen hatte. »Ich dachte, du und ich würden zusammen ausgehen.«
    »Das wird auch so sein, wenn ich erst mal passende Kleider habe. Bis dahin beneide ich dich um den Abend, den du in Lady Graysons Gesellschaft verbringst. Ich kann dir versichern, du wirst dich amüsieren.«
    »Ja, aber ich hoffte eigentlich, meinen Abend mit einer Frau zu verbringen, die ich auch vögeln kann.«
    »Du wirst meine Frau spätestens um drei Uhr morgens heimbringen, und danach kannst du machen, was du willst.« Gerard hätte ihm fast »Viel Spaß!« gewünscht, war es doch die letzte Nacht, die Spencer in nächster Zeit zum Tag machen konnte. Aber er verkniff es sich.
    »Du weißt doch, dass Mutter sie hasst, oder?«, bemerkte Spencer und blieb kurz vor dem Schreibtisch stehen. »Sie verabscheut sie geradezu.«
    »Und du?«
    Spencer riss die Augen auf. »Willst du wirklich meine Meinung hören?«
    »Natürlich.« Gerard lehnte sich auf seinem äußerst unbequemen Stuhl zurück und machte sich im Stillen eine Notiz, ihn bei der Renovierung des Arbeitszimmers sofort wegzuwerfen. »Ich möchte sehr gerne erfahren, was du von meiner Frau hältst. Schließlich werdet ihr zusammenwohnen. Also ist mir deine Meinung wichtig.«
    Spencer zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich dich beneiden oder bemitleiden soll. Ich habe keine Ahnung, wie eine Frau von Adel zu einer solchen Figur kommt. An Pels Schönheit ist nichts vornehm oder sittsam. Diese Haare. Diese Haut. Dieser Busen. Und wo zum Teufel hat sie solche Lippen her? Ja, ich würde ein Vermögen dafür ausgeben, eine solche Frau in meinem Bett zu haben. Aber sie gleich heiraten?« Er schüttelte den Kopf. »Und doch amüsiert ihr euch beide in fremden Betten. Kannst du mir sagen, warum?«
    »Dummheit.«
    »Ha!« Spencer lachte und schlenderte zum Mahagonitisch mit den Karaffen. Nachdem er sich einen Drink eingeschenkt hatte, drehte er sich um und lehnte sich an den Tisch. Sein Körper war noch jungenhaft schmal, und Gerard betrachtete ihn ausgiebig, um zu ergründen, wie Pel ihn wohl bei ihrer Eheschließung gesehen hatte. Vielleicht würde der Kontrast zwischen Spencer und ihm zu seinen Gunsten sprechen. Sicherlich entging ihr nicht, wie anders er jetzt war.
    »Und reg dich nicht auf, Gray, aber ich ziehe Frauen vor, die mich wollen.«
    »Vielleicht wäre das der Fall gewesen, wenn ich hier geblieben wäre und mich um sie gekümmert hätte.«
    »Das mag sein.« Spencer leerte sein Glas, stellte es ab und verschränkte die Arme. »Willst du sie jetzt zur Vernunft bringen?«
    »Sie war nie unvernünftig.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Spencer skeptisch.
    »Das meine ich. Also, ich erwarte, dass du den Abend über bei Lady Grayson bleibst. Halte dich vom Kartenspiel fern und zügle deine Triebe, bis sie wieder sicher zu Hause ist.«
    »Was soll ihr denn schon passieren?«
    »Nichts, weil du bei ihr sein wirst.«
    Gerard stand auf, als Pels schöne Gestalt im Türrahmen erschien. Sie trug Zartrosa, eine Farbe, in der sie eigentlich süß und unschuldig hätte wirken sollen; doch im Gegenteil: Sie betonte nur ihre Mondänität und vibrierende Sinnlichkeit. Ihr voller Busen wurde vorteilhaft vom Ausschnitt ihres Abendkleids mit einer hoch angesetzten Taille betont. Sie kam ihm vor wie eine mit Zuckerguss überzogene Süßspeise, an der er am liebsten genascht hätte, bis er übersatt war.
    Er atmete geräuschvoll aus; seine Reaktion auf ihren Anblick war primitiv und instinktgesteuert. Am liebsten hätte er sie sich über die Schulter geworfen und wäre mit ihr die Treppe hinaufgelaufen, um sie zu rammeln wie ein Kaninchen. Die Vorstellung war so absurd, dass er gleichzeitig glucksen und gequält aufstöhnen musste.
    »Komm schon«, murmelte sie mit einem schwachen Lächeln. »So schlimm kann ich doch nicht aussehen.«
    »Mein Gott«, rief Spencer aus, trat zu ihr und führte ihre Hand an seine Lippen. »Ich

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