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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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werde ein Schwert brauchen, um sie alle abzuwehren. Aber fürchtet euch nicht, liebste Schwägerin, ich werde euch dienen bis zum Ende.«
    Isabels leises kehliges Lachen driftete durch das Arbeitszimmer, und schon schwand Gerards ohnehin schwankende Entschlossenheit, sie gehen zu lassen. Er war eigentlich kein eifersüchtiger Mensch, aber Isabel verwehrte ihm die Verbindung, die er suchte, und sein gefährdeter Platz in ihrem Leben bescherte ihm einen seltenen Anflug von Verlustangst.
    »Sehr galant von Ihnen, Lord Spencer«, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Es ist schon etwas länger her, dass ich die Begleitung eines kühnen Recken genießen durfte.«
    Gerard knirschte mit den Zähnen, als er in den Augen seines Bruders aufwallende Dankbarkeit sah. »Ich betrachte es als meine persönliche Pflicht, diesen Mangel auszugleichen.«
    »Und Sie werden dieser Pflicht ganz sicher in bewundernswerter Weise nachkommen.«
    Da Gerard einen Kloß im Hals hatte, räusperte er sich, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Irgendwie brachte er ein Lächeln zustande, das in Pels Augen einen Funken der Leidenschaft entzündete. Er biss sich auf die Zunge, um nichts Unbedachtes zu sagen. Am liebsten hätte er sie zum Bleiben überredet – er hätte alles gesagt, um nur den Abend nicht allein zu verbringen. Die Nacht zuvor war die Hölle gewesen, als sie fort war. Die Luft in ihren Gemächern duftete nach ihr, was nur betonte, wie kalt und einsam das Haus ohne ihre Lebendigkeit war.
    Resigniert seufzte er, streckte die Hand aus und spannte alle Muskeln an, als sich ihre behandschuhten Finger leicht in seine Handfläche drückten. Er geleitete sie zur Tür, zog ihr den Umhang an und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, um von dort ihrer Kutsche nachzublicken.
    Sie gehörte genauso unverbrüchlich zu ihm wie die ihm anvertrauten Ländereien. Nichts und niemand konnte sie ihm wegnehmen. Aber er wollte sie nicht durch Zwang an sich binden. Er wollte sich ihren Respekt verdienen, so wie er sich den seiner Pächter verdient hatte. Respekt war etwas Gegenseitiges, und bis er nicht Seite an Seite mit den Pächtern seiner vielen Güter gearbeitet hatte – ihre Kleider getragen, mit ihnen gefeiert und an ihrem Tisch gegessen hatte –, hatten sie keinen Respekt vor einem nachlässigen Herrn, der sie einfach nur bezahlte und keinerlei Verpflichtung ihnen gegenüber empfand.
    Natürlich waren seine Methoden extrem gewesen, und jedes Mal, wenn er sich einem neuen Gut widmete, musste er von Neuem anfangen, Vertrauen und Respekt aufzubauen. Aber für ihn war es ein Heilungsprozess gewesen. Eine Möglichkeit, ein Zuhause zu finden, einen Ort, an den er gehörte – etwas, was er zuvor niemals hatte.
    Jetzt wusste er, dass es nur eine Vorbereitung auf dies hier gewesen war. Hier war sein wahres Zuhause. Und wenn er einen Weg fand, es mit Isabel zu teilen, und zwar in jeglicher Hinsicht, wenn er seine Leidenschaft und die niederen Triebe zügeln konnte, die ihm zusetzten, dann würden sie vielleicht beide Zufriedenheit finden.
    Das war ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnte.
    »Sie hat Sie abserviert, oder, Lord Hargreaves?«, ertönte eine mädchenhafte Stimme neben ihm.
    John wandte den Blick von Isabel, die auf der gegenüberliegenden Seite des Saals stand, und neigte sich zu der hübschen Brünetten, die ihn angesprochen hatte. »Lady Stanhope, es ist mir ein Vergnügen.«
    »Grayson hat Ihr hübsches kleines Arrangement zunichtegemacht«, gurrte sie und wandte den Blick ab, um bedeutsam zu Pel zu schauen. »Sehen Sie nur, wie eifrig Lord Spencer sie bewacht. Sie wissen genauso gut wie ich, dass er niemals hier wäre, hätte Grayson es ihm nicht befohlen. Da fragt man sich nur, warum er sich nicht selbst darum kümmert.«
    »Ich möchte nicht über Lord Grayson sprechen«, sagte er angespannt. Ohne es zu wollen, starrte er zu seiner ehemaligen Mätresse hinüber. Er begriff einfach nicht, dass sich innerhalb so kurzer Zeit alles so sehr verändern konnte. Zugegeben, er hatte Pels wachsende Unruhe bemerkt, aber ihre Freundschaft war so eng und das Körperliche zwischen ihnen so befriedigend wie immer gewesen.
    »Auch nicht, wenn Sie dadurch Lady Grayson zurückgewinnen könnten?«
    Sein Kopf schnellte zu ihr zurück. In dem blutroten Satinkleid war Stanhopes Witwe schwer zu übersehen, selbst in einer Menge. Sie war ihm an diesem Abend schon mehrere Male aufgefallen, vor allem, da er immer wieder ihren Blick gespürt

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