Geliebter Krieger
zurück. Sie würde ihr helfen. Ganz bestimmt. Mennox telefonierte mit jemandem. Es war ihm egal.
„Sie ist schwach. Sehr schwach“, sagte Lillian. „Ich habe mich ein wenig umgehört , als Mennox mir sagte, dass bald ein Orakel hier sein würde. Ich habe mit meiner Schwester gesprochen und sie hat mir ein bisschen etwas über sie erzählt. Viel war es nicht, aber es ist alles , was ich herausfinden konnte.“
„Was fehlt ihr?“
Lillian nahm ihre Hand von der Stirn des Orakels und schaute Darian an. „Kraft. Sie hat viel durchgemacht heute und die Vision hat sie nun endgültig geschafft.“
„Aber wie … “
„Jede Vision kostet ein Orakel eine bestimmte Menge an Energie. Energie, die sie zum Leben brauchen. Normalerweise können sie diese Energie einteilen, ihr Wächter lehrt es sie. Aber sie … “
„Hat keinen Wächter.“
Lillian blickte sorgenvoll zu ihrer Patientin. Das Heilen lag ihr im Blut. Sie war ausgezeichnet in ihrer Arbeit und sie hatte jeden von ihnen schon etliche Male zusammengeflickt. „Ich werde ihr einen Absud zubereiten. Er sollte ihr helfen.“ Sie stand auf und ging zur Tür. „Sie wird es überleben, aber ich denke nicht, dass sie in den nächsten zwölf Stunden aufwachen wird“, sagte sie , bevor sie hinausging.
Darian setzte sich neben sein Orakel und nahm ihre Hand in die seine. Sie war kühl. Behutsam deckte er sie zu. Wer war dieser Max? Ihr schien etwas an ihm zu liegen, das war klar. „Wir müssen diesen Max finden. Er könnte … “
„Wir gehen in ihre Wohnung“, unterbrach ihn sein Anführer. Gute Idee. Darian erhob sich und wollte an Mennox vorbeigehen, als dieser ihn aufhielt. „Nein. Du bleibst hier , Darian.“
Darian erstarrte. Seine mühsam unter Kontrolle gebrachte Atmung drohte erneut zu entgleisen. Er hatte seinen Anführer enttäuscht, den Auftrag beinahe vermasselt und um ein Haar hätte er Kate verloren. Mennox tadelte ihn nicht, wies ihn nicht zurecht. Der enttäuschte Tonfall seiner Stimme war Strafe genug.
„Ich werde Callista und Liam hinschicken. Wer weiß, was dort wartet.“ Noch nie war er von einem Auftrag abgezogen worden. Ein ekelerregendes Gefühl. Hilflosigkeit und Nutzlosigkeit legten sich schwer auf seine Schultern. „Wir finden ihn.“ Mit diesen Worten verließ auch Mennox das Zimmer.
Kurz überlegte Darian, ob er sich auf dem Laufband abreagieren sollte. Aber er entschied sich dagegen. Jetzt, da er die Anweisung hatte hier zu bleiben, konnte er sie nicht allein lassen. Sie war so schrecklich zerbrechlich. Ihr Haar lag strähnig und matt auf dem Kissen, ihr Gesicht war blass und unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Sie war mager. Viel zu mager. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, aber als er ihre Augen das erste Mal gesehen hatte, hatte er etwas Seltsames gespürt . Sie waren braun. Nichts Besonderes. Und das passte nicht. Als ob ihre Augen Fremdkörper in ihrem Gesicht waren.
Er hörte, wie hinter ihm die Tür aufging. Lillian hielt einen dampfenden Becher vor sich. „Das wird ihr helfen , sich schneller zu erholen“, sagte sie und stellte ihn auf dem Nachttisch ab. „Ich würde sie gern näher untersuchen, sie waschen und ihr etwas anderes anziehen.“ Als er sich nicht bewegte , fügte sie hinzu: „Es wäre ihr bestimmt nicht recht, wenn du dabei zusehen würdest.“ Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.
Lillian hatte recht. Langsam stand er auf. „Natürlich.“
„Ich kümmere mich gut um sie.“
Darian nickte und drückte auf einen kleinen Schaltkasten an der Wand. Spiegelglasflächen glitten lautlos zur Seite. „Hier findest du alles, was du brauchst.“ Er warf einen letzten Blick auf das Bett und ging hinaus. Was trieb er da eigentlich? Sie war offensichtlich nicht sehr begeistert von ihm. Er konnte es sich nicht erklären. Sie bewegte ihn. Sie rührte etwas in ihm. Etwas, das er schon lange nicht mehr spürte. Ihr Gesicht, ihre Stimme und vor allem ihr unglaublicher Geruch, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Was geschah hier?
*
„Was soll das heißen, sie ist weg?“
„Ich weiß es nicht genau“, wimmerte der Satyr unter seinem Griff.
Zu nichts waren diese erbärmlichen Maden zu gebrauchen. Man sollte meinen, dass Kreaturen, die sich nach den Qualen anderer verzehrten, selbst hart im Nehmen waren. Armselige Wichte. Er musste sich beruhigen, sonst würde er nichts aus ihm herausbekommen. Ruckartig straffte er sich und ließ die Kehle des Satyrs los. Dieser starrte
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