Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
anständig.« Er grinste.
    »Gibst du mir Gelegenheit, Schatrandsch zu üben?«
    »Damit du mich besiegen kannst? Ich bezweifle, dass dir das gelingen wird.«
    Sie hatte Ehrlichkeit gewollt – da war sie.
    »Wirst du mir erzählen, was in Indien geschehen ist?«
    Von einem Augenblick zum nächsten war das Grinsen wie weggewischt.
    »Habe ich das nicht bereits getan?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist noch mehr passiert.«
    »Was bringt dich auf diesen Gedanken?«
    Er drehte das Gesicht dem Fenster zu, distanzierte sich von ihr. Sie schlang den Arm um seine Mitte und wartete. Nach einer Weile schaute er wieder auf sie hinunter.
    »Der Ausdruck, den ich manchmal in deinen Augen sehe«, sagte sie weich. »Dann scheint es, als bewahrtest du tief drinnen ein Geheimnis, das dich vergiftet.«
    »Kenne
ich deine
Geheimnisse, Mary?«
    »Nein«, gab sie zu.
    »Es ist kaum fair, von mir zu verlangen, dir meine preiszugeben, ohne mir deine zu offenbaren, meinst du nicht?«
    »Du hast recht. So nahe stehen wir uns nicht.« Sie legte den Kopf in den Nacken und musterte Hamish. »Wir sind Gefährten der Leidenschaft – keine Freunde.«
    Ihre Unverblümtheit irritierte ihn sichtlich. »Können wir nicht beides sein?«
    »Es dürfte klüger sein, bei Ersterem zu bleiben und nicht nach Zweiterem zu streben.«
    »Warum? Möchtest du nicht mein Freund sein?«
    Nein. Sie wollte ihn, wenn die Zeit käme, verlassen, ohne es als Verlust zu empfinden.
    Mary legte die Hände auf Hamishs Schultern und antwortete mit einer Gegenfrage: »Küsst du mich?«
    »Ist das eine Aufforderung?«
    »Nun, ich denke, wir sollten keine Zeit verschwenden.«
    Sie schlang die Arme um seinen Hals und dachte, dass ein Mann, dem so schwere Verletzungen zugefügt worden waren, nicht so verführerisch sein sollte – und dass eine Heilerin keine so lüsternen Gedanken bezüglich eines Patienten haben sollte.
    Sein Freund? Nein, sie wollte nicht Hamishs Freund sein. Das wäre ein gefährlicher Schritt in die Richtung tieferer Gefühle. Falls überhaupt, würde Hamish MacRae sein Herz nicht leicht verschenken, und sie sollte ihres sorgfältig bewachen.
    Sie ließ die Arme sinken und knöpfte sein Hemd auf, zog es aus dem Hosenbund und legte ihre Hände an Hamishs nackte Brust.
    »Ich sollte deine Verletzungen behandeln«, sagte sie.
    »Das tust du doch bereits.« Sein Lächeln war unglaublich bezaubernd mit diesem Hauch von Anzüglichkeit.
    Amüsiert schüttelte sie den Kopf über ihn.
    »Ich möchte, dass du dein Haar löst, wie du es letzte Nacht getan hast, aber ich möchte nicht, dass du deine Hände von mir nimmst. Wie kann ich beides haben?«
    Wie war es möglich, dass er mit ein paar simplen Worten eine solche Hitzewallung in ihr auslöste?
    Eilends begann sie, an ihrem Zopf herumzunesteln.
    »Ich bin so hässlich«, sagte er, »und du bist so unbeschreiblich schön.«
    Sie wünschte, er würde aufhören, solche Dinge zu sagen – und sie würde aufhören, mehr aus ihnen herauszuhören, als sie enthielten. Sie wünschte, sie würde sich ihm nicht so verbunden fühlen, dass sein Selbstzweifel ihr zu Herzen ging. Diese Tage sollten allein der Sinnlichkeit gewidmet sein, nicht Gefühlen.
    »Das bin ich nicht«, widersprach sie. »Ich sehe ganz durchschnittlich aus.«
    »Das trifft auf dich ebenso wenig zu wie auf mich. Wie würdest
du mich
beschreiben? Was bin ich in deinen Augen?«
    »Hamish«, antwortete sie. »Du bist einfach Hamish. Genügt das nicht?«
    Da war der Ausdruck wieder, dieses Grauen, über das er noch nicht gesprochen hatte. Sie konnte ihn nicht vor dem bewahren, was ihm bereits zugestoßen war, aber sie konnte ihm helfen, es zu vergessen.
    »Hamish«, wieder legte sie die Hände an seine Brust, »was immer sie dir angetan haben – es ist vorbei. Du musst es nicht im Gedächtnis behalten. Vergiss es.« So schnell, wie er gekommen war, verschwand der Ausdruck wieder.
    Hamish streckte die Hand aus und half Mary beim Lösen des Zopfes, fuhr immer wieder mit gespreizten Fingern in ihr Haar, bis es in weichen Wellen über ihre Schultern herabfiel.
    Mary stand mit Hamish am Fenster, aber sie sah keinen Anlass, sich in den Schatten zurückzuziehen. Sollte die Sonne ruhig Zeuge ihrer verbotenen Beziehung werden.
    »Küss mich, Hamish.«
    Er reagierte nicht. Als einzig überlebendes Kind ihrer Eltern war Mary mit einer Liebe überschüttet worden, die ihr ein Selbstvertrauen schenkte, das sie jetzt befähigte, Hamishs Gesicht in die

Weitere Kostenlose Bücher