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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Bitten an Sir John stoßen auf taube Ohren. Seit ich hier bin, bitte ich jeden Tag darum zu erfahren, wann mir der Prozess gemacht wird, aber ich habe nie eine Antwort erhalten.«
    Nun, wenigstens dem konnte er abhelfen. »Eure Anhörung findet morgen früh statt, Mrs. Gilly.«
    Als sie darauf nichts sagte, fuhr er fort: »Viele Menschen sind auf Eurer Seite, Mrs. Gilly, Menschen, die alles ihnen Mögliche tun werden, damit Ihr freigesprochen werdet.«
    »Das ist sehr freundlich von ihnen, aber ich weiß nicht, ob sie den Sheriff von meiner Unschuld überzeugen können.«
    Nachdem er Sir John kennengelernt hatte, war er zu der Ansicht gelangt, dass der Mann sich nicht leicht von der Unschuld eines Angeklagten überzeugen ließ.
    »Ich muss Euch diese Frage stellen, und ich hoffe, Ihr habt Verständnis dafür: Kann man Euch, was Euren Ehemann angeht, irgendetwas vorwerfen?«
    »Nein«, antwortete sie entschieden. »Außer vielleicht, dass ich ihm ein Ende seiner Qualen wünschte, denn in der letzten Zeit seines Lebens litt er entsetzlich.«
    Auch Marshall hatte schon Patienten besucht, an deren Bett er, wenn klar ersichtlich war, dass Gott diesen Weg für sie vorgesehen hatte, betete, dass ihr Tod schnell kommen möge.
    »Ich habe zwar beim Sheriff nicht die Erlaubnis dafür erbeten, aber ich denke nicht, dass es ein schweres Vergehen ist, Euch die Briefe auszuhändigen, die mir mitgegeben wurden.« Er zog einen Packen Umschläge aus der Tasche und reichte sie ihr. »Achtet darauf, dass sie niemand sieht«, mahnte er.
    Sie nickte. »Ich danke Euch«, sagte sie lächelnd, und er hielt mitten in der Bewegung inne, als ihm plötzlich bewusst wurde, wie wunderschön sie war.
    Der Wärter steckte den Kopf zur Tür herein, und Marshall stellte sich vor Mrs. Gilly, damit sie die Briefe verstecken konnte.
    »Die fünf Minuten sind um, Sir.«
    »Ich komme schon«, sagte er über die Schulter und fragte dann leise: »Soll ich jemand etwas von Euch ausrichten, Mrs. Gilly?«
    »Sagt allen, sie möchten für mich beten.«
     
    Vor dem Gericht warteten Hamish und die anderen auf Marshalls Rückkehr. Mr. Grant saß auf einem der steinernen Poller, die den Vorplatz umstanden. Die Gicht machte ihm wieder zu schaffen, aber aus Sorge um Mary war er trotzdem mitgekommen. Brendan lächelte über etwas, was Elspeth sagte, ein Bild inniger Zuneigung. Neid stieg in Hamish auf, und er schaute hastig weg, konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Portal.
    Als es sich schließlich öffnete, war er mit ein paar großen Schritten bei Marshall. »Was hat er gesagt?«
    »Ich bekam die Erlaubnis, Mrs. Gilly zu besuchen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Den Umständen entsprechend gut.« Er rückte seinen Hut zurecht. »Aber wir müssen Sir John ersuchen, ihr eine Pritsche und eine Decke zu bewilligen. Und vielleicht ein, zwei Kerzen.«
    »Unbedingt!«, drängte Hamish. »Sie fürchtet sich bei Dunkelheit.«
    Marshall sah ihn scharf an. »Die Verhandlung ist morgen, also hat sie, vorausgesetzt, sie wird freigesprochen, nur noch eine Nacht im Gefängnis vor sich.«
    »Sie sollte überhaupt nicht dort sein«, sagte Hamish heftig. Als er erfuhr, dass man sie eingesperrt hatte, war sein erster Impuls gewesen, sie zu befreien, doch die Anzahl der Wachleute hatte ihn eines Besseren belehrt.
    »Sie wird auf keinen Fall hierbleiben«, warf Mr. Grant ein.
    Marshall schaute ihn fragend an.
    »Der Sheriff kann über verschiedene Verbrechen urteilen, aber nicht über Mord. Wenn es genügend Beweise für Marys Schuld gibt, wird sie zum High Court of Judiciary, dem Obersten Gericht für Strafsachen, in Edinburgh überstellt.«
    Zu fünft machten sie sich auf den Rückweg zum Haus der Grants.
    »Der Sheriff kann doch nicht im Ernst glauben, dass Mary Gordon getötet hat«, sagte Elspeth.
    Marshall wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich habe den Eindruck gewonnen, er ist mit Leib und Seele Hüter des Gesetzes in Inverness. Wenn etwas auf einen Mord hindeutet, bringt er die Wahrheit ans Licht, selbst wenn er sie ein wenig verdrehen muss, um zu einem Schuldspruch zu kommen.«
    »Welche Beweise hat er gegen sie in der Hand?«
    »Das hat er mir nicht verraten«, antwortete Marshall, »aber morgen werden wir es erfahren.«
    »Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie er sie an den Galgen schickt«, sagte Hamish, dessen Magen sich wie ein Eisklumpen anfühlte.
    Elspeth starrte ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Alle schwiegen.
     
    Nachdem Mr. Marshall

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