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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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verschiedene Farben hat, Hamish – von Grün über Dunkelblau bis Lavendel.«
    »Da müsstest du erst mal das Mittelmeer sehen. Oder den Indischen Ozean. Dort ist es, als segle man über Amethyste oder Saphire, und das Wasser ist durchscheinend klar.«
    »Vermisst du das Meer?«
    Er überlegte und antwortete dann: »Ja. Meine älteren Brüder haben die Seefahrt ohne jedes Bedauern aufgegeben, aber ich muss immer wieder an mein Schiff denken oder mache mir Gedanken über das Schiff, das ich auf Alisdairs Werft für mich bauen lassen könnte.«
    »Vielleicht kehrst du ja eines Tages zurück aufs Meer«, hatte sie gesagt und dabei einen Stich in der Herzgegend verspürt.
    »Ja, vielleicht.«
    »Wie konnten die Bewohner diesen herrlichen Ort nur verlassen?«, hatte sie gefragt.
    »Manchmal ist selbst der schönste Ort unwirtlich. Vielleicht war der Großteil der Menschen, die hier lebten, gestorben, und die letzten fanden es dann einfach zu einsam.«
    Mary öffnete die Augen, und Hamish, Castle Gloom und der See verblassten.
    Sie schlang die Arme um sich und wünschte sich an einen sicheren Ort, wo ein Feuer behagliche Wärme verbreitete und sie das Meer sehen konnte.

Kapitel 20
    D ie Verhandlung fand in einem Gebäude statt, das aussah, als wäre es älter als Inverness. Die Mauern waren sechzig Zentimeter dick und mit rosafarbenem Bewurf verputzt, und die Flügeltür, durch die man in den Gerichtssaal gelangte, war drei Meter hoch und reichgeschnitzt.
    Hamish fragte sich, ob der Bau vor der Reformation wohl eine katholische Kirche gewesen war. Falls ja, war er nicht der geeignete Schauplatz für Sir Johns Art der Rechtsprechung. Hamish war dem Richter nie begegnet, aber was er über ihn gehört hatte, genügte, um ihn von Herzen verabscheuen zu lassen.
    Er saß mit Brendan und Mr. Marshall in der ersten Reihe, denn sie waren frühzeitig gekommen, da sie annahmen, dass die Verhandlung gut besucht sein würde. Kaum eine Stunde später war der Saal voll besetzt und die auf drei Seiten umlaufende Galerie desgleichen.
    Der Raum vor der Stirnwand wirkte wie eine Bühne, auf der in Kürze die Vorstellung beginnen würde. Linker Hand stand erhöht der Richtertisch, rechter Hand, auf drei Seiten von halbhohen Holzwänden umgeben, ein Stuhl. Dass sich beiderseits davon ein Uniformierter postierte ließ erkennen, dass dort Mary sitzen würde. In der Mitte, ebenfalls erhöht, stand ein hochlehniger, gepolsterter Ledersessel. Dort würden die Zeugen ihre Aussagen machen.
    Der hohen Decke wegen hallte es in dem großen Raum, und Hamish dachte angesichts des von Gelächter durchsetzten Stimmengewirrs, man könnte meinen, die Verhandlung diente zur Volksbelustigung.
    Als spürte Marshall seine wachsende Wut, lehnte er sich zu ihm herüber und flüsterte ihm zu: »Es ist gegen das Gesetz, eine Gerichtsverhandlung in der Zeitung abzudrucken. Darum muss jeder, der sich nicht auf Gerüchte verlassen will, herkommen. Es ist die reine Neugier, Mr. MacRae, nicht persönlich gemeint.«
    Hamish nickte, allerdings mehr, um Marshall zum Schweigen zu bringen, denn um seine Zustimmung zu bekunden. Wie konnte es »nicht persönlich gemeint« sein? Immerhin ging es um Marys Leben.
    Er war in der vergangenen Nacht immer wieder aus Alpträumen hochgeschreckt, aber darin war es nicht mehr um die Wüste gegangen. Er hatte den Galgen gesehen und Mary, die, ein entschlossenes Lächeln im Gesicht, darauf zugeführt wurde.
    Die Tür zur Linken öffnete sich, und Sir John strebte auf den Richtertisch zu. Ein finsterer Blick ins Publikum, und es kehrte Stille ein.
    Der Richter trug eine schwarze Robe und eine weiße Perücke mit an Würste erinnernden Wülsten an den Seiten.
    Gerade eben hatte Hamish die unpassende Heiterkeit im Raum noch verwünscht – jetzt sehnte er sie sich zurück. Die Miene des Sheriffs machte die Hoffnung zunichte, dass es sich bei dieser Anhörung um eine reine Formsache handelte, eine Gelegenheit, Mary freizusprechen und alle Gerüchte zum Schweigen zu bringen.
    Als Mary hereingeführt wurde, ging ein Raunen durch den Saal. Brendan legte schwer die Hand auf Hamishs Schulter, um ihn auf seinem Platz zu halten.
    »Du hilfst ihr nicht, wenn du hinausgeworfen wirst«, flüsterte sein Bruder ihm zu.
    »Sieh dir doch an, was das Gefängnis aus ihr gemacht hat!«
    Marshall warf ihm einen besorgten Blick zu, als Sir John stirnrunzelnd in ihre Richtung schaute.
    Mary hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihr Mund war beinahe ebenso blass

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