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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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zu begreifen, dass Mary tatsächlich im Gefängnis war. Neben dem Eingang zum Gericht hing eine Reihe von Bekanntmachungen mit Namen und den jeweiligen Gesetzesübertretungen, die von Vandalismus bis Diebstahl reichten. Und darunter – für sich allein: »Mary Gilly – Mord«.
    Es gelang Hamish nicht, den Wachtmann am Gefängniseingang zu überreden, ihn zu Mary zu lassen. Der einzige Mensch, der hier das Sagen hatte, war Sir John Pettigrew, und der war nicht gewillt, Besuche bei ihr zu gestatten.
    Es geschah nicht zum ersten Mal, dass der Name und das Vermögen der MacRaes keine Wirkung zeitigten. In Indien hatte Hamish anfangs gehofft, die Atavasi hätten ihn gefangen genommen, um Lösegeld zu erpressen. Als ihm klarwurde, dass sie keinerlei Interesse an seinem Geld hatten, schwand seine Hoffnung auf ein schnelles Ende seiner Gefangenschaft, und er war allein auf seine Erfindungsgabe angewiesen, um den Folterknechten zu entkommen.
    Doch auch diese vermochte nicht, ihm Sir Johns Tür zu öffnen. Er hatte es vorgestern versucht und gestern, und auch heute hatte der Wachmann ihm einen Besuch bei Mary verwehrt – und sogar einen Besuch beim Sheriff verweigert.
    »Und weshalb ist er nicht bereit, mich zu empfangen?«, wollte Hamish von dem Mann wissen.
    »Er ist nicht dazu verpflichtet, sich vorab zu äußern. Mrs. Gillys Anhörung ist vorgesehen, und danach wird er über ihr Schicksal entscheiden.«
    »Und wann wird die sein?«, fragte Hamish ungeduldig.
    »Ich habe keine Ahnung, Mann. Ihr werdet es genauso erfahren wie wir alle – durch eine Bekanntmachung an der Hauswand.«
    »Ich will Mrs. Gilly sehen.«
    Der Mann lächelte ironisch. »Das könnt Ihr, wenn sie auf der Anklagebank sitzt. Sie hat kein Besuchsrecht.« Damit schlug er Hamish die Tür vor der Nase zu.
    »Ich glaube, Euch würde Sir John gestatten, sie zu besuchen«, sagte Hamish zu Matthew Marshall. »Wenn aus keinem anderen Grund, so doch als geistlichem Beistand.«
    »Die schottische Kirche ist ein Bestandteil des alltäglichen Lebens, aber sie hat keinen Einfluss auf die Handlungen der Beamten, Mr. MacRae. Davon abgesehen – was sollte ich ihr denn sagen?«
    »Dass ihre Freunde an sie denken und sie sich keine Sorgen machen soll.«
    »Also, ich fürchte, dass sie allen Grund hat, sich
große
Sorgen zu machen.«
    Zu seinem Leidwesen teilte Hamish diese Ansicht. Als er auf dem Weg zu seinem Zimmer durch die Gaststube gekommen war, hatte er den Wirt über Mary reden hören.
    »Sie war ein hübsches Mädchen, und sie ist zu einer hübschen Frau herangewachsen«, hatte er gesagt. »Da fragt man sich doch, warum sie ausgerechnet einen so alten Mann geheiratet hat.«
    »Wegen seines Vermögens natürlich«, meinte ein anderer lachend.
    »Vergesst Charles nicht«, warf eine dritte Stimme ein. »Von dem alten Mann bekam sie Geld und von dem jungen Zuneigung.«
    Wo Hamish auch hinkam, überall wurde der Fall diskutiert. Auf dem Weg zu den Grants hatte er heute Nachmittag im Vorbeigehen eine Gruppe Matronen aufgeregt über Mary schnattern hören.
    »Eine Frau gehört an die Seite ihres Ehemanns, vor allem, wenn er krank ist.«
    »Sie war ständig unterwegs, sogar noch, als er dahinsiechte. Und dabei war Gordon immer kerngesund gewesen.«
    »Glaubt Ihr, dass sie ihn getötet hat?«
    »Immerhin ist sie jetzt reich, oder?«
    »Ihr empfindet große Zuneigung für Mrs. Gilly, nicht wahr?«, holte Mr. Marshall ihn in die Gegenwart zurück.
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«, fragte Hamish.
    »Nun, manche könnten es vielleicht seltsam finden, denn Ihr wart doch Ihr Patient.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Es wäre möglich, insbesondere, da Ihr eine ganze Weile allein mit Ihr wart.«
    Woher wusste der Mann das? Hatte Brendan es ihm erzählt?
    »Ihr solltet Euch überlegen, ob es im Moment klug wäre, Eure Sorge um Mrs. Gilly zu bekunden. Das Letzte, was sie in dieser Situation braucht, sind zusätzliche Spekulationen über sie.«
    Und das Letzte, was
Hamish
brauchte, waren Ratschläge von Matthew Marshall, aber er sprach es nicht aus.
    »Werdet Ihr Euch um eine Besuchserlaubnis bemühen?«, fragte er.
    Der Prediger sah ihn nachdenklich an und nickte schließlich. »Ich werde Sir John morgen früh aufsuchen – aber mehr um ihret- als um Euretwillen.«
    Hamish dankte ihm und begab sich in den privaten Salon der Familie, um sich zu verabschieden. Brendan schloss sich ihm an. Er war ein paar Tage zuvor aus seinem Quartier ins Rose and Crown umgezogen, und

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