Geliebter Lord
wie ihr Gesicht, und Hamish kam es vor, als hätte sie Gewicht verloren.
Sie trug das geflochtene Haar im Nacken zum Knoten geschlungen, das Schultertuch über der Brust gekreuzt und hielt die Hände in Taillenhöhe wie zum Gebet gefaltet. Hamish stieß unwillkürlich einen Laut der Bestürzung aus, als er erkannte, dass es Fesseln waren, die diese Pose bedingten, doch er zwang sich, sitzen zu bleiben, und schüttelte Brendans Hand ab.
Sobald Mary saß und der Wärter, der sie hereingebracht hatte, an die Seite getreten war, rief Sir John, ohne sich mit einführenden Worten aufzuhalten, den ersten Zeugen auf.
Der Mann war untersetzt und stämmig, hatte ein Bulldoggengesicht und schwarzes Haar, das fast bis zu seinen Augen herabfiel.
»Nennt Euren Namen und die Art Eurer Beziehung zu der Angeklagten.«
»Mein Name ist Archibald Smyth, ich bin der Vertreter des Richters von Inverness Shire und kenne Mary Gilly, seit ich sie am dreißigsten Oktober dieses Jahres auf Castle Starn verhaftet habe.«
Er zeigte mit dem Finger auf Mary. Sie zuckte nicht mit der Wimper.
»Habt Ihr mit der Angeklagten gesprochen?«
Der Mann nickte. »Ja, das habe ich. Sie sagte, dass sie ihren Mann nicht getötet hätte, dass sie nicht glaubte, dass ihr Mann ermordet worden wäre, und dass sie trotz ihrer Erfahrung als Heilerin nicht wüsste, woran genau ihr Mann gestorben sei.«
»Hat sie sonst noch etwas gesagt?«
»Nein, Sir. Und sie hat diese Aussagen aus freien Stücken gemacht, ohne jeden Zwang.«
Der Zeuge wurde entlassen.
Der nächste starrte Mary böse an, bevor er Platz nahm.
»Mein Name ist Hugh Grampian«, begann er. »Ich bin Arzt in Inverness. Den verstorbenen Gordon Gilly kannte ich zwanzig Jahre. Er konsultierte mich früher hin und wieder, aber seit seiner Heirat vor elf Jahren hatte ich beruflich erst wieder drei Monate vor seinem Tod mit ihm zu tun. Er kam in meine Praxis in der James Street und erklärte mir, er würde sich nur von mir behandeln lassen, wenn ich ihm zusicherte, seiner Frau nichts davon zu sagen.«
Hamish warf einen Blick zu Mary und fragte sich, ob ihre unbewegte Miene ihr beim Sheriff wohl eher schadete oder nützte. Sir Johns Gesicht war ebenso ausdruckslos.
»Ganz offensichtlich verdient sie den guten Ruf nicht, den sie als Heilerin genießt, denn Mr. Gilly wendete sich an mich, weil sie ihm offensichtlich nicht helfen konnte. Er klagte über Fieber und Übelkeit, erwähnte, dass er sich übergeben hätte. Ich deutete seine Beschwerden als Verdauungsstörung und verordnete ihm einen Trank, der Magnesium und Soda enthielt. Zwei Wochen später erschien er wieder bei mir und erklärte, dass die Schmerzen in seinem Leib stärker geworden seien. Daraufhin verordnete ich ihm eine Mischung aus Rhabarber, Soda, Kreide und Quecksilber.«
»Besserte sich sein Zustand?«
»Im Gegenteil, aber er bestand nach wie vor darauf, nur zu mir zu kommen, wenn seine Frau unterwegs war, um Patienten zu behandeln.« Er ließ den Blick über das Publikum gleiten. »Wenn man krank ist, sollte man den Rat seines Arztes befolgen und sich nicht von irgendjemandem etwas anderes einreden lassen.«
»Mr. Gillys Zustand verschlechterte sich also.«
»So ist es«, bestätigte der Arzt. »Er wurde von Woche zu Woche schwächer. Und reizbarer. Ich würde sogar so weit gehen, von geistiger Verwirrung zu sprechen. Manchmal hielt er mich für seinen Vater und ein anderes Mal für den Sohn, den er nie hatte, und einmal bemerkte er, dass ich die gleichen Schnurrhaare hätte wie die Nachbarskatze.« Das darauf folgende Kichern bescherte dem Publikum einen finsteren Blick von ihm. Der Richter räusperte sich, und es kehrte wieder Ruhe ein. »Nach einer Weile war er so unsicher auf den Beinen«, fuhr Dr. Grampian fort, »dass es ihm große Schwierigkeiten bereitete, das Haus zu verlassen, und schließlich konnte er nicht einmal mehr aus dem Bett aufstehen. Im August drängte er mich dann, nicht mehr zu kommen, weil er nicht wollte, dass seine Frau sich durch meine Besuche gekränkt fühlte, falls sie davon erführe.«
Wieder richtete der Arzt den Blick auf Mary. »Er schien überzeugt zu sein, dass alles, was ich täte, um ihm zu helfen, von dieser Frau mit Missgunst betrachtet würde.«
Mary schaute auf ihre gefesselten, gefalteten Hände hinunter.
»Wann habt Ihr Mr. Gilly zum letzten Mal gesehen?«
»Am dreiundzwanzigsten September. Ich hatte entgegen seinem Wunsch aus Sorge nach ihm schauen wollen und erfuhr, dass er
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