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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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sie machten sich gemeinsam auf den Weg dorthin.
    »Was hast du Mr. Marshall erzählt?«, fragte Hamish, um einen ruhigen Ton bemüht.
    Brendan sah ihn überrascht an. »Worüber?«
    »Über Marys Aufenthalt auf Castle Gloom.«
    »Nichts«, antwortete sein Bruder, aber Hamish fiel auf, dass er ihm dabei nicht in die Augen schaute. »Nun ja, ich habe vielleicht etwas zu Elspeth gesagt«, gab er widerstrebend zu. »Aber sonst zu niemand.«
    Dann musste die Tochter der Grants es dem Geistlichen wiedergegeben haben. Letztendlich, fand Hamish, war es unerheblich. Des Mordes beschuldigt zu werden war bedeutend schlimmer, denn als liederliches Frauenzimmer zu gelten.
    »Wird Mr. Marshall Sir John aufsuchen?«
    Hamish nickte. »Morgen.«
    Brendan sah im Weitergehen immer wieder zu ihm herüber, als liege ihm etwas auf der Seele. Schließlich sprach er es aus: »Deinem Verhalten nach bedeutet Mary dir mehr als nur eine vorübergehende Gespielin.«
    Hamish blieb abrupt stehen und wandte sich seinem Bruder zu. Sie waren gegenüber dem Gasthaus angelangt, und die Laterne davor beleuchtete ihre Gesichter.
    Wann hatten seine Gefühle sich von reiner Lust zu etwas anderem verwandelt? An dem Tag, als er beobachtete, wie sie, nachdem er aufgestanden war, im Schlaf die Decke bis ans Kinn hochzog? In einem Moment war sie eine Sirene, im nächsten ein kleines Mädchen. Sie musste seinen Blick gespürt haben, denn sie öffnete die Augen. Sie sah ihn schweigend an, und Hamish spürte sein Herz schlagen und seine Kehle eng werden.
    An jenem Morgen war ihm klargeworden, dass er sie nach Inverness zurückbringen sollte. Stattdessen schlüpfte er zu ihr ins Bett, und sie liebten sich bis zum Mittag. Er hatte sich vorgemacht, es wäre schiere Lust, aber nie zuvor hatte Begehren sich so zärtlich angefühlt.
    Bis er Mary kennenlernte, hatte er sich nie für den Charakter einer Frau oder ihre Ansichten interessiert.
    »Sie bedeutet mir sehr viel mehr«, beantwortete er Brendans Frage.
    »Glaubst du, sie hat ihren Ehemann getötet? Anders gefragt: Würde es dir etwas ausmachen, wenn es so wäre?«
    Sie überquerten die Straße, und Hamish dachte nach. Er erinnerte sich an eine andere Situation mit Mary. Nachdem sie sich fast die ganze Nacht geliebt hatten, wollte Hamish die Kerze neben dem Bett löschen, doch Mary hielt seine Hand fest.
    »Kannst du sie nicht brennen lassen?«
    »Hast du etwa Angst vor der Dunkelheit?«, neckte er sie.
    »Ein wenig«, bestätigte sie es zu seiner Überraschung.
    »Manche Menschen überwinden ihre Ängste aus der Kindheit nie.«
    »Ich hatte als Kind keine Angst vor der Dunkelheit.« Mary setzte sich auf die Bettkante, und Hamish wurde bewusst, dass er bis zu diesem Augenblick nie bemerkt hatte, wie schön der Rücken einer Frau sein konnte. »Ich fürchte sie erst seit Gordons Tod. Manchmal, wenn ich mich ganz schnell umdrehe, glaube ich, ihn zu sehen.«
    Hamish legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Glaubst du, dass Geister sich deshalb so selten sehen lassen?«, fragte sie. »Weil sie wissen, dass die Lebenden sich vor ihnen fürchten? Das würde erklären, warum es kaum Beweise für die Unsterblichkeit gibt, die die Geistlichen mit solchem Nachdruck beschwören.«
    »Ich habe noch niemand Nahestehenden verloren«, hatte er gesagt. »Außer einen Großonkel in meiner Kindheit. Aber ich denke, wenn es so wäre, würde ich mich freuen, die Verstorbenen zu sehen.«
    Mary schüttelte heftig den Kopf. »Ich will Gordon nicht sehen. Nicht so, wie er aussah, als es mit ihm zu Ende ging. Er siechte an dieser schrecklichen Krankheit dahin, und ich konnte nichts für ihn tun. Als er starb, war er nur noch ein Skelett.«
    Hatte sie ihm etwas gegeben, um sein Leiden zu verkürzen? Waren Schuldgefühle der Grund dafür, dass sie Gordon nicht sehen wollte?
    Nein. Er hätte es erkannt, wenn sie diese Art von Schuld trüge – so wie ein Beladener den anderen erkannte.
    »Nein, es würde mir nichts ausmachen«, antwortete er aufrichtig.
    Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um eine Frau zu retten, die vielleicht getan hatte, wessen sie beschuldigt wurde, weil er etwas wusste, was dem Richter und Brendan wahrscheinlich unbekannt war: Auch ein guter Mensch konnte etwas Schlimmes tun.
     
    Sir John Pettigrew machte auf Matthew nicht den Eindruck eines Mannes, mit dem man vernünftig reden konnte. Oder der ein weiches Herz hatte.
    »Ich gestatte Euch fünf Minuten mit ihr, und das nur, weil Ihr Geistlicher

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