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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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mit ihm also keinen Streit anfangen.«
    Ralph kniff die Augen zusammen und musterte Mandric von oben bis unten. »Ach, du bist das?« Er war nicht bereit, Mandric gebührend anzusprechen, dazu stand dieser viel zu weit unter ihm. Schließlich war er Angelsachse. »Es wundert mich, dass du Hayla immer noch als deine Braut ansiehst. Schlag dir das aus dem Kopf, oder soll ich dir erzählen, wie bereitwillig sie schon einmal in meine Arme gesunken ist?«
    »Das ist eine infame Lüge!« Hayla sprang auf und schüttete den Rest ihres Bieres Ralph mitten ins Gesicht. »Ihr wisst, wie sehr ich Euch verabscheue, außerdem seid Ihr ein gemeiner Meuchelmörder.«
    Der Vorfall war von Yven de Mantes, der am anderen Ende des Gastraumes saß, nicht unbemerkt geblieben. Nun kam er herüber und fragte verärgert: »Was ist hier los?«
    »Die Gefangene hat mich grundlos angegriffen, Sir.« Ralph wischte sich mit dem Ärmel das Bier aus dem Gesicht. »Man sollte sie in Ketten legen, diese kleine Bestie.«
    De Mantes’ Blick ging zwischen Ralph, Mandric und Hayla, die stumm den Kopf gesenkt hielt, hin und her. Er kannte Ralph Clemency noch nicht lange. Der Mann hatte sich ihm angeschlossen, als er mit dem Befehl, das Mädchen Hayla nach London zu bringen, nach Cornwall gekommen war. Clemency behauptete, sich in Penderroc Castle auszukennen, und de Mantes hatte ihn mitgenommen, weil der Mann ihm bei einer Erstürmung der Burg hätte behilflich sein können. Während der Belagerung hatte de Mantes jedoch festgestellt, welch unangenehmer Zeitgenosse dieser Clemency war. Er war rechthaberisch, zornig und aufbrausend und sprach dem Alkohol mehr zu, als es gut für ihn war. Sein Blick ging zu Lady Constance Aubrey. Deutlich klangen ihm die Worte des Königs, auf die Lady achtzugeben und sie mit nach London zu bringen, in den Ohren. De Mantes hatte davon gehört, dass Lady Constance dem König nahestand. Obwohl sie zweifellos von einer aparten Schönheit war, fröstelte er in ihrer Gegenwart, denn sie hatte etwas an sich, was ihn abstieß. Im Augenblick waren sie und ihre Kammerfrau jedoch die einzigen Frauen in seiner Umgebung, darum sagte er streng: »Lady Constance, ich bitte Euch, kümmert Euch um Lady Hayla. Ich stelle sie unter Eure Obhut, denn meinen Männern kann ich diesbezüglich nicht vertrauen. Ihr versteht, was ich meine?«
    Constance unterdrückte einen wenig damenhaften Fluch. Hinter ihrem Rücken ballte sie die Hände zu Fäusten, aber äußerlich blieb sie ganz ruhig. »Wie Ihr wünscht, Sir de Mantes. Aber sagt mir bitte, warum nennt Ihr dieses Geschöpf
Lady
Hayla? Sie mag wohl von hoher Geburt sein, sie hat jedoch durch ihr Verhalten und unsittliches Benehmen jeglichen Anspruch auf eine solche Anrede verwirkt. Zudem ist sie nichts weiter als eine dumme Angelsächsin und unsereins nicht ebenbürtig.«
    »Bei allem Respekt, Mylady, aber eine solche Beurteilung steht Euch nicht zu. Das von König William in England eingeführte Rechtssystem gilt für jeden – gleichgültig, ob Normanne oder Angelsache.« In de Mantes’ Stimme klang Tadel, und Constance knirschte mit den Zähnen über diese Zurechtweisung. »In London wird Lady Hayla vor ein ordentliches Gericht gestellt, da wird sich ihre Schuld oder Unschuld erweisen. Bis dahin trage ich für sie die Verantwortung, und ich möchte nicht, dass ihr ein Leid geschieht. Ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt?« Er sah in die Runde, und Ralph und Mandric blieb nichts anderes übrig, als zögernd zu nicken.
     
    In dieser Nacht fand Hayla keinen Schlaf. Sie musste die Kammer mit Constance Aubrey und ihrer Kammerfrau Luchia teilen, doch während die beiden Frauen schnell einschliefen, lag Hayla wach und starrte in die Dunkelheit. Man hatte ihre Füße mit dicken Seilen an einen in der Wand eingelassenen Eisenring gefesselt und als Unterlage dienten ihr lediglich etwas Stroh und eine schmutzige Wolldecke. Durch die scheibenlose Fensteröffnung, die wegen der Hitze unverschlossen war, konnte sie den Halbmond sehen, und sie fragte sich, was Bosgard im Moment wohl tat. Sicher zürnte er ihr, da er nicht verstand, dass sie nicht anders hatte handeln können. Ob er wohl Pläne schmiedete, sie zu befreien? Hayla lachte leise und wehmütig. Bestimmt würde er dies tun, wie sollte ihm eine Verfolgung jedoch ohne Pferde möglich sein? De Mantes trieb seine Männer zur Eile an, er wollte sie so schnell wie möglich nach London bringen. Selbst wenn es Bosgard gelingen

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